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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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anzuflehen. Gleichzeitig behaupteten sie, das Unglück sei der Lohn für die Sünden der Goldenen Stadt. Ob sie auch nur ahnten, wie nah diese Behauptung an der Wahrheit war?, fragte sich Nandalee, während sie sich an der Spitze ihrer Gefährten durch das Gedränge schob.
    Mit lautem Getöse brach eine Reihe steinerner Lagerhäuser weiter oben am Hang in sich zusammen. Wasser schien aus den Fundamenten der Lager zu quellen und ergoss sich in blassgolden schillernden Kaskaden über den Rand der Terrasse oberhalb des Fischerviertels. Nandalee meinte in der Ferne Jubelrufe zu hören. Die Menge um den nächststehenden Prediger folgte nicht länger den Worten über Sünden und Verdammnis. Sie sahen auf, und plötzlich rief ein rothaariger Mann mit pockennarbigem Gesicht: »Das sind die Palmöl-Lager!« Augenblicklich zerstreute sich die Menge. Der Prediger bedachte die Menschenkinder mit wüsten Flüchen.
    »Komm, lass uns weitergehen«, sagte Gonvalon sanft und zog sie mit sich.
    Nandalee würde die Menschenkinder niemals verstehen. Wie konnten sie inmitten der Katastrophe in Begeisterung ausbrechen, nur weil es die Aussicht gab, Öl von den schmutzigen Gassen schöpfen zu können?
    Die Gefährten tauchten in das Labyrinth der auf Stelzen gebauten Fischerhütten ein. Unter den Häusern türmte sich allerlei Unrat. Zerbrochene Krüge, leckgeschlagene Boote, zerrissene Netze. Nandalee sah einen einäugigen Hund mit gelbem Fell gierig aus einem schmalen Rinnsal Palmöl trinken, das sich seinen Weg durch den Schlamm suchte.
    Überall liefen Männer mit Schüsseln, Schalen und Töpfen herum, um möglichst viel von dem kostbaren Nass zu retten. Nandalee beobachtete einen nackten Alten, der mitten in einer Pfütze saß und sich mit einer Mischung aus rotem Schlamm und Öl einrieb. Als er ihren Blick bemerkte, schenkte er ihr ein zahnlückiges Lächeln. »Ist gut für meine Haut!«, erklärte er und rieb sich mit beiden Händen über seine eingefallene Brust, aus der seine Rippen hervorstachen wie Spanten aus dem Skelett eines gestrandeten Bootes.
    Über ihm hingen an Hunderten dünnen Seilen kleine, fingerlange Fische zum Trocknen, die nun alle mit rotem Staub bedeckt waren. Ihre verdorrten Körper tanzten wie Blätter im Wind.
    »Hierher!«, rief Nodon, der auf einem Steg mit einem knochi gen Menschensohn verhandelte. Schließlich drückte er dem Mann seinen ganzen Geldbeutel in die Hand und winkte sie hinunter zu einem primitiven Boot. Es war aus dicken, durch Seile miteinander verbundenen Schilfbündeln gefertigt. Die Bündel an Bug und Heck waren hochgebogen und mit roter Farbe getränkt. Sie mussten sich rittlings auf das Boot setzen, als würden sie einen Baumstamm reiten. Ihre Beine hingen ins Wasser.
    Nodon reichte ihnen allen Paddel und stieß das Boot vom Steg ab. Ringsherum schillerte das Wasser in allen Regenbogenfarben vom Palmöl, das als dünner Teppich darauf trieb.
    »Schneller!«, rief Nodon und tauchte sein Paddel ins Wasser »Schn…«
    Ein tiefer, dumpfer Ton hallte über das Wasser. Nandalee blickte über die Schulter zurück zur Stadt. Über den Lagerhallen wuchs eine Flammenwand hoch in den Himmel. Dichter, schwarzer Rauch quoll aus den Ruinen und wurde vom Wind hinab zu den tiefer gelegenen Terrassen gedrückt, wo er sich wie ein schwarzes Tuch über das Armenviertel legte. Inmitten des Rauchs sah Nandalee die Flammen dem Weg des Palmöls folgen.
    Die Elfe blickte auf das Wasser. Sie waren immer noch von schillernden Ölschlieren umgeben. »Stromaufwärts!«, rief sie. »Wir müssen weg vom Öl!«
    Die Hitze der Flammen wogte wie warmer Atem über das Wasser des Großen Flusses. Schweigend paddelten sie um ihr Leben. Stießen die breiten Ruderblätter ins Wasser, legten all ihre Kraft hinein und fanden schnell in einen guten Rhythmus. Ihr Schilfbündelboot war leicht. Es hatte wenig Tiefgang und glitt wie auf Flügeln über die schmutzigen Fluten. Andere Schiffe auf dem Fluss drehten bei. Der Rauch verdunkelte den Himmel. Funken flogen wie Glühwürmchenschwärme weit über das Wasser hinaus. Ein unangenehmer, öliger Geschmack hatte sich in Nandalees Mund festgesetzt.
    Ihr Boot war nur noch von unregelmäßigen Ölflecken umgeben. Sie hatten sicheres Fahrwasser erreicht und verlangsamten ihren Paddelschlag. Nandalee wagte es, wieder zurückzusehen. Flammen tanzten nun auch auf dem Wasser und krümmten sich wie eine riesige Feuerschlange mit der Strömung den Fluss hinab. Zwei Schiffe mit brennenden

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