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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schlafen!«
    Nandalee verzichtete auf eine Antwort. Sie wusste, wann es keinen Sinn mehr machte, mit Bidayn zu diskutieren.
    Schweigend folgten sie dem Fluss, und Gonvalon sollte recht behalten. Kaum zwei Meilen flussabwärts fanden sie einen weiteren, noch viel größeren Kahlschlag. Auch entdeckten sie große Aschekreise, umgeben von zerwühlter Erde. Wie es schien, hatten die Menschenkinder hier die Feuerhügel abgebrannt, die sie in dem anderen Lager nur vorbereitet hatten. Die Gefährten fanden
keine Gräber und keine Spuren, die darauf hinwiesen, dass es hier einen ähnlichen Überfall gegeben hätte. Also wanderten sie weiter.
    In den nächsten Tagen fanden sie noch mehr als ein Dutzend Kahlschläge. Nandalee empfand sie wie Narben im Land. Für sie waren die Zerstörungen umso schlimmer, da sie keinen Nutzen darin erkennen konnte. Warum verbrannte man Bäume in Erdhügeln?
    Die Landschaft veränderte sich mit jedem Tag, den sie dem Fluss folgten. Die Berge wurden schroffer. Sie wanderten durch eine weglose Wildnis. Es wäre ein Leichtes gewesen, ein Floß zu bauen, um sich auf dem Fluss mit der Strömung treiben zu lassen, aber Gonvalon war strikt dagegen. Nandalee verstand nicht, warum er eine plötzliche Begegnung mit den Menschenkindern fürchtete. Ihre Tarnung war gut, und es waren doch noch niemals Elfen auf Nangog gewesen, oder nicht? Warum also sollten die Menschenkinder ihnen feindselig begegnen? Doch Gonvalon ließ sich nicht überzeugen und schließlich fügten sie sich, sich Tag um Tag ihren Weg durch die Wildnis zu erkämpfen.
    Vor allem Bidayn litt. Oft war sie schon zur Mittagszeit so erschöpft, dass sie sich kaum noch voranschleppen konnte. Sie jammerte wenig. Sie war sich dessen bewusst, dass sie ihre beiden Gefährten aufhielt.
    Zu den Strapazen des Marsches kam das stete Gefühl, beobachtet zu werden. Tiere sahen ihnen auf eine Weise nach, wie es Tiere nicht tun sollten. Einmal hatte Nandalee sogar das Gefühl gehabt, dass ein Baum sie anstarrte. Sie hatte den anderen davon nichts gesagt – zum einen, weil sie sich lächerlich vorgekommen wäre, und zum anderen, weil Bidayn eine geradezu absurde Angst vor Bäumen entwickelt hatte. Jeden Abend mussten sie einen Lagerplatz suchen, der weit weg von Bäumen und Wurzelwerk lag, was in der Regel bedeutete, dass sie auf nacktem Fels übernachteten.
    Aus Rücksicht auf Bidayn legten sie jeden Mittag eine lange Rast ein und beendeten ihren Marsch abends schon zwei Stunden
vor Sonnenuntergang. Nandalee hatte sich mit Gonvalon darauf geeinigt, dass er in den Mittagsstunden als Späher vorauseilte. Sie hingegen ging abends auf die Jagd. So nannten sie es gegenüber Bidayn. Doch mindestens genauso wichtig wie die vorgeschobenen Gründe war es beiden, ein paar Stunden allein zu sein.
    Einmal entdeckte Nandalee Boote auf dem Fluss. Es waren leichte Gefährte aus Weidenruten und Leder. Sie wirkten unförmig und waren fast rund. Die Ruderer in den Booten kämpften hart gegen die Strömung des Flusses an. Ob die Menschenkinder auf der Suche nach den Holzfällern waren?
    Nur zwei Mal gerieten sie auf ihrer Wanderschaft in kurze Schauer. Meist war den Gefährten das Wetter wohlgesonnen. Wolken schirmten die Sonne ab.
    Es war an einem sonnigen Nachmittag, als Bidayn große zwischen den Wolken treibende Schatten entdeckte. Etwas Massiges, zu fern, um es deutlich zu erkennen. Klar war nur, dass es riesig sein musste! Waren es fliegende Schiffe? Oder Tiere, die es auf wunderbare Weise vermochten, sich ohne Flügel in der Luft zu halten? Nangog gab ihnen immer neue Rätsel auf! Über eine Stunde beobachteten sie die Schatten. Doch die Wolken zerrissen nicht. Vielleicht war es ja auch besser, wenn ihnen verborgen blieb, was die Weiten des Himmels bevölkerte.
    Am sechsten Abend ihrer Reise war Nandalee wieder einmal alleine auf Jagd. Die Sonne neigte ihr Haupt hinter die Berge und erste Schattenfinger krochen aus den Tälern den Gipfeln entgegen. Nandalee kauerte hinter einem Fels verborgen oberhalb eines Wildwechsels und hoffte darauf, eine der wilden Ziegen erlegen zu können, die sie am Nachmittag über ihrem Weg an der steilen Bergflanke beobachtet hatte. Doch der Wind stand schlecht. Er trieb ihre Witterung zu den Ziegen und die Tiere wanderten weiter.
    Ein großer, graubrauner Raubvogel kreiste über ihr. Mit weit ausgebreiteten Flügeln

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