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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Echsengezücht!
    Rücksichtslose Erdaufreißer und Weltveränderer des Ersten Äons!
    Ah, dass ihr den Fluch der Kälte vergessen konntet, der euch einst die Grenzen eurer blindwütigen Macht zeigte! Muss sich denn alles wiederholen?
    Ein Strom von Gedanken traf Rajin mit erdrückender, einschüchternder Macht.
    „Was war das?“, fragte Bratlor, der so bleich wie das graue Eis der kalten Senke geworden war. Auch ihn hatte der Gedankenstrom berührt, der offenbar sehr intensiv gewesen war. Und noch stärker schienen die Drachen ihn wahrgenommen zu haben, denn sie brüllten nahezu alle im selben Moment auf. Ein ohrenbetäubender Chor dumpfer Stimmen, in dem Bratlors letzte Worte untergingen. Wie ein misstönender, dissonanter Chor verdammter Drachenseelen klang es, und Rajin glaubte im ersten Augenblick, in Zukunft nie wieder etwas hören zu können. Risse bildeten sich im hartgefrorenen Boden der Senke. Sie mäanderten als sichtbare Spuren der Drachenschreie über den Untergrund und verzweigten sich in feinste Verästelungen. Stöhnende Geräusche entstanden dabei, die Rajin an die Laute erinnerten, die beim Auseinanderbrechen des Frühjahrs-Eises in der Bucht von Winterborg entstanden, wenn sich die einzelnen Platten gegeneinander verschoben und aneinanderrieben.
    Nie mehr sollte das Drachengezücht diesen Ort heimsuchen, denn dies ist mein Reich - das Reich dessen, der aus eurer Rücksichtslosigkeit entstand, der aus dem Hass dieser Erde wuchs, die ihr noch immer die Drachenerde nennt, obwohl sie in Wahrheit ursprünglich niemandem außer sich selbst und ihren fünf Monden gehörte!
    Nun lernt meinen Zorn kennen!
    Shiiyyoom sank zu Boden. Die Landung war hart und ganz sicher so nicht beabsichtigt. Der Drache rutschte kraftlos über den aufgesprungen eisigen Untergrund. Keine zwanzig Schritt vom Eingang der Orakelhöhle entfernt blieb er liegen. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen senkte sich der Kopf auf den Boden. Eine erschreckend schwache Flamme, die kaum die Länge eines menschlichen Arms erreichte, züngelte aus seinem Maul. Die Augen waren auf einmal blutunterlaufen, so als wären Dutzende kleiner Adern in ihnen geplatzt.
    Rajin und Bratlor hatten sich mit Mühe im Sattel halten können. „Los, runter hier!“, rief der Sternenseher, der im selben Moment bereits aufgesprungen war; dann balancierte er über die Schulterblätter des Drachen und machte sich daran, nach unten zu klettern.
    „Shiiyyoom!“, rief Rajin, aber er ahnte, dass der Drachen seine Befehle nicht mehr ausführen konnte; vielleicht verstand er sie nicht einmal mehr. Ein gurgelnder Laut entrang sich dem Ungetüm. Ein Laut, der mehr von einem Todesröcheln als von einem Aufbegehren hatte. Schäumender, zähflüssiger Drachenspeichel quoll aus seinem Maul.
    Rajin folgte dem Beispiel Bratlors und kletterte am Körper des Kriegsdrachen hinab. Den Drachenstab behielt er aber bei sich. Er hatte ihn hinter seinen Gürtel geklemmt, um die Hände beim Klettern frei zu haben.
    Als er den Boden erreichte, sah er, dass Liisho - durch das Getöse alarmiert – vor den Höhleneingang getreten war. Er zögerte nur kurz, dann eilte er, den eigenen Drachenstab in der Rechten, auf Rajin und Bratlor zu. „Ihr Narren!“, rief er und packte Rajin an der Schulter.
    Der aber blickte wie gebannt zurück. Die gesamte kalte Senke Fjendurs war bis zum Schwarzen Felsen von dichtem, grauweißem Nebel erfüllt. Man konnte kaum noch eine Drachenlänge weit sehen. Schon Shiiyyooms Schwanzstacheln waren nur noch schemenhafte Umrisse.
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Liisho besorgt.
    „Ja“, murmelte Rajin.
    Liisho ließ ihn los und trat auf Shiiyyoom zu. Vor dessen Haupt blieb er stehen, setzte dem Ungetüm den Drachenstab auf den Halsansatz und trieb dem Drachen den Stab zwischen die Schuppen. Gleichzeitig kniff der Weise die Augen zu, als würde er sich sehr stark konzentrieren. Der Drache ließ sich das ohne irgendeine Reaktion gefallen. Dampfender Atem drang aus seinem Maul.
    Liisho öffnete die Augen wieder. „Der Geist dieses Drachen ist dermaßen erlahmt, dass er kaum noch zu spüren ist.“
    „Da ist eine Macht, die die Drachen schwächt“, sagte Rajin. „Fjendur …“
    „Ja …“ Liisho nickte. „Vielleicht ist das auch der Grund, dass mein eigenes Reittier so davor zurückscheute, das Tor zu passieren. Ich dachte, es liege daran, dass ich die Kunst, kosmische Tore zu öffnen, bisher nur unvollkommen beherrsche. Aber es könnte

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