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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Der Drachenelf lief ein sehr gemächliches Tempo und war vielleicht noch eine halbe Meile entfernt.
    Â»Zurück auf meinen Rücken!«
    Bidayn widersetzte sich nicht. Sie schien jetzt doppelt so viel zu wiegen wie eben am Bach. Nandalee starrte auf den Weg zu ihren Füßen. Einfach durchhalten, dachte sie. Immer und immer wieder wiederholte sie die Worte und der Schweiß rann ihr in Strömen über das Gesicht. Halb ging sie, halb lief sie. Weit vorgebeugt. Der unregelmäßige Weg mit der Spur aus Grasbüscheln in seiner Mitte kam immer näher. Bald würde sie zusammenbrechen. Nein, nicht an die Niederlage denken! Nur an den Sieg. Und wenn das nicht ging, dann sollte sie an gar nichts denken! Sie stellte sich eine weite, weiße Winterlandschaft vor. Eine verschneite Ebene, von fernen Bäumen gesäumt. Der Schnee knirschte unter ihren Schritten. Ein kühler Wind blies ihr ins Gesicht. Es ging ihr gut. »Es geht mir gut«, murmelte sie leise. Der Weg verschwamm vor ihren Augen. Sie war auf dieser Ebene! Sie war stark und guter Laune.

    Sie hörte Schritte hinter sich. Das Bild der Winterlandschaft zerschmolz vor ihrem inneren Auge. Gonvalon? Wenn er es war, dann lief er nicht mehr. Nandalee hatte nicht die Kraft, sich umzusehen. Sie stierte nach unten. Bidayn schien immer schwerer zu werden, klammerte sich an ihre Schultern und bewegte sich nicht.
    Steinplatten lösten den Weg ab.
    Nandalee spürte, dass sie angestarrt wurde. Sie musste dem großen Haus nahe sein, aber sie hatte nicht mehr die Kraft aufzublicken. Sie ging immer weiter. Fuß um Fuß. Sie taumelte inzwischen. Jeden Schritt musste sie sich abkämpfen.
    Â»Lass mich herunter«, flüsterte Bidayn in ihrem Nacken.
    Nein, das würde sie nicht tun! Sie entschied, wann der Weg zu Ende war. Oder Gonvalon.
    Nandalee erreichte die kurze Treppe, die hinauf zum Eingang führte. Ihre Beine zitterten, als sie einen Fuß auf die unterste Stufe setzte. Ein Krampf brannte in ihrer linken Wade. Sie hatte Angst, dass das Bein einfach wegknicken würde. Sie streckte den rechten Arm zur Seite. Tastete blindlings ins Leere, bis ihre Finger den Handlauf des steinernen Geländers fanden. So gestützt schaffte sie die nächste Stufe.
    Â»Das reicht!«, sagte Gonvalon hinter ihr. »Ihr beide wart vor mir beim Haus. Für heute lassen wir es gut sein.«
    Das war Nandalee nicht genug. Sie nahm die nächste Stufe. Ihre Waden fühlten sich an, als würden glühende Fäden durch ihr Fleisch gezogen. Bidayn bewegte sich auf ihrem Rücken. Sie wollte herab.
    Â»Lass das!«, zischte Nandalee. Nur ein paar Schritt noch. Sie nahm die nächste Stufe. Es war eine Frage der Ehre. Sie wollte die Eingangstüre berühren. Erst dann war sie am Ziel.
    Sie hörte das Raunen von Stimmen.
    Ein weiterer Schritt. Die Treppe war geschafft. Weiße Stiefel, in denen eine weite, weiße Hose steckte, erschienen unmittelbar vor ihr. Nandalee verdrehte die Augen, vermochte aber nicht höher als bis etwa zum Nabel zu blicken, so gebückt ging sie.

    Die Person vor ihr trug ein weißes, eng tailliertes Obergewand, dessen Säume mit Silberstickerei eingefasst waren. Eine weiße Seidenschärpe war statt eines Gürtels um die schmalen Hüften geschlungen.
    Eine warme Hand legte sich in ihren Nacken. Bidayn wollte etwas sagen, brachte aber nur einen unartikulierten Laut hervor. »Das Schauspiel endet hier«, sagte eine vertraute Stimme. Ailyn!
    Die Drachenelfe verstärkte mit einem einzelnen Finger den Druck, den sie auf ihren Nacken ausübte, Taubheit überfiel Nandalees Glieder und sie vermochte sich nicht mehr von der Stelle zu rühren. Jemand eilte herbei und hob ihr Bidayn vom Rücken.
    Â»Es würde etwa eine halbe Stunde dauern, bis du dich aus eigener Kraft wieder bewegen könntest«, sagte die Elfe. »Wenn ich sage, dass etwas beendet ist, dann erwarte ich, dass meinen Worten Folge geleistet wird. Wir Drachenelfen sind untereinander alle gleich. Keiner steht über dem anderen. Ihr beide habt es gar nicht verdient, hier zu sein. Ihr seid allein deshalb in der Weißen Halle, weil der Schwebende Meister euch aus seiner Höhle verbannt hat. Selbst der geringste Schüler hier steht über euch. Ich werde nicht dulden, dass ihr beide euch Freiheiten nehmt. Die müsst ihr euch erst verdienen. Ein weiterer Griff in deinen Nacken wird dich von der Starre

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