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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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den Schultern. Halb so wichtig.
Das Schlimmste war der Übergang, das qualvolle Aufbegehren der Seele, die sich
nicht vom Körper trennen wollte. Waren alle Bande durchtrennt, stand ihm der
Weg in die Heimat offen.
    Sie betraten die Kapelle, ohne anzuklopfen;
offenbar wurden sie erwartet. Die Hüterin des Buchs stand hinter ihrem Tisch,
der Hüter der Seelen neben dem Altar.
    Bruder Pforte schloß die Tür und lehnte sich mit
dem Rücken dagegen. »Hugh Mordhand, tretet vor«, befahl der Hüter der Seelen.
Hugh gehorchte. Durch das Fenster hinter dem Altar konnte er ins Aviarium
sehen. Nichts regte sich, kein Blatt, kein Lufthauch. Auch die Seelen der Toten
warteten.
    Nur wenige Augenblicke noch und Hugh war bei ihnen.
    »Macht schnell«, sagte er. »Keine Gebete, kein
Singen. Kurz und schmerzlos.«
    »Es soll geschehen, wie Ihr es wünscht, Sir«,
antwortete der Hüter der Seelen. Er hob die Arme, die regenbogenfarbigen
Schmetterlingsflügel seines Gewandes entfalteten sich. »Hugh Mordhand, Ihr habt
zugestimmt, uns Eure Seele zu überlassen, im Austausch für die Hilfe, die wir
Euch und Lady Iridal zugesagt haben. Die Hilfe wurde gewährt. Euer Bemühen, das
Kind zu retten, war erfolgreich.«
    »Ja«, sagte Hugh mit heiserer Stimme, wie zu
sich selbst. »Er ist jetzt in Sicherheit.« Wie ich bald in Sicherheit sein
werde, fügte er in Gedanken hinzu. Geborgen im Tode.
    Der Hüter der Seelen warf einen kurzen Blick auf
Schwester Buch und Bruder Pforte, dann richtete er seine ungeteilte
Aufmerksamkeit wieder auf Hugh.
    »Und Ihr, Hugh Mordhand, seid nun gekommen, um
Euren Teil des Kontrakts zu erfüllen. Ihr bringt uns Eure Seele.«
    »Das tue ich.« Hugh kniete nieder. »Sie gehört
Euch.« Er verschränkte die Hände auf den Knien und holte ein letztesmal tief
Atem. »Ich kann sie nicht annehmen«, antwortete der Hüter mit strenger Miene.
»Ihr habt nicht das Recht, Eure Seele wegzugeben.«
    »Was?« Hugh stieß den Atem aus und sah den Hüter
finster an. »Was soll das heißen? Ich bin zurückgekommen. Ich erfülle meinen
Teil der Abmachung…«
    »Ja, doch Ihr seid nicht frei von allen
weltlichen Bindungen. Ihr habt einen weiteren Auftrag angenommen. Ihr habt
zugesagt, einen Mann zu töten.«
    Hugh wurde zornig. »Was sind das für Ausflüchte?
Welchen Mann habe ich zugesagt zu töten?«
    »Den Mann namens Haplo.«
    »Haplo?« Hugh hatte tatsächlich nicht die
mindeste Ahnung, wovon die Rede war. Dann aber… Eins ist ganz wichtig. Wenn er
stirbt, müßt Ihr Haplo sagen, daß es Xar ist, der ihn tot sehen will. Könnt Ihr
das behalten! Xar will Haplo tot sehen.
    Der Hüter der Seele beobachtete Hughs
Mienenspiel. Er nickte, als der Assassine in plötzlichem Begreifen zu ihm
aufblickte. »Ihr habt es Gram zugesichert. Ihr habt den Kontrakt akzeptiert.«
    »Aber – ich hatte nie vor…«
    »Ihr hattet nicht vor, lange genug zu leben, um
ihn zu erfüllen. Doch Ihr lebt. Und Ihr habt den Kontrakt akzeptiert.«
    »Und Gram ist tot«, sagte Hugh barsch.
    »Wäre das eine Rechtfertigung in den Augen der
Bruderschaft? Der Kontrakt ist geheiligt…«
    Mit versteinertem Gesicht erhob sich Hugh und
trat auf den Hüter zu. »Geheiligt!« Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Ja, er
ist geheiligt. Offenbar das einzige Heilige in diesem verfluchten Leben. Ich
dachte, ihr Kenkari wärt anders. Ich dachte, endlich hätte ich etwas gefunden,
woran ich glauben könnte, etwas…
    Aber was schert das euch? Bah!« Hugh spuckte dem
Hüter vor die Füße. »Ihr seid auch nicht besser als alle anderen.«
    Im Aviarium wisperten die Blätter und seufzten.
Der Hüter betrachtete Hugh schweigend. Schwester Buch stöhnte auf. Bruder
Pforte wandte das Gesicht ab.
    Endlich sagte der Hüter der Seelen ruhig: »Ihr
schuldet uns ein Leben. Anstelle des Euren fordern wir seins.«
    Schwester Buch hielt den Atem an und starrte fassungslos
auf ihren Superior. Bruder Pforte machte den Mund auf, um das Undenkbare zu tun
– zu sprechen, zu protestieren. Der Hüter warf beiden einen strengen Blick zu,
und sie neigten stumm den Kopf.
    »Warum? Was hat er euch getan?« wollte Hugh wissen.
    »Wir haben unsere Gründe. Findet Ihr diese
Vereinbarung akzeptabel?«
    Hugh verschränkte die Arme vor der Brust und
zupfte gedankenvoll an seinem geflochtenen Bart. »Damit ist alles abgegolten?«
    Der Hüter lächelte milde. »Nicht alles. Aber
nahezu.«
    Während Hugh überlegte, musterte er den Kenkari

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