Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
Der Sergeant und seine Männer zogen
ihren Kreis enger.
    Der opalisierende Schimmer des Koralits
beleuchtete Grams Gesicht. Wie er so mit geschlossenen Augen dalag, sah er aus
wie jeder schlafende Junge, der einem neuen Tag kindlicher Spiele und Streiche
entgegenträumt. Nur die blutigen Hände straften diesen Eindruck Lügen. Hugh
nahm seinen zerschlissenen Umhang ab und breitete ihn über Gram. Er sprach
kein Wort, Iridal machte keine Bewegung. Die Soldaten schlössen den Ring aus
Stahl um das Zelt des Königs, als wäre nichts vorgefallen. Aus dem Lager tönte
Gesang herüber, die Feier war im vollen Gange.
    Trian kam aus dem Pavillon. Die Hände vor der
Brust gefaltet, ging er mit schnellen Schritten zu der Stelle, wo Hugh und
Iridal allein bei dem Toten standen.
    »Seine Majestät wird leben«, sagte er.
    Hugh knurrte, er preßte den Handrücken an die
blutende Wange. Iridal erschauerte und hob den Blick zum Gesicht des Magiers.
    »Die Wunde ist nicht schwer«, fuhr Trian fort.
»Die Klinge wurde von den Rippen abgelenkt, es sind keine lebenswichtigen
Organe verletzt. Der König hat viel Blut verloren, doch er ist bei Bewußtsein
und fühlt sich den Umständen entsprechend gut. Er wird an der Vertragsunterzeichnung
morgen teilnehmen. Seine Blässe und langsamen Bewegungen wird man den
Nachwirkungen des Elfenweins zuschreiben. Ich brauche nicht zu betonen, daß
all dies geheimgehalten werden muß.«
    Der Magus schaute von einem zum anderen und befeuchtete
sich die Lippen. Nach einem Blick auf die verhüllte Gestalt am Boden vermied
er es, nochmals hinzusehen.
    »Die Majestäten bitten mich, ihre Dankbarkeit zu
übermitteln – und ihr Mitgefühl. Worte vermögen nicht auszudrücken…«
    »Dann haltet den Mund«, sagte Hugh.
    Trian wurde rot, doch er schwieg.
    »Darf ich meinen Sohn mit mir nehmen?« fragte
Iridal ruhig.
    »Selbstverständlich, Lady Iridal«, erwiderte
Trian freundlich. »Das wäre das beste. Wenn ich fragen darf, wohin…«
    »Ins Hohe Reich. Dort werde ich den
Scheiterhaufen für ihn errichten. Niemand wird es erfahren.«
    »Und Ihr, Hugh Mordhand?« Trian wandte sich an
den Assassinen. »Werdet Ihr sie begleiten?«
    Hugh schien unschlüssig zu sein, ob er antworten
sollte oder nicht. Er strich wieder mit der Hand über die Wange und starrte
auf das Blut an seinen Fingern, dann wischte er es langsam an seinem Kittel ab.
    »Nein«, sagte er endlich. »Ich habe noch einen
Kontrakt zu erfüllen.«
    Iridal regte sich, schaute ihn an. Er wich ihrem
Blick aus, und sie seufzte leise. Trian lächelte mit schmalen Lippen.
»Selbstverständlich, ein Kontrakt. Wobei mir einfällt, Ihr seid noch nicht
bezahlt worden. Ich glaube, Seine Majestät wir mir zustimmen, daß Ihr Euren
Lohn verdient habt. Wohin soll ich das Geld schicken?«
    Hugh bückte sich und hob Grams in den Umhang gehüllten
Leichnam vom Boden auf. Eine kleine Hand, blutbefleckt, glitt schlaff unter dem
provisorischen Leichentuch hervor. Iridal nahm sie, drückte einen Kuß darauf
und bettete sie wieder auf die Brust des Kindes.
    »Sagt Stephen«, antwortete Hugh, »er soll das Geld
seiner Tochter geben. Mein Beitrag zu ihrer Mitgift.«
----

Kapitel 33
Wombe,
Drevlin,
Mittelreich
    Limbeck setzte die Brille ab und rieb sich die Augen. Er
warf die Brille vor sich auf den Tisch, sank auf einen Stuhl und sah sie an. Er
hatte sie selbst gemacht. Er war stolz darauf. Zum erstenmal im Leben, mit
dieser Brille auf der Nase, konnte er klar sehen – alles deutlich und genau,
keine verschwommenen Flecken mehr, keine zerfließenden Umrisse. Limbeck
starrte auf die Brille (oder das, was er ohne Brille davon sehen konnte),
voller Bewunderung und voller Widerwillen.
     
    Er haßte das Ding, verabscheute es. Und wagte doch nicht,
einen Schritt ohne Brille zu tun. In letzter Zeit verursachte sie ihm
scheußliche Kopfschmerzen, die irgendwo hinter den Augen ihren Anfang nahmen
und etwas wie kleine Lektrozinger in seine Stirn schossen. Die Lektrozinger
setzten einen gewaltigen Wummwammer in Bewegung, der in gleichmäßigem Takt von
innen gegen seinen Schädel dröhnte.
     
    Aber die Brille half ihm auch, die Gesichter
seines Volkes zu sehen, eingefallen, verhärmt, gezeichnet von der Angst, die
mit jedem Tag größer wurde; mit jedem Tag, an dem das Allüberall sich nicht
rührte und kein Lebenszeichen von sich gab. Und wenn Limbeck durch die
Brillengläser sein Volk betrachtete, wenn er Verzweiflung

Weitere Kostenlose Bücher