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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
– führte
durch tiefe Schluchten und über abenteuerliche Hängebrücken. Hugh zeigte
Iridal, nachdem sie eine glücklich überquert hatten, wie ein einziger
Schwertstreich die Brücke mitsamt allem, was sich darauf befand, in den Abgrund
befördern konnte. Und wenn es doch einem feindlichen Heer gelang, sich den Weg
zum Gipfel zu erkämpfen, geboten ihnen starke Mauern Einhalt, verteidigt von
Männern und Frauen, die nichts zu verlieren hatten.
    Was Wunder, daß sowohl König Stephen als auch
Kaiser Agah’ran jeden Gedanken an eine Eroberung längst aufgegeben hatten,
außer vielleicht in Wunschträumen.
    Die Bruderschaft wußte sich selbst unangreifbar.
Ihr weitverzweigtes Netzwerk von Spionen warnte sie sofort vor jeder sich
anbahnenden Bedrohung, lange bevor diese greifbar wurde. Mit der Wachsamkeit
nahm man es deshalb nicht sehr genau. Die Tore standen offen, die Wächter
spielten Runenschach und machten sich nicht einmal die Mühe, vom Brett
aufzusehen, als Hugh und Iridal vorbeigingen. Durch das Tor gelangte man in
einen gepflasterten Vorhof.
    Die meisten der Außengebäude standen leer,
obwohl es im Falle eines drohenden Angriffs binnen kurzem von den Einwohnern
Klervashnas gewimmelt hätte. Hugh und Iridal begegneten keiner lebenden Seele
auf dem sanft ansteigenden Weg zum Palast.
    Älter als der Rest war dieses Gebäude das
Hauptquartier der Bruderschaft, die es sich leisten konnte, dreist ihre eigene
Fahne zu hissen – ein blutrotes Banner mit einer erhobenen Hand. Das Portal,
aus Holz (eine Rarität auf Arianus und entsprechend kostbar) und reich mit
Schnitzereien verziert, war fest verschlossen und verriegelt.
    »Wartet hier«, befahl Hugh. Er deutete auf einen
Punkt am Boden. »Und rührt Euch nicht da weg.«
    Iridal, fast willenlos vor Müdigkeit, sah nach
unten. Sie stand auf einer Steinplatte, die sich, wie sie jetzt bei näherem
Hinsehen bemerkte, in Form und Färbung von dem übrigen Pflaster unterschied.
Sie war so behauen, daß sie einer flachen Hand glich.
    »Bleibt genau da stehen«, warnte Hugh nochmals.
Er nickte zu einer schmalen Schießscharte hin, im Mauerwerk über dem Portal.
»Ein Pfeil ist auf Euer Herz gerichtet. Ein Schritt nach rechts oder links und
Ihr seid tot.«
    Iridal erstarrte. Ängstlich richtete sie den
Blick auf die senkrechte Öffnung in der Mauer, hinter der nichts zu erkennen
war – kein Leben, keine Bewegung. Doch ließ Hughs Tonfall keinen Zweifel daran,
daß er die Wahrheit gesagt hatte. Sie blieb auf der handförmigen Steinplatte
stehen, während Hugh sich der Tür näherte. Er studierte die Schnitzereien im
Holz: Hände, offen, flach, ähnlich dem Symbol auf der Fahne. Es waren zwölf im
Ganzen, zu einem Kreis angeordnet. Hugh wählte eine aus und legte seine eigene
Hand in die Vertiefung. 56 Die Tür schwang nach innen.
    »Kommt«, sagte er zu Iridal und winkte sie
heran. »Es besteht keine Gefahr mehr.«
    Ohne die Schießscharte aus den Augen zu lassen,
hastete Iridal zu ihm. Das mächtige Gebäude wirkte bedrückend, es warf einen
Schatten düsterer Vorahnungen auf ihr Gemüt. Dankbar griff sie nach Hughs ausgestreckter
Hand und klammerte sich daran fest.
    Hugh sah ihr besorgt in das blasse Gesicht. Ein
mahnender Blick unter zusammengezogenen Brauen warnte sie, ruhig zu bleiben,
um jeden Preis die Beherrschung zu bewahren. Iridal senkte den Kopf, zog sich
die Kapuze ins Gesicht und folgte ihm ins Innere der Festung.
    Augenblicklich schlugen die Türflügel hinter
ihnen zu, ein Eisengitter fiel krachend herab. Nach der Helligkeit draußen war
Iridal im ersten Moment halb blind. Hugh blieb regungslos stehen und wartete,
bis seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten.
    »Hier entlang«, sagte eine dürre Stimme, die
sich anhörte wie das Knistern von sehr altem Pergament. Rechterhand hörte man
etwas sich bewegen.
    Hugh folgte dem Geräusch mit der Sicherheit dessen,
der sich auskannte. Er hielt Iridals Hand fest, die sich dankbar von ihm führen
ließ. Die Dunkelheit war unheimlich, angsteinflößend. Aber sie hatte es so
gewollt. Wer auf Abenteuer auszog, tat gut daran, sich beizeiten an unheimliche,
angsteinflößende Orte zu gewöhnen.
     
    »Hugh Mordhand«, sagte die dürre Stimme. »Wie
schön, Euch wiederzusehen, Sire. Es ist lange her.«
    Sie betraten eine fensterlose Kammer, erhellt
von dem gelblichen Licht eines Glühsteins in einer Laterne. Ein knorriger,
gebeugter alter Mann musterte

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