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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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wollte ihn mit sich
ziehen, aber die Posten verwehrten ihm mit vorgehaltenen Speeren den
Durchgang. Niemand achtete auf den Hund, der zwischen den Beinen der Soldaten
hindurchlief und hechelnd von einem zum anderen schaute.
    »Dieser Mann hat mein Leben gerettet!« rief
Gram. »Er hat mich gefunden. Ich war allein, am Verhungern. Er hat sich um mich
gekümmert, obwohl er nicht glaubte, daß ich der Prinz bin.«
    »Ist es wahr, Euer Hochwohlgeboren?« fragte
Hugh, in Haltung und Sprechweise ganz der einfältige Hinterwäldler. »Vergebt
mir, wenn ich ihm nicht geglaubt habe. Ich dachte, er wäre verrückt. Die weise
Frau im Dorf hat gesagt, der einzige Weg, ihn zu heilen, wäre, ihn
herzubringen, damit er sieht…«
    »Aber ich bin nicht verrückt! Ich bin der
Prinz!« Gram schüttelte die goldenen Locken, sein unschuldiges Gesicht glühte,
die blauen Augen strahlten. Der verlorene Sohn war heimgekehrt. »Sagt es ihm,
Hauptmann Miklovich. Sagt ihm, wer ich bin. Ich habe versprochen, ihn zu
belohnen. Er ist sehr gut zu mir gewesen.«
    »Bei den Ahnen!« stieß der Hauptmann hervor. Er
konnte den Blick nicht von Gram abwenden. »Es ist der junge Prinz!«
    »Wahrhaftig?« Hugh riß die Kappe vom Kopf und
knetete sie zwischen den Händen, während er sich unauffällig an den Posten
vorbeischob. »Ich wußte es nicht, Euer Hochwohlgeboren. Vergebt mir. Ich dachte
wirklich, der Junge wäre verrückt.«
    »Dir vergeben!« Der Hauptmann lächelte breit.
»Du hast soeben dein Glück gemacht. Du wirst der reichste Bauer in Volkaran
sein.«
    »Was geht da draußen vor?« ertönte König
Stephens Stimme aus dem Innern des Pavillons. »Ist etwas geschehen?«
    »Allerdings, Majestät, ein Wunder!« rief der
Hauptmann. »Kommt und seht!«
    Die Soldaten grinsten, nahmen die Hände von den
Waffen.
    Gram hatte Hughs Anweisungen genau befolgt und
ihn mit in den Kreis gezogen. Jetzt ließ er Hughs Schwertarm los und trippelte
ein Stück zur Seite, um dem Assassinen nicht im Weg zu stehen. Keiner beachtete
den ›Bauern‹. Aller Augen ruhten auf dem goldhaarigen Prinzen und dem
Zelteingang. Man hörte Stephens und Annes hastige Schritte. Bald würden Eltern
und Kind glücklich vereint sein.
    Der Hauptmann ging ein Stück vor Hugh und ein,
zwei Schritte hinter Gram, der aufgeregt zum Zelteingang hüpfte. Der Hund
trabte unbeachtet hinterdrein.
    Der Sergeant schlug die Zeltklappe zur Seite und
band sie fest. Er befand sich links von Hugh.
    Ausgezeichnet, dachte Hugh. Seine Hand stahl
sich im Schutz des Umhangs und des weiten Kittels zum Gürtel, die Finger
schlössen sich um das Heft eines Kurzschwerts – eine miserable Waffe für einen
Assassinen. Die breite, flache Klinge fing das Licht ein und wurde zum Fanal in
der Hand des Unachtsamen. Stephen erschien in der Öffnung, er kniff die Augen
zusammen, um sich an die Helligkeit der Wachfeuer zu gewöhnen. Anne, das Gewand
vor der Brust zusammengerafft, blickte über seine Schulter.
    »Was gibt’s?…«
    Gram sprang vor und breitete die Arme aus.
»Mutter! Vater!« jubelte er glückstrahlend.
    Stephen erbleichte, ein Ausdruck des Entsetzens
flog über sein Gesicht. Er wich taumelnd zurück.
    Gram agierte untadelig. An diesem Punkt sollte
er sich umdrehen, nach Hughs Hand greifen und den Assassinen nach vorn ziehen,
sich dann zur Seite werfen, damit Hugh den Todesstoß führen konnte. So war es
abgesprochen.
    Aber Hugh hatte andere Pläne. Er war
entschlossen zu sterben. Vielleicht zwei, drei Atemzüge blieben ihm noch.
Wenigstens konnte er damit rechnen, daß der Tod diesmal schneller kam. Ein
Schwert durch den Hals oder die Brust. Man würde kein Risiko eingehen bei einem
Mann, der versuchte, den König zu ermorden.
    »Das ist der Mann, dem ich mein Leben verdanke,
Vater«, rief Gram. Er drehte sich herum, wollte nach der Hand des Assassinen
greifen.
    Hugh zog sein Schwert, langsam, ungeschickt. Er
hob es hoch über den Kopf, ließ es im Feuerschein blitzen und stieß einen
wilden Schrei aus. Dann stürzte er sich auf Stephen.
    Die Gardesoldaten reagierten augenblicklich. Sie
sahen die funkelnde Klinge, hörten den Schrei, ließen die Speere fallen und
warfen sich auf den Mörder. Der Hauptmann schlug ihm die Waffe aus der Hand,
zog sein eigenes Schwert und stand im Begriff, Hugh den raschen Tod zu geben,
nach dem es ihn verlangte, als ein schwerer, bepelzter Körper gegen ihn
prallte.
    Die Ohren gespitzt und mit glänzenden Augen

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