Drachenelfen
seinen Kräften ging es zur Neige. SchlieÃlich lieà er sich gegen einen massiven Stützbalken sinken, rang um Atem und starrte stumm zur Decke des Schiffes. Dort verliefen dicke hölzerne Adern. Nein ⦠Es waren Wurzeln. Auch auf dem Schiff der Ischkuzaia musste es einen dieser verwunschenen Bäume geben, die angeblich eins mit dem Schiff waren. Ein Teil der Wurzeln durchdrang das Gebälk, ja, wurde eins mit ihm.
Das Holz knarrte und Artax hatte das Gefühl, dass sich das ganze Schiff leicht nach Steuerbord neigte. Irgendwo auf einem über ihm gelegenen Deck rutschte etwas Schweres über den Boden und prallte dann mit dumpfem Schlag gegen eine Wand.
Artax konzentrierte sich darauf, tief und regelmäÃig zu atmen. Du musst deine Angst beherrschen, Dummkopf, schalt er sich selbst. Für alles, was du gesehen hast, gibt es gewiss eine plausible Erklärung. Es hilft nichts, wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Korridore zu rennen.
Juba hatte gesehen, wohin der Wolkensammler ihn entführt hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sein eigenes Palastschiff längsseits ging und er gerettet wurde.
Wieder knarrte das Holz und ein Stück voraus schwang eine Tür auf. Artax stockte der Atem und er presste sich instinktiv gegen die Wand, aber hinter der Tür regte sich nichts. Das ganze Schiff war von dem Wurzelgeflecht durchdrungen. Es war lebendig! Diese klappernde Tür ⦠Er blickte auf den dunklen Spalt. Wollte ihn das Schiff dorthin locken? Würde er dort Antworten finden? Erneut sah er zu den Wurzeln an der hölzernen Decke. Der Baum beseelte das ganze Schiff. Rief ihn der Baum? Hatte er ihn auf magische Weise an diesen Ort geführt?
Das war Unsinn, dachte er sich und doch ging er hin zur Tür und öffnete sie weit, damit Licht in den Raum fallen konnte. Er blickte in eine lange, schmale Kammer, in der lange Reihen groÃer Vorratsamphoren halb in den Boden eingelassen waren. Ein wohlvertrauter süÃlicher Geruch stieg ihm in die Nase. Es roch nach Weizen. Es gab hier nichts Besonderes zu sehen. Das beseelte Schiff, das ihn hierhergeführt hatte, dachte er. So ein Unsinn! Er lachte über seine Wahnvorstellungen. Ein Laut, der inmitten der Stille fast obszön klang. Das Lachen erstickte ihm in der Kehle. War es Aaron, der da gelacht hatte? Die Stimme in seinem Kopf schwieg nun schon ungewöhnlich lange. Und das war ihm nur recht. Das Letzte, was er nun brauchte, wäre das bösartige Geschwätz seines Quälgeistes. Artax schob den
Gedanken beiseite. Diese ganzen Spekulationen brachten ihn nicht weiter. Noch immer fahrig, aber entschlossen, sich nicht kampflos in sein Schicksal zu ergeben, drehte er sich um, als sein Blick auf etwas Kleines, Pelziges fiel. Mäuse! Sie lagen neben einer der Amphoren. Auch ihre Mäuler klafften weit offen. Sie waren genauso gestorben wie der Hund. Panisch blickte er sich um. Was war das? Wie war der Tod zu ihnen gekommen? Lauerte er noch hier?
Eilig verlieà Artax die Vorratskammer. Etwas hatte alles auf dem Schiff getötet. Wahrscheinlich war selbst das Ungeziefer im Getreide tot. Waren das die Waldgeister gewesen? Und falls ja, wer hatte sie gerufen? Der Schiffsbaum?
Artax folgte dem langen Gang, auf dem er sich befand, bis zu einem breiten, zweiflügeligen Tor. Die Türangeln quietschten leise, als er sie aufstieÃ. Endlich! Er hatte den Treppenturm gefunden. Einen Schacht, in dem eine weite Wendeltreppe zu allen Decks des Schiffes führte. Aus jedem der Decks streckte sich eine breite hölzerne Zunge ins weite Rund des Turms. Hier konnten Frachten aufgenommen werden. Eine gläserne Kuppel schloss den Treppenschacht ab, und darüber entdeckte er die blassen Schatten von Kranarmen.
Er wollte gerade die Treppenstufen hinaufeilen, als er auf der anderen Seite des weiten Runds auf einem Treppenabsatz zusammengekrümmte Gestalten bemerkte. Menschen. Sie hatten das Wolkenschiff also nicht verlassen!
Artax rang mit sich, doch dann siegte die Vernunft. Er war der Herrscher Arams. Der Behüter eines riesigen Volkes. Er musste wissen, was hier vor sich ging, um die Seinen davor schützen zu können. Als Bauer hätte er davonlaufen dürfen. Als Unsterblicher hatte er diese Wahl nicht mehr. Was immer den Tod auf das Schiff gebracht hatte â ihn hatte es noch nicht berührt. Vielleicht war es auch schon wieder fort.
Langsam folgte er dem weiten Treppenrund in die Tiefe.
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