DRACHENERDE - Die Trilogie
Hals, und er sah keine Möglichkeit mehr, den Zweifrontenkrieg gegen Tajima und zugleich gegen Drachenia weiterzuführen und sein Reich auf Dauer zu erhalten.
„Eine Bedingung stelle ich jedoch“, forderte der Priesterkönig, bevor er sein Siegel unter den Vertrag setzte. „Zum Ziel unseres Bündnisses und der Kriegsführung soll erklärt werden, dass die gesamte Drachenheit ausgerottet wird, von den mächtigen Kriegsdrachen bis zu den Transportdrachen der Händler. Selbst einen Wilddrachen, dem man begegnet und der sich vielleicht in späterer Zeit noch zähmen ließe, soll man töten.“
Niemand unter den Bündnispartnern hatte gegen diese Bedingung etwas einzuwenden. Der Priesterkönig von Tajima aber versprach sich dadurch eine goldene Zukunft für sein Reich, denn die künftigen Generationen tajimäischer Luftschifffahrer hätten nicht mehr die Konkurrenz drachenischer Transportdrachen zu fürchten, deren eigenes Land zudem bisher durch ein uraltes Transportmonopol der Lüfte geschützt war.
Das Buch des fünften Äon
Oft aber versank Rajin in düstere Gedanken, die ihn anfielen wie böse Geister. Seinen Sieg über den Usurpator Katagi und die mit ihm verbündeten Höllenwesen aus dem Glutreich, die Großmeister Abrynos durch das Weltentor bei der Zitadelle von Kenda herbeigerufen hatte, nahm der letzte Spross des Hauses Barajan ebenso freudlos hin wie die Tatsache, dass nach achtzehn langen Jahren wieder ein rechtmäßiger Drachenkaiser auf dem Thron saß, der es geschafft hatte, selbst den Urdrachen Yyuum zu bezwingen.
Oft sah man ihn in der Säulenhalle der Tausend Winde die Metallhand ballen, während er mit seinem Schicksal haderte. Wie glücklich erschien ihm im Rückblick die Zeit seines Exils auf der seemannischen Insel Winterland, wo er von Wulfgar Wulfgarssohn an Sohnes statt angenommen und Bjonn Dunkelhaar genannt worden war. Wie unbeschwert war sein Leben gewesen, als seine Gedanken nur darum gekreist hatten, wie er sich bei der Seemammutjagd beweisen konnte oder Kallfaer Eisenhammer, dem Vater seiner Geliebten Nya, gegenübertreten sollte, sobald herauskam, dass diese sein Kind unter dem Herzen trug.
Selbst der aus blankem Neid geborene Hass seines Pflegebruders Wulfgarskint und der klirrende Hauch Fjendurs, der in den eisigen Wintern über das Land blies und alles erstarren ließ, erschienen Rajin Ko Barajan in diesen Augenblicken unbedeutend verglichen mit dem traurigen Schicksal, das die Seele des jungen Kaisers zu ersticken drohte.
„Die Macht habe ich gewonnen, aber alles sonst scheint mir verloren“, konnte man ihn manchmal sagen hören, während das Licht, das über unzählige spiegelnde Fliesen in das Innere der gewaltigen Halle der Tausend Winde geleitet wurde, die Drachenringe an seiner Metallhand glitzern ließ.
Ein Lichtkranz umflorte dann auch den gläsernen Sarg, in dem seine Geliebte Nya lag, noch immer gefangen in jenem magischen Schlaf, in den sie einst der abtrünnige Magier Ubranos aus Capana versetzt hatte. Dass dieser Scherge in den Diensten des Usurpators dafür mit dem Leben bezahlt hatte, konnte Rajin über seinen schmerzhaften Verlust nicht hinwegtrösten.
Verschollen in anderen Welten und Existenzebenen waren die Seelen seiner Geliebten und seines ungeborenen Sohnes, dessen Bestimmung es eigentlich gewesen wäre, dereinst als Kojan II. den Drachenthron zu besteigen.
„Eines Tages werde ich eure Seele wiederfinden“, schwor sich Rajin immer wieder, doch wer ihn dabei belauschte, konnte die wachsende Verzweiflung aus seinen Worten heraushören.
Hin und wieder sorgte die magische Kraft seiner Metallhand dafür, dass sie ihm als Geister erschienen – Nya und sein Sohn, dessen durchscheinender Seelenleib manchmal gar das Aussehen eines Zehnjährigen annahm, obgleich er doch in Wahrheit noch nicht gar nicht geboren war.
Auch diese Erscheinungen waren dem Kaiser keineswegs ein Trost. Vielmehr vergrößerten sie seinen Schmerz und sorgten dafür, dass ihn über Tage hinweg niemand ansprechen konnte.
„Soll doch der Schneemond auf die Welt fallen! Soll sich doch ein Meuchelmörder finden, der das Geschlecht der Nachfahren Barajans endgültig auslöscht! Soll sich doch die Macht der Drachen wieder so ungestüm entfalten wie im Ersten Äon, an dessen Ende die Erde aufgerissen ward und die Glut in ihrem Inneren in Fontänen emporspritzte! Es soll mir gleich sein!“
So hörte man ihn bisweilen sprechen, doch es war bei Strafe verboten, es in der
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