Drachenelfen
ihr Gesicht. Dabei starrte sie zu Boden.
Die Menge rings herum begann sich zu zerstreuen. Einige der Krieger trieben sie mit ihren Speerschäften an.
»Woher kommen du und diese Weiber?«
»Garagum«, stieà Gonvalon hervor. Er schnitt eine Grimasse. »Entschuldigt meinen Akzent, Herr.«
Der Hauptmann musterte ihn eindringlich. Ein breiter goldener Armreif mit einem groÃen Türkis verriet, dass er sich im Kampf ausgezeichnet hatte. »Ihr tragt viele Waffen«, stellte der Krieger nüchtern fest. »Und ihr habt ungewöhnlich viele Weiber. Hier kommt eine Frau auf hundert Männer. Nur Fürsten nennen hier zwei Weiber ihr Eigen. Bist du vielleicht ein Fürst in Garagum?«
Gonvalon überlegte kurz, ob er die Gelegenheit nutzen sollte, sich zu befördern. Aber vielleicht waren die Fürsten Garagums namentlich bekannt oder sie waren inzwischen alle ermordet und durch Luwier ersetzt. Er wusste einfach zu wenig über die Menschenkinder,
um sich dreiste Lügen erlauben zu können. »Ich stehe in meiner Heimat einem Dorf vor. Und dies sind nicht meine Weiber, sondern meine Töchter. Als ich zur Reise in die Neue Welt berufen wurde, entschied ich, meine Töchter mit mir zu nehmen, damit niemand ausnutzt, dass sie nicht mehr unter der Obhut des Familienoberhaupts stehen.«
Der Krieger lächelte breit. Seine oberen Schneidezähne fehlten. Fauliger Atem drang aus seinem Mund. »Bei der geflügelten Herrin, da warst du schlecht beraten, Mann.« Lächelnd sah er zu Nandalee und Bidayn. »Sie sind ein bisschen dünn, deine Mädchen. Du lässt sie zu viel durch die Berge laufen. Und sie sehen sehr verschieden aus.« Das Lächeln verschwand. »Was habt ihr da drauÃen in der Wildnis eigentlich gesucht?«
»Gold, Erhabener. In meiner Heimat bin ich bekannt für mein Geschick Gold zu finden.«
Die Augen des Hauptmanns verengten sich ein wenig. »Und, habt ihr welches gefunden?«
Gonvalon klopfte auf den schweren Lederbeutel an seinem Gürtel. »Ja. Wir entdeckten einen Ort, an dem man Goldbrocken in einem Flusslauf findet. Fast so groà wie Taubeneier.«
»Groà wie Taubeneier ⦠Ist das weit fort?« Der Hauptmann schenkte ihm jetzt ein kameradschaftlich verschwörerisches Lächeln.
»Nein«, entgegnete er knapp. »Aber ich darf dir nicht verraten, wo es ist, Erhabener. Das darf ich nur dem Hüter der Feuer sagen. Mir ist befohlen, wenn ich einen lohnenden Goldfund mache, sofort heimzukehren.«
Der Krieger blickte auf den Lederbeutel an Gonvalons Gürtel. Dann schüttelte er den Kopf. »Entweder bist du unglaublich gerissen oder unglaublich dumm. Ich fürchte fast, Letzteres. Auf jeden Fall bist du ein Glückskind, Fremder. Mit zwei Frauen und einem Beutel voller Gold hierherzukommen ⦠Wenn du meinen Rat hören willst â du solltest nicht so offen reden. Und deine Mädchen solltest du so verkleiden, dass man ihnen nicht ansieht,
was sie sind. Komm mit mir. Ich werde dir helfen. Vielleicht verlierst du ja als Dank eines deiner Taubeneier, wenn ich in der Nähe bin.«
Gonvalon folgte dem Hauptmann durch die verwüstete Stadt. Sie wurden von drei Bewaffneten begleitet, die keinen Hehl daraus machten, dass es eigentlich unter ihrer Würde lag, Fremde zu eskortieren. Dem Elfen entging nicht, wie viele feindselige Blicke ihnen folgten. Auf allen groÃen Plätzen, die sie passierten, schwelten Scheiterhaufen. Ãberall sah man Verletzte. Es war bedrückend, kaum eine Frau in dem Menschengewühl auf den StraÃen zu sehen. Und nie ein Kind! In einer engen Seitengasse entdeckte er über ein Dutzend Gehenkte, die man an einem der Balken aufgeknüpft hatte, mit denen sich die windschiefen Häuser gegenseitig abstützten. GroÃe, rot lackierte Holzscheiben hingen den Toten über der Brust. Es sah aus, als seien sie noch nicht sehr lange tot. Eine junge Frau stahl einem von ihnen die eingenässten Stiefel. Der Hauptmann der Wache unternahm nichts dagegen.
Hauptmann Zuru bemerkte seinen Blick. »Es wäre doch eine Schande zu warten, bis der Leichengeruch in das Leder eingezogen ist.« Er zuckte mit den Schultern. »Wir bemühen uns, die Fremden zu beschützen. Manche von ihnen sind ja wahrlich wertvoll. Es war klug von dir, dass du das Glutmal abgelegt hast. Allerdings seht ihr auch ohne das Zeichen recht fremd aus. Ein Glück, dass wir dich
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