DRACHENERDE - Die Trilogie
Kampfdrachen – hatten einen überaus feinen Geruchsinn, und eine Fütterung in den Drachenpferchen der Kriegsdrachenarmada innerhalb der Palastmauern oder der umliegenden Befestigungen wäre den anderen Ungetümen nicht entgangen.
„Der Krieg darf nicht mehr allzu lange andauern“, sagte einer der beiden Männer, die sich zur späten Stunde des Augenmond-Zenits auf dem Turm der kaiserlichen Gemahlin Gonjinee trafen.
Es gab unzählige Türme im Palast von Drakor, der eine Stadt innerhalb der Stadt darstellte, größer und erhabener als so manche Hauptstadt anderer Reiche. Bei guter Sicht konnte man weit ins Landesinnere oder über die Bucht von Drakor blicken, sodass es Feindennahezu unmöglich war, sich ungesehen der Stadt und dem Palast zu nähern, ganz gleich, ob sie sich nun in der Luft, auf dem Wasser oder zu Lande fortbewegten.
Einzig und allein für die Schattenpfadgänger aus Magus galt dies nicht.
„Wir sind derzeit die Einzigen, die ein Interesse an einem schnellen Frieden haben“, sagte der zweite der beiden Männer auf dem Turm der kaiserlichen Gemahlin Gonjinee, die vor über fünfhundert Generationen an der Seite des Kaisers Jempal VI. regiert hatte; allerdings war es erst ihr Enkel Jempal IX. gewesen, der diesem Turm den bis zu diesem Tag gültigen Namen zu Ehren seiner Großmutter verliehen hatte. „Die Versorgung der Drachenheit wird immer prekärer. Man hört sie des Nachts im ganzen Land schreien.“
„Als Herr der Kriegsdrachenarmada drückt Euch da gewiss besonders der Schuh, ehrenwerter Lord Drachenmeister“, entgegnete der andere.
„Ich denke nicht, dass Ihr Euch zu so später Stunde mit mir treffen wolltet, um die knurrenden Mägen der Kriegsdrachen zu erörtern“, sagte Lord Drachenmeister Tong. Er trug einen Mantel, auf dessen Fibel das Zeichen seines herausgehobenen Rangs im Licht der fünf Monde schimmerte.
Das rotblaue Zwielicht von Blutmond und Meermond fiel in das Gesicht seines Gesprächspartners, als dieser einen Schritt nach vorn machte. „Ihr habt vollkommen recht, Tong.“
„Worum geht es, Fürst Payu?“
„Darum, dass der Kaiser am morgigen Tag in aller früh nach Kenda aufbrechen will, um diesen mysteriösen Bleichen Einsiedler zu finden“, antwortete der Fürst vom Südfluss. Nach dem tragischen Tod von Wiian Ko Jharan hatte Rajin seine Reise um einen Tag verschoben. Er hatte noch abwarten wollen, ob sich in dieser Sache weitere Erkenntnisse ergaben, was nicht der Fall gewesen war, und zudem dem Toten mit einem Tag der Trauer seine Ehre erweisen wollen.
„Aber Ihr seid doch gewiss auch der Ansicht, dass dem Angriff dieser Schatten auf Kaiser Rajin auf den Grund gegangen werden muss“, meinte Tong. „Oder denkt nur an den armen Wiian Ko Jharan. Dergleichen könnte sich immer wieder zutragen. Wenn nun doch die Schattenpfadgänger des Großmeisters von Magus dahinterstecken, ist niemand im Palast mehr seines Lebens sicher.“
„Nun, ich sehe die eigentliche Gefahr für unser Reich nicht in Magus oder auf den Schlachtfeldern dort draußen. Zu viele hier im Palast haben zu vieles durch den Sturz Katagis verloren, und Rajins Herrschaft mag noch so rechtmäßig sein, sein Hof ist voller Feinde. Sie warten nur auf das richtige Signal, um zuzuschlagen. Und wer es gibt, wird sich vielleicht ganz nach oben schwingen können.“
„Und die Drachenheit beherrschen, wie Rajin es fertig bringt?“, fragte Tong zweifelnd und schüttelte den Kopf. „Eigentlich sollte dem Volk klargeworden sein, dass es nicht nur einer Krone bedarf, um Drachenia regieren zu können. Immerhin ist Rajin im Besitz der Drachenringe, und es fließt das Blut Barajans in seinen Adern. Da müsste erst mal jemand kommen, der etwas Vergleichbares vorzuweisen hat.“
„Das Volk mag das wissen. Aber so mancher hier in diesen Mauern, der sich seit dem Sieg der Rebellion und der Wiederherstellung der rechtmäßigen Herrschaftsverhältnisse zurückgesetzt fühlt, könnte diese Tatsachen nicht wahrhaben wollen. Und vielleicht hat der Tod Wiian Ko Jharans vielmehr damit zu tun als mit den unheimlichen Schatten und war bereits der Auftakt zu einem neuerlichen Putsch.“
Tong umfasste den Griff der Matana-Klinge, die er an der Seite trug. Seine Körperhaltung versteifte sich. „Seid versichert, dass ich alles tun werde, um zu verhindern, was Ihr offenbar befürchtet, mein Fürst.“
Payu nickte leicht. „Ja – die Frage ist nur, ob auch unser neuer Kaiser alles dafür tut ...“
„Was meint
Weitere Kostenlose Bücher