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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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»Mein Freund …« Artax wurde vom Mast gerissen. Das Gurtzeug schnitt in seine Brust. Tentakel griffen nach seinen Armen. Sie fielen viel zu schnell. Zu viele Menschen hingen an den kleinen Wolkensammlern.
    V ON RÄCHENDEN GEISTERN
    Mursil zog seinen Umhang enger um die Schultern. Ein eisiger Wind pfiff über die Mauern. Drei Stunden war er auf Wache gewesen und die Kälte war ihm bis tief in die Knochen gedrungen. Jetzt endlich konnte er sich zurückziehen.
    Er wanderte hinüber zum Westturm, wo er gemeinsam mit den anderen im Erdgeschoss einquartiert war. Sie gehörten zur Leibwache des Königs, aber ihre Umhänge waren auch nicht wärmer als die irgendeines beliebigen Kriegers. Manche Männer glaubten, dass das Eisen ihrer Waffen die Kälte anzog. Mursil hielt das für Unsinn. Er stieß die niedrige Tür auf, und wohlige Wärme umfing ihn. Die meisten seiner Kameraden hatten sich in ihre Mäntel eingerollt und schliefen. Nur Urija saß beim Feuer in der Mitte der Turmkammer und schnitzte an einem Stock. Die rauchgeschwängerte Luft in der niedrigen Stube brannte Mursil in den Augen. Hastig zog der Krieger die Tür hinter sich zu und lehnte seinen Speer an die Wand neben der Tür. Erleichtert nahm er den schweren Helm mit dem Rosshaarbusch ab. Dort, wo der bronzene Wangenschutz aufgelegen hatte, war seine Haut taub von der Kälte der Nacht.

    Â»Alles ruhig?« Urija blickte bei seiner Frage nicht einmal auf.
    Natürlich war alles ruhig. Wer sollte es schon wagen, in den Palast des unsterblichen Muwatta einzudringen?
    Mursil streifte die Wollmütze ab, die er unter dem Helm getragen hatte, und trat über einen seiner schlafenden Kameraden hinweg. Urija hatte ihm einen Platz beim Feuer frei gehalten. Es gab immer einen Platz für den, der von draußen kam.
    Â»War alles ruhig?« Jetzt blickte der Alte doch auf. Ihm fehlten die Schneidezähne und seine Oberlippe war nur noch ein unförmiger Narbenwulst. Er hatte nie erzählt, wo er sich die Verletzung zugezogen hatte. Alle anderen prahlten mit den Narben aus ihren Kämpfen. Urija war anders. Er betrachtete jede Narbe als eine schmerzhafte Erinnerung an einen Fehler. Vielleicht lag es an seinem Alter? Er war schon über dreißig und in seinem Bart wucherten etliche weiße Stoppeln.
    Â»Alles ruhig. Keiner der Hunde hat angeschlagen. Da draußen ist nichts außer Wind und Finsternis.«
    Â»Da draußen ist mehr«, raunte er.
    Mursil seufzte leise. Jetzt ging das schon wieder los! Seit sechs Tagen behelligte Urija jeden, der es nicht hören wollte, mit seiner Geschichte.
    Â»Du hast auch nicht vergessen, nach oben zu blicken?«, drängte der Alte. »Du musst nach oben sehen! Von dort kommt das Übel, das wir fürchten sollten. Nicht von unten. Nicht von dort, wo wir mit ihm rechnen.«
    Â»Ja, ich habe auch nach oben gesehen. Da ist nichts. Es ist viel zu dunkel.«
    Â»Dass die Wolfshunde nicht anschlagen, bedeutet gar nichts. Die legen sich nur mit den Lebenden an. Wenn sie besonders still sind, muss man besonders wachsam sein, Mursil. Dann sind sie nah, die Geister!«
    Â»Ja, ja.«
    Der Alte legte zwei Holzscheite in die Glut und Mursil sah zu, wie Schaum zischend aus den Schnittkanten des Holzes quoll. Sie
hatten schlechtes Holz geliefert bekommen. Die Hälfte davon war verfault. Er streckte die Hände dem Feuer entgegen.
    Â»Ich habe sie so deutlich gesehen, wie ich dich jetzt vor mir sehe«, sagte Urija unvermittelt. »Sie war ganz weiß. Das Gewand fremdartig. Harte, kalte Augen hat sie gehabt. Und binnen eines Herzschlages war sie verschwunden. Sie ist über den Mauerkranz gesprungen und hat sich in Nichts aufgelöst.«
    Â»Das hast du mir schon drei Mal erzählt …«
    Urija ignorierte den Einwand. »Zart wie ein junges Zicklein war sie, ganz so wie die Haremsweiber. Ich sag dir, sie war ein Geist. Keiner der Hunde hat angeschlagen. Die sind klüger als wir – kläffen nichts an, was sie nicht beißen können.«
    Â»Dann sei doch mal so klug wie die Hunde und sei auch still!«
    Der Alte blickte ihn finster an. Seine Augen waren rot entzündet vom beißenden Rauch. »Die kommen unseretwegen, die Geister«, sagte er noch. Dann wandte er sich wieder seiner Schnitzarbeit zu. Einem angespitzten Stock, in dessen dunkle Rinde magische Symbole geritzt waren.
    Mursil war froh, dass er sich den Unsinn nicht

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