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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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war nicht möglich, der Schlüssel haftete an seiner Handfläche, die Finger krampften sich förmlich um das Metall, und ein höllischer Schmerz durchraste Rajin.
    „Flieht von hier! Jetzt! Sonst war alles umsonst, und es gibt keine Zukunft, kein Morgen, keinen Aufgang der Mondenkette mehr – nur ein aufgerissenes Erdreich, das Magma blutet und einem weidwunden Tier gleicht …“
    Die Gedankenstimme, die er vernahm, gehörte zweifellos Komrodor; Rajin erkannte sie sofort wieder. Von Wort zu Wort wurde die Stimme schwächer und verhallte schließlich. Rajin verstand zum Schluss nur noch einzelne sinnlose Worte.
    Seelenreste des ermordeten Großmeisters waren offensichtlich in den Schlüssel des Geistes gefahren und verflüchtigen sich allmählich. Aber vielleicht bleibt ja etwas von ihrer Kraft, dachte Rajin. Es war der erste klare Gedanke, den er fassen konnte, seit er zu Boden geschleudert worden war.
    Es war der stiere Blick Liishos, der ihm verriet, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte – und dann bemerkte Rajin es selbst.
    Seine linke Hand und der Ansatz des Unterarms hatten sich verändert. Sie schimmerten ebenso messingfarben und schienen sich in das gleiche Metall verwandelt zu haben, aus dem der Schlüssel des Geistes bestand, mit dem seine Linke auf einmal untrennbar verbunden war, als wären sie zusammengeschmolzen.
    Dafür ließ nun der Schmerz spürbar nach. Stattdessen war da diese Kraft, die ihn durchflutete und von der er nicht wusste, ob sie aus ihm selbst oder diesem magischen Artefakt kam.
    Aber war es nicht so, dass alle Kraft letztlich aus dem eigenen Inneren kam? Jeder magische Gegenstand war letztlich nur ein Hilfsmittel, gleichgültig ob nun ein Drachenstab oder eben dieser besondere Schlüssel des Geistes, den Komrodor für ihn geschaffen hatte. Ein austauschbares Werkzeug, das selbst keine Kraft beisteuerte, sondern nur das zu bündeln vermochte, was an Kräften ohnehin schon vorhanden war.
    Rajin erhob sich. Der Schmerz hatte beinahe vollkommen aufgehört.
    „Zu den Drachen!“, rief der Prinz. „Wir müssen fort von hier! So schnell wie möglich!“
    „Darauf, dass wir den Dom verlassen, warten Katagis Schergen doch nur!“, widersprach Liisho.
    „Ich weiß, dass sie meinetwegen hier sind. Aber wenn wir es jetzt nicht schaffen, aus der Stadt herauszukommen, wird es uns vermutlich gar nicht mehr gelingen …“
     
     
    Durch das Kuppeldach war zu sehen, wie sich einige der Schattenpfadgänger der Übermacht der Drachen entgegenzustellen versuchten. Einer der Kriegsdrachen wurde schwer getroffen, und auch sein Reiter erhielt einen Schwertstreich, der seinen Kopf vom Torso trennte. Während der Kopf in hohem Bogen durch die Luft flog, rutschte der Rumpf aus dem Sattel und fiel durch das offenbar gleichermaßen durchsichtige wie durchlässige Kuppeldach des Großmeisterdoms.
    Die Magier am Fünfecktisch erwachten aus ihrer Erstarrung. Einige von ihnen reckten ihre Hände empor und riefen verzweifelt ein Beschwörungsformeln. Sie versuchten das Dach, das wohl unter der Kontrolle des ermordeten Großmeisters gestanden hatte, zu schließen. Bilder entstanden dort aus dem Nichts. Aber es waren nur Bruchstücke aus verschiedenen Darstellungen, die dort ansonsten zu sehen gewesen waren. So entstand unter anderem eine Nachbildung des Blutmondes, der allerdings keinerlei Substanz gewann und eigentlich nur die freie Sicht nach außen behinderte.
    Der tödlich verwundete Kriegsdrache hielt sich mit seinen letzten Flügelschlägen noch ein paar Augenblicke in der Luft, bevor er schließlich in den Dom krachte. Er schlug schwer auf und drückte ein paar der Abtrennungsmauern nieder, die die einzelnen Bereiche voneinander trennten.
    Ein stück Mauerwerk wuchs auf einmal über das Kuppeldach und verstofflichte. Die Magier am Fünfecktisch schienen endlich ihre Kräfte zu bündeln, aber das reichte keineswegs aus, um die Kuppel wirklich zu schließen.
    Rajin dachte schaudernd an die Macht, die Großmeister Komrodor besessen hatte und die die Kräfte der anderen fünf mal fünf Magier an der fünfeckigen Tafel der Hochmeister bei weiten überragt hatte. Wie weit er ihnen überlegen war, zeigte sich in diesen Momenten auf dramatische Weise.
    Ein Gondeldrache flog in die Kuppel ein und sank heftig flatternd zu Boden. Salven von Armbrustbolzen wurden abgeschossen. Sowohl einige der Hochmeister als auch Angehörige des veränderten Dom-Personals wurden getroffen. Schreie gellten, und die gerade

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