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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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etliche Dellen auf, war aber nirgends gesplittert. Ohne auf einen Befehl zu warten, zog sich der Schüler zurück. Er packte Bidayn beim Arm und nahm sie mit sich.
    Â»Hast du dich erholt, Nandalee?«
    Sie nickte Ailyn zu. Im selben Augenblick kam der erste Angriff.
Ailyn stieß wie eine Viper vor. Nandalee machte einen Satz zurück und riss ihren Stock zur Parade hoch.
    Die Drachenelfe änderte die Schlagrichtung. Ihr Holzschwert schwang in elegantem Bogen unterhalb von Nandalees Waffe vorbei. Ailyn nahm die Wucht aus dem Hieb und berührte sie nur sanft am Bauch.
    Â»Vor seinem Feind zu stehen ist schon etwas anderes als ein Schuss auf hundert Schritt Entfernung, nicht wahr?« Sie zog den Stock zurück. »Nach einer Lektion verneigt sich ein Schüler vor seinem Lehrer.«
    Â»Ich dachte, Gonvalon sei mein Lehrer.«
    Â»Lehrer ist, wer immer einen etwas lehrt.«
    Â»Ich werde mich vor Gonvalon verbeugen, wenn er mich etwas lehrt«, entgegnete sie trotzig.
    Â»Du glaubst also, unsere Regeln gelten nicht für dich?«
    Nandalee hielt dem frostigen Blick der Drachenelfe stand.
    Â»Gut, dann lass uns zur nächsten Lektion übergehen.«
    Diesmal traf Nandalee der plötzliche Angriff nicht mehr ganz so überraschend. Sie wich seitlich aus und ging ihrerseits zum Angriff über. Ailyn parierte den Schlag. Er war zu wuchtig geführt. Nandalees Stock glitt über ihren Knüppel. Statt den Hieb zu blocken, hielt sie die Waffe schräg, sodass Nandalee von der Wucht ihres eigenen Hiebes nach vorne gerissen wurde. Sie taumelte. Ein Schlag traf sie in der Kniekehle. Sie brach ein. Ein Tritt in den Rücken ließ sie mit dem Gesicht voran im schlammigen Gras landen.
    Â»Wie ich schon sagte, nach einer Lektion verneigen sich die Schüler«, sagte Ailyn spöttisch. »Manche, die es spät lernen, werfen sich sogar zu Boden.«
    Nandalee rappelte sich auf. Ihr weißes Gewand war über und über mit Schlamm bespritzt. Ailyn hingegen strahlte noch immer blütenweiß. Nicht einmal ihre Stiefel waren schmutzig.
    Â»Wenn die Lektion beendet ist, legt man die Waffe aus der Hand«, sagte die Drachenelfe ruhig.

    Nandalee nickte und kämpfte gegen ihren Zorn an. Ihre Stimme klang gepresst, als sie antwortete. »Gut. Das habe ich verstanden.«
    Die Lehrerin hob überrascht eine Braue. »Dann machen wir eben weiter.« Sie grüßte Nandalee mit einem leichten Nicken der hölzernen Klinge.
    Nandalee erwiderte den Gruß. Ihr linkes Bein schmerzte dort, wo sie der Schlag ins Kniegelenk getroffen hatte. Sie konnte es kaum belasten. Es war unvernünftig, nicht aufzugeben, aber Zorn und verletzter Stolz überwogen ihre Vernunft. So ließ sie sich dazu hinreißen, ihr Holzschwert mit beiden Händen zu packen und zu einem wuchtigen Hieb auszuholen, der geradewegs auf Ailyns Kopf zielte.
    Die Lehrerin blieb stehen. Sie machte nicht einmal den Versuch, den Angriff mit ihrem Übungsschwert zu parieren. Stattdessen schnellte im letzten Augenblick ihre Linke hoch. Sie schnappte das Schwert zwischen Daumen und Zeigefinger. Eine Geste, als wolle sie ein lästiges Insekt zerquetschen.
    Für Nandalee war es, als dresche sie mit dem Schwert auf einen Felsen ein. Alle Wucht des Hiebes wurde auf sie zurückgeworfen und selbst ihr Zorn fiel auf sie zurück wie eine Woge, die sich an einer Steilklippe bricht. Sie fühlte sich bloßgestellt. Hilflos wie ein kleines Kind, das gegen einen Erwachsenen aufbegehrt.
    Einige der Zuschauer lachten.
    Â»Können wir einfach Klinge gegen Klinge kämpfen, oder benötigst du Zauberwerk, um gegen mich zu bestehen?«
    Diese Worte hatten besser gesessen als jeder ihrer Schwerthiebe. Ailyn trat einen Schritt zurück und hob herausfordernd ihr Holzschwert.
    Trotz Schmerz und Wut war Nandalee bewusst, dass sie damit nichts gewonnen hatte. Die Drachenelfe war ihr turmhoch überlegen. Alles, was ihr diese Worte einbringen würden, wäre eine weitere Tracht Prügel. Und wieder einmal siegte ihr Trotz. Sie würde sich dem Unausweichlichen stellen. Sie würde nicht einfach aufgeben!

    Sie hob das Schwert, um den Fechtergruß zu erwidern. Die feinen Härchen an ihren Armen stellten sich auf. Ein Prickeln überlief ihren Körper und die Sicht auf die magische Welt überlagerte ihren Blick. Sie sah Kraftlinien in ihrem Holzschwert zusammenfließen. Um Ailyn gab es keine

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