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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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umschlagen sah in
dumpfe Hoffnungslosigkeit, dann überkam ihn Haß.
    Haß auf die Elfen, die daran schuld waren. Haß
auf die Elfen, die Jarre verschleppt hatten und jetzt drohten, sie zu ermorden.
Haß auf die Elfen oder was immer das Allüberall getötet hatte. Und wenn er
haßte, krampfte sein Magen sich zusammen und rutschte nach oben in seine Brust
und drückte ihm die Luft ab. Dann plante er große und ruhmreiche Schlachten und
hielt vor seinem Volk tönende, flammende Reden. Und eine Zeitlang haßten sie
auch und vergaßen Hunger und Kälte und die Angst vor der schrecklichen Stille.
Doch irgendwann mußte Limbeck schweigen, und die Zwerge gingen nach Hause, zu
ihren weinenden Kindern.
    Der Schmerz wurde manchmal so arg, daß er sich übergeben
mußte. Wenn er damit fertig war, rutschten seine sämtlichen Innereien wieder an
ihren angestammten Platz. Er dachte daran zurück, wie das Leben vor der
Revolution gewesen war, bevor er anfing zu fragen ›Warum?‹, bevor er den Gott
fand, der keiner war, sondern Haplo. Limbeck dachte an Jarre und wie er sie
vermißte. Wie sehr ihm fehlte, daß sie ihn am Bart zog und einen ›Schlurch‹
nannte.
    Er wußte, ›Warum‹ war eine gute Frage gewesen. Aber
vielleicht hatte er nicht die ganz richtige Antwort gefunden.
    »Es gibt zu viele Warums«, murmelte er vor sich
hin. Dieser Tage war er gezwungen, Selbstgespräche zu führen, weil die meisten
Zwerge ihm neuerdings aus dem Weg gingen, was er ihnen nicht übelnahm; wenn er
gekonnt hätte, wäre er sich selbst aus dem Weg gegangen. »Und es gibt keine
Antworten. Dumm von mir, überhaupt zu fragen. Inzwischen bin ich schlauer geworden.
Ich kenne jetzt Dinge wie: ›Das gehört mir!‹, ›Hände weg!‹, ›Gib mir das, oder
ich schlage dir den Schädel ein!‹ und ›Ach ja? Selber einer!‹«
    Der Schlurch hatte es weit gebracht.
    Er seufzte. Alles war Jarres Schuld. Weshalb
mußte sie weglaufen und sich von den Elfen gefangennehmen lassen? Wäre sie
vernünftig gewesen, säße er nicht in dieser Klemme. Er könnte damit drohen, das
Allüberall zu zerstören…
    »Alles Quatsch l« knurrte er. »Diese Gegs würden
ihrer kostbaren Maschine nie ein Schräubchen krümmen. Die Elfen wissen das
genau. Sie nehmen meine Drohung nicht ernst. Ich…« Limbeck verstimmte
entsetzt.
    Gegs. Er hatte sein Volk als Gegs bezeichnet.
Sein eigenes Volk! Und es war, als sähe er sie durch die falsche Seite der
Brillengläser – weit weg und winzig klein.
    »O Jarre!« stöhnte Limbeck. »Ich wünschte, ich wäre ein Schlurch!«
    Er packte seinen Bart und zerrte daran, aber es
war nicht dasselbe. Jarre machte es mit Liebe. Sie hatte ihn geliebt, wenn er
sich wie ein Schlurch aufführte.
    Limbeck nahm die Brille und schleuderte sie auf
den Tisch, in der Hoffnung, sie zu zerbrechen. Sie zerbrach nicht. Er schaute
blinzelnd im Zimmer umher und machte sich kurzsichtig, aber wild entschlossen
auf die Suche nach einem Hammer. Er hatte gerade etwas aufgehoben, das für ihn
wie ein Hammer aussah, dann war es aber doch der Staubwedel, als von draußen
jemand mit beiden Fäusten an die Tür trommelte.
    »Limbeck, Limbeck«, heulte eine Stimme, die er
als Lofs erkannte.
    Limbeck tastete auf der Tischplatte nach seiner
Brille, klemmte die Bügel hinter die Ohren und riß – den Staubwedel gezückt –
die Tür auf.
    »Nun? Was gibt’s? Kannst du nicht sehen, daß ich
zu tun habe?« fragte er mit seiner gewichtigen Stimme, die ein gutes Mittel
war, sich die Leute vom Hals zu halten.
    Lof merkte nichts. Er befand sich im Zustand
völliger Auflösung, sein Bart sträubte sich nach allen Richtungen, die Haare
standen ihm zu Berge, seine Kleider waren zerknittert. Dazu rang er die Hände,
und wenn ein Zwerg die Hände ringt, muß etwas wirklich Schlimmes passiert
sein. Lange Minuten konnte er nicht sprechen, schüttelte nur den Kopf, rang
die Hände und wimmerte.
    Limbeck rutschte die Brille auf die Nasenspitze.
Er nahm sie ab, steckte sie in die Westentasche und klopfte Lof beruhigend auf
die Schulter. »Mit der Ruhe, alter Knabe. Was ist los?«
    Lof schluckte und holte tief Atem. »Jarre«,
brachte er heraus. »Es ist Jarre. Sie ist tot. Die Elfen haben sie umgebracht.
Ich – ich h-h-habe sie gesehen, Limbeck!« Er ließ den Kopf in die Hände sinken
und fing an zu weinen.
    Es war still. Die Stille ging von Limbeck aus,
prallte von den Wänden ab und kehrte zu ihm zurück. Er hörte nicht einmal

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