Drachenelfen
du, ich hab keine Ahnung? Hab ich vielleicht dumme Fragen gestellt, als du mich damals vor diesem verfluchten Pass um einen Gefallen gebeten hast? Wir sind Landsmänner, Volodi. Vergiss das nicht.«
Volodi seufzte. Nein, er würde es sicherlich nicht vergessen. Kolja würde ihn gewiss ein Leben lang daran erinnern, dass er ihm einen Gefallen schuldete. Bevor es über den Pass ging, hatte er Kolja gebeten, als Wortführer der Zweifler aufzutreten. Volodi war bewusst gewesen, dass die Söldner vor dem gefährlichen Saumpfad zurückschrecken würden. Und er hatte Juba nicht zugetraut, sie mit einer flammenden Rede zu überzeugen. Juba war ein guter Kriegsmeister und ein treuer Gefolgsmann, aber ein Redner war er einfach nicht. Hätte jemand gegen Juba gesprochen, der sich darauf verstanden hätte, die Herzen der Männer zu gewinnen, wäre alles in einer Katastrophe geendet. Kolja hatte sich bewusst nicht allzu gut geschlagen und am Ende überzeugen lassen.
»He, Bruder, mach nicht so ein Gesicht.« Kolja schien bemerkt zu haben, dass er es mit dem Einfordern von Gefälligkeiten übertrieb. »Dieser kleine Ludenkrieg wird nicht lange dauern. Wenn
die Zuhälter hier erst einmal begriffen haben, dass ein frischer Wind weht und es klüger ist, nicht gegen den Sturm zu steuern, dann ist auch mit dem BlutvergieÃen Schluss.«
Als Volodi die Idee gehabt hatte ein Freudenhaus aufzumachen, hatte er nicht mit dem Ehrgeiz des Faustkämpfers gerechnet. Aber das hatte wohl niemand. »Wann ist denn für dich Schluss?«
»Willst du den Schwanz einkneifen? Es hört nie auf! Aber zunächst einmal reicht es, wenn wir das Geschäft mit den Mädchen übernehmen.«
»In der ganzen Stadt?«
»Natürlich! Frieden kann es nur geben, wenn jeder Widerstand gebrochen ist. Es ist auch besser für die Mädchen. Wir sind netter zu denen. Ich habe einen eigenen Koch hier. Jede bekommt zu essen, was sie gerne mag. Das macht sonst niemand.«
Volodi blickte zum Brunnen. »Die Mädchen hier sehen müde aus. Ist es nicht besser, wenn du sie ein bisschen mehr schlafen lässt? Dann kommen sie besser an.«
Kolja strich sich nachdenklich über das Kinn. »Aus dir wird man nicht schlau, Kamerad. Sagst du das jetzt, weil du ein romantischer Trottel oder weil du ein eiskalter Lude bist?«
Volodi lächelte mit schmalen Lippen. »Eines Tages wirst du es herausfinden â¦Â« Er fragte sich, ob er aus den Verstrickungen mit Kolja und den anderen jemals wieder herausfinden würde. Es war alles so schnell gegangen. Und so anders geworden, als er sich das vorgestellt hatte.
Der Perlvorhang am Eingang klickte leise. Volodi blickte auf. Ein dürrer, groà gewachsener Kerl torkelte herein. Er legte dem Mädchen am Eingang die Arme um den Hals und die beiden verschwanden flüsternd hinter einem der Wandschirme.
Kolja war seinem Blick gefolgt. »Erwartest du jemanden?«
»Ich nehme kein Geld für die Gefallen, die ich dir tue«, entgegnete Volodi. »Allerdings heiÃt das nicht â¦Â«
»Ah, jetzt kommt die Rechnung. Da du aussiehst, als wäre ein
Streitwagen über dich hinweggeprescht, nehme ich an, wir tauschen nun Gefallen gegen Gefallen. Wen soll ich umbringen?«
Volodi erzählte von dem kleinen Mann, der ihm folgte. Den Rest der Geschichte verschwieg er.
»Soll er schnell oder langsam sterben?«
»Am meisten nützt er mir, wenn du ihn mir lebend bringst. Und am besten in einem Zustand, dass er noch auf seinen eigenen Beinen stehen kann.«
Kolja lächelte verschlagen. »Das heiÃt, wir können ihm die Arme brechen?«
»Bring ihn mir in einem Stück. Und nimm dich in acht â der Kleine ist wieselflink. Er ist gut mit Messern und benutzt auÃerdem ein Blasrohr mit vergifteten Pfeilen.«
Der Faustkämpfer stieà einen grunzenden Laut aus. »Sieh mich an. Wieselflink war noch nie genug gegen groà und gemein.«
»Es ist besser, wenn ihr nicht durch die Vordertüre â¦Â«
Kolja erhob sich. »Ich mache so etwas nicht zum ersten Mal. Stell dich einfach unauffällig an ein Fenster und sieh zu.« Mit diesen Worten verschwand der Hüne.
D RACHEN UND ELFEN
Gonvalon strich über die warmen, weichen Nüstern seines Pegasus und Nachtschwinge schnaubte leise. Er hatte den schwarzen Hengst lange nicht mehr gesehen. Sie standen auf einer einsamen Wiese, ein
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