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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Segeln versuchten, einem der Fracht häfen zu entkommen. Von überallher strömten kleine Fischerboote der Stadt entgegen. In den Gesichtern der Männer, die gegen die Kraft des Stroms anpaddelten, spiegelten sich Entsetzen, Verzweiflung und die Entschlossenheit, wider jede Vernunft nach Freunden und Verwandten in dem Inferno zu suchen.
    Nandalee sah Männer in Flammen gehüllt aus dem dichten Rauch herausbrechen und sich ins Wasser stürzen. Gellende Schreie hallten über den Fluss, begleitet vom Fauchen der Flammen, die sich durch die Elendsviertel fraßen.
    Wo keine schwarzen Rauchschleier den Blick auf den Hang versperrten, war das ganze Ausmaß der Zerstörung zu sehen: Hunderte Häuser waren nur noch Ruinen. Breite Schneisen aus Schutt reichten über die Terrassen hinab bis zum großen Fluss. Kaum einer der hohen Ankertürme stand noch. Überall loderten Brände in Ruinen. Aus niedergebrochenen Aquädukten ergossen sich Ströme von Wasser in die gezeichnete Stadt. Und doch gab es auch ganze Stadtviertel, die kaum Schaden genommen hatten. Vornehmlich dort, wo die Häuser weniger hoch gewesen waren.
    Gonvalon legte ihr die Hand auf die Schulter. Seine Berührung tat Nandalee gut. Und sie war froh, dass er nichts sagte. Kein Wort hätte den Schmerz zu lindern vermocht, den sie empfand. Dies war ihr Werk! Nangog hatte die Erde erschüttert, doch sie, Nandalee von den Windgängern, war es gewesen, die Nangogs Fesseln gelöst hatte. Hätte sie der Gefesselten Göttin nicht die Hälfte ihres Herzens zurückgebracht, wäre all dies nicht geschehen.

D as verfluchte Haus
    Talawain hockte nun schon eine Stunde unter dem Torbogen zur Gasse der Gewürzhändler. Aufmerksam beobachtete er aus den Augenwinkeln das Treiben auf der Straße. Für den flüchtigen Beobachter musste es aussehen, als döse er wie so viele andere während der heißesten Stunden des Tages einfach nur vor sich hin. Seinen Gewändern war deutlich anzusehen, wie lange er gereist war. Der Saum seines Wickelrocks war schmutzig und ausgefranst. Die lange Tunika hatte ihre leuchtend rote Farbe verloren. Er trug einen breitkrempigen Strohhut, unter dem die nun tiefschwarz gefärbten Haare auf seine Schultern fielen. Ein wenig unsicher tastete er über seine Wangen nach dem falschen Bart aus Ziegenhaaren, den er selbst geknüpft hatte. Ein Mann ohne Bartwuchs und mit goldenem Haar war einfach zu auffällig. Seit er die Hochebene von Kush verlassen hatte, hatte er nicht einen Zauber gewoben. Auch hatte er nicht gewagt, einen der Albensterne zu nutzen. Zu groß erschien ihm die Gefahr, dass Išta doch noch auf ihn aufmerksam wurde. Er war den weiten Weg nach Ugara zu Fuß gegangen. Meile für Meile, bis er seine Füße kaum noch spürte. Quer durch Luwien war er gewandert. Über Gebirge und durch Wüsten. Anfangs hatte er sich als heimkehrender Krieger ausgegeben, aber in dieser Rolle wurde er mit zu vielen Fragen über die Schlacht auf der Ebene von Kush behelligt. Dann war er als Bettler unterwegs gewesen. Doch in dieser Maske hatte er ebenfalls Aufmerksamkeit erregt. Kein Bettler wanderte mit den langen ausholenden Schritten, die er über Stunden durchhielt. Zuletzt war er darauf verfallen, sich als Gewürzhändler zu verkleiden. Er hatte einige Pfund Safran erworben, was gut zum Ziel seiner Reise passte. Er wollte zu Nyllan. Er war einer von zwei Spitzeln der Blauen Halle, die er in Luwien kannte. Zu Rowayn, dem Knochenschnitzer, wagte er nicht zu gehen. Er lebte in Isatami, der alten Tempelstadt, in der einmal im Jahr die Heilige Hochzeit gefeiert wurde.
    Talawain hatte beide Elfen in der Bibliothek der Blauen Halle kennengelernt. Er war auf sie gestoßen, weil sie Texte über Išta eingesehen hatten. Berichte früherer Spitzel und Sagen aus der Überlieferung der Menschenkinder. So wie die beiden anderen hatte auch er versucht, das Wesen dieser launischen Göttin besser kennenzulernen und zu ergründen, was genau geschehen war, als Išta entdeckte, dass der Purpurne und ihre Schwester Anatu ein Liebespaar geworden waren. Nächtelang hatten sie zu dritt darüber diskutiert, was geschehen sein mochte. Hatte Išta ganz allein eine Himmelsschlange bezwungen? Und warum war Anatu ihrem Geliebten nicht zu Hilfe geeilt? Zu zweit hätten sie doch stärker sein müssen als Išta. Was hatten die Devanthar Anatu angetan? Wo waren die Gebeine des Purpurnen? Lebte er vielleicht noch als ein Gefangener im Gelben Turm? Oder stimmte die Geschichte, die sich die

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