DRACHENERDE - Die Trilogie
Öffentlichkeit zu erwähnen.
Chronik des Kaisers Rajin, verfasst von Kanjiang Ko Song – Hofschreiber unter Kojan III.
Ein Fluch lastet auf der kaiserliche Familie seit vielen Zeitaltern, denn sie ist das Erbe uralter Schuld.
Einst wollten sich die Bewohner von Qô von der Herrschaft des Kaisers von Drakor lossagen und proklamierten das Zeitalter der Sechs Reiche. Doch der damals regierende Kaiser Onjin konnte das nicht dulden. Er sandte sein Heer von Drachenreitern aus und hielt ein furchtbares Blutgericht über die Bewohner der Insel und der Stadt Qô. Andere Provinzen, in denen es vielleicht ähnliche Bestrebungen gab, sollten damit gewarnt und abgeschreckt werden. Was Du noch heute hörst, o Unglücklicher, der Du nach Qô verschlagen wurdest, sind die Schreie und das Wehklagen derer, die von den Samurai des Kaisers umgebracht wurden. Niemand wurde am Leben gelassen, und für Jahrhunderte betrat niemand die Insel, die man heutzutage die Insel der Vergessenen Schatten heißt, bis ein späterer Kaiser eine Expedition herschickte, um das Land wieder für Drachenia in Besitz zu nehmen. Es gab nämlich Gerüchte darüber, dass die Tajimäer ihre Luftschiffe zur Insel gesandt hätten, und diesem Volk wollte man selbst ein unbewohntes Eiland nicht überlassen.
Nur ein einziger, halb wahnsinniger Drachenreiter kehrte damals von dieser Insel nach Drachenia zurück und brachte die Kunde von den Vergessenen Schatten. Von einer weiteren Expedition, die zur Insel aufbrach, hörte man nie wieder etwas, und seither gibt es in ganz Drachenia niemanden mehr, der sich freiwillig hierher begeben würde.
Dies verkündet Jaiang der Welt der Nachgeborenen – ein Mann, der hier strandete und starb und der es lernte, mit den Vergessenen Schatten zu sprechen, bis er einer von ihnen wurde.
In mitteldrachenischer Schrift und Sprache in eine Mauer am östlichen Rand der gleichnamigen Insel gelegenen Ruinenstadt Qô gemeißelt
1. Kapitel
Drei Ringe – ein Thron
Seine Haut schimmerte rötlich und ähnelte von ihrer Beschaffenheit her dem Schuppenpanzer eines Drachen. Die von einem breiten Gürtel zusammengehaltene Tunika spannte sich um den kräftigen Körper des Dreiarmigen.
Koraxxon schwang die doppelklingige Streitaxt von geradezu monströs wirkender Größe in der Pranke seines Axtarms. Die beiden auf der gegenüberliegenden Seite aus Schulter und Torso herauswachsenden Arme waren zwar weitaus weniger kräftig als der Axtarm, aber jeder noch so muskulöse Oberschenkel eines Menschen hätte im Vergleich dazu schmächtig gewirkt. Der untere der beiden Arme hielt den Schild, der obere das Schwert.
„Jetzt sieh, wie ein Missratener zu kämpfen versteht!“, brüllte er. Mit einer wuchtigen Bewegung machte er einen Ausfallschritt. Geräuschvoll stampfte der Fuß auf. Die Doppelklinge der Axt wirbelte durch die Luft.
Der Gegner des Dreiarmigen war ein vermummter Ninja. In der Rechten hielt er ein leicht gekrümmtes Matana-Schwert, wie es ansonsten von den Drachenreiter-Samurai des drachenischen Kaisers getragen wurde, mit der Linken schwang er eine neungliederige Kettenpeitsche.
Der Axtschlag des Dreiarmigen ging ins Leere, denn der Ninja wich im letzten Moment mit geradezu katzenhafter Geschmeidigkeit zurück. Dann ließ er die Kettenpeitsche vorschnellen. Klirrend schlang sie sich um die Axt und verhakte sich an der Klinge.
Ein Ruck riss dem aufstöhnenden Dreiarmigen die riesige Waffe aus der Hand und ließ ihn zudem noch auf seinen überaus stämmigen Beinen zwei Schritte nach vorn taumeln. Den Schwertarm brauchte er, um sich auszubalancieren. Der Schildarm hob sich ein paar Handbreit, um den Stoß des Ninjas mit der Matana-Klinge abzuwehren.
Doch dieser Stoß erfolgte so schnell, dass der Dreiarmige nicht rasch genug zu reagieren vermochte. Der Ninja ließ einen durchdringenden, barbarisch klingenden Kampfschrei hören. Die Spitze des Matana-Schwerts zielte mit tödlicher Treffsicherheit in einen Spalt zwischen zwei Halsschuppen.
Doch der Stoß wurde mitten in der Bewegung gestoppt.
Beide Kontrahenten standen sich wie erstarrt gegenüber.
„Dein Körper ist schwach und von erschreckender Verwundbarkeit“, stellte Koraxxon mit ruhiger Stimme fest.
„Aber ich beherrsche ihn perfekt“, erwiderte der Ninja, dessen Stimme durch das schwarze Tuch, mit dem sein Gesicht umwickelt war, abgedämpft wurde. Nur die Augen waren freigelassen. Es waren meergrüne Augen, wie sie unter den
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