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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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seine nicht. Und so wurde der Abstand zwischen ihm und den fliehenden Eiswölfen immer größer.
    Auf einem Hügelkamm blieb das Leittier stehen und drehte sich noch einmal mit aufmerksam gespitzten Ohren um. Wulfgarskint machte der tiefe Schnee zu schaffen, in den er beinahe bis zu den Knien einsank. Der Leitwolf stob davon, und nach wenigen Augenblicken waren die Wölfe hinter der Hügelkette verschwunden.
    „Nein!“, keuchte Wulfgarskint.
    Es gab kein Herz mehr, das in seinem toten Aschekörper schlug und das nach dem anstrengenden Lauf hätte rasen können – ebenso wenig wie sein untoter Körper so etwas wie Erschöpfung kannte. Und dennoch spürte Wulfgarskint, dass er an eine Grenze gelangt war, die er offenbar nicht überschreiten konnte.
    Wirst du so schnell aufgeben? Enttäusche mich nicht!, drangen wie aus weiter Ferne die Gedanken des Todverkünders in seinen Geist, und Wulfgarskint glaubte im nächsten Moment gar ein höhnisches Lachen zu hören. Oh, wie habe ich mich doch in dir getäuscht …
    Da fühlte Wulfgarskint, wie sich all die durch Hass und Wut gespeiste Kraft in ihm sammelte und zu etwas anderem wurde. Etwas, das sich in einen Kanal zwingen ließ wie das Wasser jenes Flusses in Feuerheim, von dem Ramnjolf Silbergier damals gesprochen hatte. Er musste die völlige Kontrolle über die Ansammlung von Asche an sich bringen, die nun sein Körper war. Dieser Leib war mehr als ein unvollkommenes Behältnis für die Reste seiner Seele, die der Todverkünder mit dieser Gestalt gestraft hatte.
    Der Aschekörper Wulfgarskints zerfiel zu feinem Staub, der eine Wolke bildete – eine Wolke, die sich wie einer jener gefürchteten Schwärme von Fressschrecken verhielt, die die Felder im Süden des Seereichs in regelmäßigen Abständen heimsuchten, im Südenthal-Land etwa oder in der Provinz Osland an der Grenze zu Drachenia. Wulfgarskint hatte nur von Handelsfahrten von diesen Schwärmen gehört, die den Himmel verdunkeln konnten, denn abgesehen von Bratlor Sternenseher war kaum ein Mann aus Winterborg je so weit gereist.
    Wie einer dieser Schwärme, jedoch bestehend aus feinsten Aschestückchen, flog Wulfgarskint über die weiße Ebene und auf die Hügelkette zu, hinter der die Eiswölfe verschwunden waren. Von einer sehr hochfliegenden Drachengondel oder einem tajimäischen Luftschiff aus betrachtet hätte man vielleicht den Eindruck eines über den Schnee wandernden Rußflecks gehabt.
    Offensichtlich war diese Art der Fortbewegung eine der Möglichkeiten seiner untoten Gestalt, von denen Ogjyr gesprochen hatte. Wulfgarskint war wütend auf sich selbst, dass er dies nicht früher entdeckt hatte. Schließlich konnte er seinen Körper ja auch derart verändern, dass er als Junge von vierzehn Jahren erschien, in seiner ursprünglichen Gestalt als Mensch.
    Na, endlich hast du es erfasst!, vernahm er die Gedanken Ogjyrs.
    Die Wolke aus Aschestaub, zu der Wulfgarskint geworden war, erreichte den Hügelkamm. Er hörte das Gewinsel der Eiswölfe. Sie liefen in einiger Entfernung durch den Schnee, und ihr Instinkt verriet ihnen, dass sie verfolgt wurden.
    Der Schwarm aus Ascheteilchen schob sich über sie, dann fuhr er plötzlich herab und konzentrierte sich dabei auf das Leittier. Es versuchte noch auszuweichen, doch es gab kein Entkommen. Die pechschwarzen Teilchen drangen in den Mund des Tiers ein und kamen wenig später aus den Augen wieder heraus, aus denen leere blutige Höhlen wurden.
    Der Leitwolf brach zusammen und blieb reglos im Schnee liegen, während sich Wulfgarskint auf das nächste Tier stürzte. In seiner Schwarmgestalt war Wulfgarskint einfach zu schnell für die Wölfe. Er nahm ein Leben nach dem anderen, und das Blut der Wölfe tränkte den Schnee, dass die weiße Ebene wirkte wie der Verband auf einer schwärenden Wunde.
    Das Winseln und Jaulen verstummte, als er schließlich auch das letzte Tier des Rudels getötet hatte. Dann war Wulfgarskint wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Seine Gestalt verdichtete sich und wurde zuerst zu dem vierzehnjährigen Jungen in der nach Moder riechenden Kleidung, ehe er sich abermals verwandelte und das Aussehen des Rattenmannes annahm.
    Der Junge – das war er nicht mehr, ging es ihm durch den Sinn. Auch wenn sich ein Teil seiner Seele so sehr wünschte, dass es anders wäre, es war nichts Menschliches mehr an ihm. Eine Erkenntnis wie ein Stich mit einer Nadel aus Seemammutknochen. Aber dass sich sein Wunsch zu töten in so großartiger

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