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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einen Platz auf einem Wolkensammler. « Artax griff in den Topf. Mit spitzen Fingern tastete er über die glatten Bohnen, nahm eine heraus und hielt sie in seiner
Faust verborgen. Dann reichte er den Topf an Juba weiter. »Lass jeden eine Bohne ziehen, Kriegsmeister. Ergeben wir uns dem Schicksal.«
    Artax schloss die Augen. Er wollte nicht mitansehen, was sich nun abspielen würde, doch seine Ohren konnte er nicht verschließen. Er hörte Keuchen und Flüche, erleichtertes Stöhnen. Mitja, der seiner Tochter versicherte, dass er sie niemals zurücklassen würde. Kolja, der in einer fremden Sprache drängend auf jemanden einredete. Ein wütender Aufschrei. Kaum unterdrücktes Schluchzen.
    Der dumpfe, ununterbrochene Schmerz in seinem Kopf blendete langsam alles aus. Artax hörte nichts mehr, fühlte nichts. Er ließ sich vom Schmerz forttreiben.
    Â»Erhabener!«
    Benommen schlug er die Augen auf. Er sah nur verschwommen. Ein bärtiges Gesicht war dicht vor ihm.
    Â»Erhabener!« Die Stimme klang dumpf und fremd.
    Â»Wer …«
    Â»Ich bin es, Erhabener. Juba. Du warst ohnmächtig. Es ist jetzt alles bereit. Die Ischkuzaia stehen entlang des Hauptmastes. Wir haben alle, die eine rote Bohne gezogen haben, angeschirrt. Shaya sagt, dass alle zugleich springen sollen. Sie meint, dass es dadurch sicherer wird.«
    Artax bemerkte Blut auf dem Deck. »Was ist hier geschehen?«
    Â»Nicht alle konnten die Entscheidung des Schicksals mit Würde tragen. Kolja hat jemanden gefunden, der ihm eine rote Bohne verkauft hat. Andere glaubten, sie könnten sich rote Bohnen nehmen. Ich habe das mit den Himmelshütern unterbunden. Einige haben friedlich getauscht. Ein Platz wurde frei, weil einer der Söldner starb. Er ist einfach zusammengebrochen.«
    Artax sah verschwommen einige Gestalten, die etwas entfernt an Deck standen.
    Â»Ihr müsst nun Euren Platz einnehmen, Erhabener. Ich werde Euch stützen.«

    Es war ihm peinlich, dass er Hilfe brauchte, um auf die Beine zu kommen, und er konnte sich nicht einmal erinnern, wann er gestürzt war. Unbeholfen erklomm er den Mast und tastete sich mit der Linken entlang der Sicherungsleine.
    Juba legte ihm das Fluggeschirr an. Er teilte seinen Wolkensammler mit dem alten Lotsen. Bauch an Bauch hingen sie zusammen. Der Alte stank nach Erbrochenem. Das Weiß seiner Augen war voller roter Adern. Er wirkte benommen.
    Artax hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Er blickte über die Schulter zu Juba. Der Kriegsmeister nickte ihm feierlich zu. »Geht Euren Weg, Erhabener. Ihr seid wahrlich ein Gott unter Menschen. Es war mir eine Ehre, an Eurer Seite gefochten zu haben.«
    Seine Hand. Seine Rechte war immer noch zur Faust geballt. Was für eine Bohne hatte er gezogen? Mit einem unguten Gefühl öffnete er die Hand. Seine Bohne war weiß.
    Â»Ich hatte gehofft, Ihr würdet es vergessen, Erhabener.«
    Artax starrte den Kriegsmeister an. »Du hast es gewusst?«
    Â»Ich kann zählen. Eine weiße Bohne fehlte.«
    Â»Du musst mich losmachen!«
    Â»Ist alles bereit?«, rief Shaya vom Ende des Mastes.
    Â»Nein«, begehrte Artax auf. »Nicht!« Er griff nach dem Gurtzeug und versuchte die Schnallen zu öffnen. Seine Hände zitterten. Er konnte immer noch nicht deutlich sehen.
    Juba lächelte. Sanft. Traurig. Aufrichtig. Der Kriegsmeister war ein Freund. Ein wirklicher Freund. Er kannte den »neuen Aaron«, wie er ihn immer nannte, wohl besser als irgendein anderer. Und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – hatte er stets zu ihm gestanden. »So wie ich Euch kenne, werdet Ihr wohl nicht mit Euch reden lassen, Erhabener«, sagte er.
    Â»Ich befehle dir, mich loszumachen, Juba. Das Schicksal hat mir meinen Platz bestimmt. Ich werde dir nicht …«
    Juba schüttelte den Kopf. »Vor vielen Monden habt Ihr mein Leben gerettet, als ich aus dem Himmel stürzen sollte. Ich bin
es, der seinem vorbestimmten Schicksal entrissen wurde. Ich bedaure, meinen Dienst für Euch mit einem verweigerten Befehl zu beenden. Doch größer noch ist mein Stolz, Aram einen unvergleichlichen Herrscher zu schenken. Lebe wohl, Aaron, Beherrscher aller Schwarzköpfe … mein Freund.« Mit diesen Worten trat Juba einen Schritt zurück. Er stürzte! Noch im Fallen rief er seinen letzten Befehl. »Flieg, Shaya! Alle sind bereit.«
    Â»Juba!«, rief Artax.

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