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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kammer, auf deren Boden Decken und gefaltete ärmliche Kleider lagen. Wie viele Menschen hatten auf diesem Schiff gelebt?
    Artax ging weiter den Korridor entlang. Manche der Wände aus Tierhaut waren bemalt — einfache schwarze Zeichnungen, offensichtlich mit verkohlten Stockenden ausgeführt. Meist zeigten die Bilder Reiter oder irgendwelche Berglandschaften. Eines jedoch war ganz anders als die übrigen. So sehr unterschied es sich, dass Artax innehielt, um es genauer zu betrachten. Ein Netz aus goldenen Linien erstreckte sich über die Wand, und über die Linien hinweg flogen zwei merkwürdige Kreaturen. Geschöpfe, wie sie Artax nie zuvor gesehen hatte. Sie ähnelten Schlangen, auch
wenn die Köpfe anders waren und ihre Kiefer mit kräftigen Reißzähnen bestückt schienen. Große, federlose Schwingen trugen sie durch die Luft. Geflügelte Schlangen?
    Die beiden Kreaturen waren so detailliert gezeichnet, als habe der Künstler sie wirklich vor Augen gehabt. Artax schauderte. Hatten solche Schlangen einst den Himmel Nangogs bevölkert? Hatten sie Jagd auf die Wolkensammler gemacht? Nein, widersprach er sich selbst. Wahrscheinlich waren die Kreaturen nur dem verdrehten Verstand eines Künstlers entsprungen. Eines reichen Künstlers, der sich teure Farben leisten konnte, wo alle anderen nur mit Holzkohle zeichneten. Artax wandte sich ab und ging eilig weiter, doch die beiden geflügelten Schlangen ließen ihn nicht los. Wenn er zurück auf sein Schiff gelangen sollte, dann würde er den Devanthar danach befragen.
    Er war so tief in Gedanken, dass er, als er um eine Ecke bog, den Kadaver übersah und fast strauchelte. Ein großer Hund lag zusammengerollt an der Wand, das Maul weit aufgerissen. Die dunklen Augen starrten ins Leere.
    Artax kniete nieder und tastete über das Fell. Der Hund war kalt. Keine Fliegen umschwirrten ihn. Wahrscheinlich lag es an der großen Höhe. Artax bemerkte, wie schnell sein Atem ging. Viel zu schnell. Verfluchte Angst! Sie schnürte ihm die Kehle zu! Er fühlte sich auch ein wenig schwindelig.
    Woran war der Hund gestorben? Es waren keine Verletzungen zu sehen. Artax schnupperte am Maul des Kadavers. Da war Verwesungsgeruch, aber nichts, was darauf hinwies, dass der Hund vergiftet worden wäre. Er dachte an die geheimnisvollen Grünen Geister, die in den Wäldern Nangogs lebten. Ihre Opfer starben vor Angst, hieß es. Auch bei ihnen fand man keinerlei Verletzungen. Waren die Geister auf das Wolkenschiff gekommen? Beklommen sah er sich um. Er würde wieder an Deck gehen. Es war besser, dort zu sein als im stickigen Bauch des Schiffes. Dort würde er auch besser Luft bekommen!
    Er stand auf und taumelte erneut. War vielleicht Gift in der
Luft? Ob das am Ende der Grund dafür war, weshalb es auf diesem Schiff kein Leben mehr zu geben schien? Er musste hinaus. In seinem Kopf drehte sich alles und ihm wurde übel. Kopflos stürmte er den Korridor entlang und ließ jede Vorsicht fahren. Er bog ab, rannte, bog wieder ab, gelangte an ein totes Ende der Korridore. Er hechelte wie ein Hund in der Sommerhitze. Artax lief zurück. Bog an einer Kreuzung in eine neue Richtung und gelangte schließlich zu einer Treppe, die tiefer in das unheimliche Schiff hinein führte. Egal – weiter! Er hetzte die Treppenstufen hinab. Überall waren hier Bilder an den Wänden. Sie wirkten so erschreckend echt, als seien durch einen dunklen Zauber Menschen und Tiere auf die Wände gebannt worden. Die Treppe mündete in eine Kammer, von der drei Gänge in die Tiefen des Schiffsrumpfs führten. In der Mitte der Kammer war ein Pferdeschädel auf einen hohen Holzpfahl gespießt. Überall entlang der Wände waren Bilder. Es waren jene besseren Bilder, die so beklemmend, so lebensecht wirkten! Sie zeigten die Wälder Nangogs. Und die Geister! Vielleicht hatten diese Bilder die Waldgeister hinauf in die Wolken gerufen! Manche der Abbildungen zeigten irgendwelche Kreaturen, die tief im Inneren der Wolken lebten oder aus dem Dunkel zwischen den Sternen kamen.
    Artax wählte den breitesten der drei Flure und hoffte, dass er einen Weg zurück zum Oberdeck finden würde. Hier waren die Wände anders. Sie bestanden aus massivem Holz und es gab hier keine Bilder. Weiter! Noch ein Gang, eine weitere Abzweigung, jetzt nach rechts, dann nach links. Seine Orientierung hatte er längst verloren und auch mit

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