Drachenelfen
versuchte aber nicht, sie erneut an sich zu ziehen.
»Das ziemt sich nicht«, sagte sie leise und war sich mehr als bewusst, dass der Klang ihrer Stimme eine andere Sprache sprach. Sie hatte sich geborgen gefühlt und mehr â es durfte nicht wieder geschehen!
Er sah sie lange an â aufmerksam, offen. Und verletzbar , erkannte sie.
»Wir sind allein. Hier entscheiden nur wir, was sich ziemt und was nicht.«
»Wir dürften aber nicht hier sein â¦Â«
»Und doch sind wir es. Jeder aus freien Stücken.« Er sah sie unverwandt an. Nicht fordernd, doch seine Schüchternheit war gewichen. Sie dachte an die Geschichten, die man sich über ihn erzählte. Daran, dass er immer wieder Dinge tat, die niemand von einem Unsterblichen erwartete. Würde sie einen Mann wollen, der immer wieder Dinge tat, die sie nicht von ihm erwartete? »Die Devanthar verbieten â¦Â«
»Es ist mir gleich, was die Götter verbieten, denn sie sind nicht gerecht. Deshalb unterwerfe ich mich nicht ihren Gesetzen. Die einzige Macht, die mich aufhalten kann, bist du.«
Sie starrte ihn mit weiten Augen an, war tief gerührt und zugleich entsetzt. Sie glaubte ihm. Aaron wollte sie. Sie war sich nicht sicher, warum er so stark für sie empfand. Aber die Götter herausfordern ⦠An der Seite eines solchen Mannes würde es niemals Frieden geben.
Tief unter ihnen erklang ein Trinklied. Es war eine brüchige, alte Stimme, die sang. Eine Stimme, der man anhörte, dass die Kehle, der sie entsprang, in dieser Nacht in Wein gebadet hatte.
»Der Mann, der mich heimlich zurück in den Palast bringen soll«, sagte Aaron.
»Wir haben einen langen Abstieg.« Sie war erleichtert, sich nicht entscheiden zu müssen. Shaya stand auf, doch Aaron rührte sich nicht.
»Willst du mich wiedersehen?«
»Das ist nicht leicht. Ich kann nicht so schnell noch einmal hierherkommen. Es würde auffallen â¦Â« Was für alberne Ausflüchte! Sie dachte an das Vibrieren in ihrem Bauch. Daran, wie sehr sie sich danach gesehnt hatte, noch einmal umarmt zu werden. »Ja, ich will«, sagte sie entschieden.
Ihm war seine Erleichterung anzusehen. »Dann werde ich einen Weg finden.«
Und ich auch, dachte sie. Wir werden einen Weg finden. Gemeinsam.
G ESCHÃFTE
Volodi blickte die StraÃe zurück. Der feine Regen hatte aufgehört. Strahlend hell standen die Zwillingsmonde über der Stadt. Viel zu hell für eine Nacht dunkler Geschäfte.
Zu dieser Stunde war kaum noch jemand unterwegs. Obwohl der schmierige kleine Kerl mit den Wurfmessern sich stets im Schatten hielt, war er auf der offenen StraÃe leicht auszumachen. Er folgte ihm mit etwas mehr als zehn Schritt Abstand.
Der Drusnier blickte zu den hohen Steinfassaden. Dies war eines der reicheren Stadtviertel. Manche Häuser schmückten sich mit Figuren aus gegossener Bronze. Sie schimmerten längst nicht mehr golden, aber dennoch zeigten sie, dass die Bewohner reich genug waren, um ein kleines Vermögen für den Schmuck ihres Hauses auszugeben. Hier ein Haus zu erwerben war ziemlich teuer gewesen. Volodi war erst zweimal zuvor hierhergekommen. Nicht weil er es nicht mochte ⦠Im Gegenteil! Es tat ihm leid, an diesem wunderbaren Geschäft nicht beteiligt zu sein.
Der Drusnier stieg die schmale Treppe zum Eingang hinab. An der Tür lungerte ein hagerer, stoppelbärtiger Kerl herum. »Na, Atmos? Bist dich froh, wieder ein Tag nicht glotzen auf Pferdearsch? «
Der Türsteher grinste ihn an und zeigte einen Oberkiefer ohne Zähne. »Verdammt froh, von den Streitwagen fort zu sein. Und die Ãrsche, die es hier zu sehen gibt, sind nun mal hübscher als die von den Pferden.«
»Ist sich Kerl hinter mir, mit Gesicht wie Ratte, das sich ist halb tot. Wenn sich kommt, lass ihn rein. Nicht nix fragen was will.«
Atmos nickte und öffnete Volodi die schwere Holztür.
Der Drusnier durchquerte einen kurzen Flur, in dem Hunderte von Perlschnüren von der Decke hingen und den Blick versperrten. Der Duft von Rosenöl und roten Kirschblüten umfing ihn. Irgendwo jenseits der Schnüre aus schillernd bunten Tonperlen erklang leises Flötenspiel. Es war warm hier drinnen. Zu warm. GroÃe, hellblaue Augen schimmerten zwischen den Perlschnüren.
Ein goldhaariges Mädchen begrüÃte ihn mit einem vieldeutigen Lächeln. Sie trug nur einen Rock. Er schien aus
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