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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Keinen Gedanken hätte er daran verschwendet Juba zu retten!

    Der Jubel war Artax unangenehm, und als spüre der Wolkensammler das, stieg er langsam höher. Konnte er die Kreatur etwa durch seine Gedanken beeinflussen? Er lächelte. Es wäre schön, wenn dies auch für den Quälgeist in seinem Kopf gelten würde, aber was das anging, sollte er sich wohl besser keine Hoffnungen machen. Erfreulicherweise meldete sich Aarons Stimme seit dem Sturm weniger häufig. Allerdings hatte Artax das mulmige Gefühl, dass Aaron einen Plan schmiedete, um ihn loszuwerden.
    Der Wind ließ den jungen Wolkensammler an der Bordwand entlangdriften. Er bewegte sich ein wenig schneller als das große Schiff.
    Artax sah, wie Juba neben der Winde mit dem Halteseil stand. Der Kriegsmeister ließ ihn keinen Moment lang aus den Augen. Juba hatte ihm davon abgeraten, diesen Flug zu unternehmen. Aber Artax war entschlossen, die Gefahren, denen sich seine Männer aussetzten, ebenfalls einzugehen. Er wollte ein anderer Herrscher sein, als Aaron es gewesen war. In ihm reifte ein Plan, das riesige Königreich zu verändern. Mit jedem Tag wurde er sich seiner fast unermesslichen Macht bewusster. Sie war ein Geschenk des Schicksals und nicht verdient. Er war nur ein Bauer. Obschon … Nein. Auch das stimmte nicht mehr. Artax und Aaron verschmolzen mit jeder Stunde mehr ineinander und eine neue Person entstand. Ob die Stimme in seinem Kopf vielleicht deshalb schwieg?
    Artax jedenfalls war entschlossen, seine Macht dafür einzusetzen, dass es seinen Untertanen besser erging. Er blickte auf das riesige Schiff und genoss es, schwerelos mit dem Wind zu treiben. Der Himmel war makellos blau. Es gab nur wenige Wolken am Firmament. Ein angenehm lauer Wind wehte und die Schrecken des Sturms erschienen in diesem Augenblick unvorstellbar. Alles war friedlich.
    Weit unter ihm erstreckte sich der Wald. Aus der großen Höhe verschwamm er zu einer undeutlichen grünen Masse. Nur vereinzelt ragten majestätische Mammutbäume aus dem Dickicht empor.
Sie waren die Herren des Waldes. Bäume, so alt wie die Welt, so erzählte man. Weit über hundert Schritt hoch überragten sie die Kronen der anderen Bäume, die vor ihnen und dem Schatten, den sie warfen, zurückwichen. Lichtungen umgaben die Mammutbäume wie kleine Inseln inmitten des Waldes. Zwischen diesen Baumriesen und den Wolkensammlern schien es eine Verbindung zu geben. Vielleicht lag es daran, dass beide so unglaublich groß waren. Die Himmelsgeschöpfe schlangen ihre Tentakel gern um die mächtigen Äste der Könige des Waldes und ankerten dort. Vor allem die kleineren von ihnen, die den Winden hilflos ausgeliefert waren, suchten bei den Mammutbäumen Schutz, wenn keiner der großen Wolkensammler für sie zu erreichen war.
    Bei dem strahlenden Sonnenschein waren überall am Himmel diese seltsamen Kreaturen zu sehen. Friedlich trieben sie mit dem Wind und zogen den Schweif ihrer schlangengleichen Fangarme hinter sich her. Ihre aufgeblähten Leiber konnten alle nur erdenklichen Farben haben. Manche schmückten sich gar mit verschlungenen Mustern. Nur in einem waren sie sich alle gleich – die obere Hälfte ihres Leibes war von einem satten, dunklen Grün, das der Farbe von Moos glich. So war es schwer, sie zu entdecken, wenn man aus großer Höhe auf sie hinabblickte. Die grünen Leiber verschwammen mit den unregelmäßigen Umrissen der Baumkronen, die sich wie ein sanft wogender Ozean von Horizont zu Horizont streckten.
    Artax überlegte, ob die Wolkensammler wohl einst Feinde gehabt hatten. Die kleineren der Kreaturen waren Raubvögeln und sogar geschickten Affen ausgeliefert, die Jagd auf sie machten, wenn sie sich an Bäume klammerten. Aber die ganz Großen hatten doch nichts zu fürchten? Warum behielten sie das Grün bei, statt mit den Farben zu prunken, die ihre unteren Flanken schmückten? Und wenn es Kreaturen gab, die Jagd auf ausgewachsene Wolkensammler machten – wie mochten sie aussehen? Kein Mensch hatte je ein Geschöpf gesehen, das ihnen die Herrschaft über den Himmel hätte streitig machen können.

    Artax blickte zur Sonne empor. Über ihm trieb ein Schwarm junger, kaum menschenkopfgroßer Wolkensammler.
    Die Fangarme der Kreatur, die ihn trug, wanden sich. Klebriger Schleim tropfte auf seinen Lederhelm und rann an den Wangenklappen hinab. Das Geschöpf hatte

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