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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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überlebt. Die Gedankenfetzen, die Rajin ihm zuzuordnen vermochte, wirkten wie Faustschläge auf den jungen Kaiser. Er hoffte nur, dass wenigstens der Rest von Wulfgarskints Seele ihren Frieden gefunden hatte.
    Es gibt nichts, was ich dir nachtragen könnte, dachte er. Aber die Antwort – sofern man sie als solche bezeichnen konnte - war ein Schwall puren Hasses, der mit einer Heftigkeit auf Rajins Geist eindrangen, dass dieser sich davor abschirmen musste.
    „Miss diesen Gedankenspiegelungen keine größere Bedeutung zu!“, meldete sich wieder die Metallhand. Besorgnis war in dieser Botschaft mehr als deutlich zu spüren, und Rajin fragte sich nicht zum ersten Mal, ob die Seelenreste, die in der Hand ihr Zuhause gefunden hatten, inzwischen vielleicht sogar wieder etwas geformt hatten, was man einen Willen nennen konnte.
    Was bezweckst du, Komrodor – oder wie immer ich dich nennen soll?
    Aber die Gedankenstimme der Hand gab ihm keine Antwort auf diese Frage.
    Da der Bleiche Einsiedler über die Jahre hinweg immer wieder in der Kathedrale gewesen war, musste auch er irgendwelche Gedankensplitter, Seelenspuren oder ähnliches hinterlassen haben. Rajin begann danach gezielt zu suchen, ballte dabei die Metallhand zur Faust, und sie begann zu leuchten; ein grünlicher Schimmer umgab sie, der schließlich zu einer grellweißen Aura wurde, die nicht nur die Hand, sonder Rajins gesamte Erscheinung für einige Augenblicke vollkommen umhüllte.
    Wäre jemand bei ihm gewesen, so hätte er nichts weiter als einen Schemen aus purem Licht gesehen. Wie das genaue Gegenteil der schattenhaften Angreifer, die ihm in der Halle der Tausend Winde zugesetzt hatten, wirkte er und murmelte eine uralte Formel in altdrachenischer Sprache, die der Weise Liisho ihn für den Fall gelehrt hatte, dass er ein Höchstmaß an innerer Kraft benötigte.
    „Es kommt nicht auf die Stärke deiner Kraft an sich an, sondern auf ihren gezielten Einsatz“, ermahnte ihn eine andere Gedankenstimme, die Rajin nicht so recht zuzuordnen wusste. Waren es wieder die Seelenreste des ermordeten Komrodor, die ihn in gewisser Weise verspotteten, indem sie ihn ausgerechnet in dieser Situation in so hochmütiger Weise belehrten? Oder handelte es sich um eine Botschaft des Weisen Liisho, die dieser irgendwann in die Seele des jungen Thronfolgers gepflanzt hatte, auf dass die Saat im rechten Moment aufging? Rajin war sich nicht sicher. Die Botschaft hatte letztlich nur die Wirkung, dass er einen Moment lang abgelenkt war.
    So streifte er mit der Kraft seiner Gedanken nur das, was der Bleiche Einsiedler in der Kathedrale zurückgelassen hatte. Rajin erkannte es zunächst nicht mal als Seelenspuren oder Gedanken, da dieses Etwas so fremd auf ihn wirkte, dass er zutiefst erschrak. Es waren Gedanken von einer Andersartigkeit, wie er sie nicht einmal bei einem Magier oder einem Echsenmenschen empfand.
    Ein eisiger Schauder überkam ihn, und eine ganze Weile stand er einfach nur da, den Blick starr auf den Steinaltar gerichtet.
    Plötzlich brachen ganze Stücke aus dem Steinrelief an der linke Seite der Kathedrale. Eine Balustrade stürzte ein, und aus dem Staub formte sich ein vielarmiges Ungeheuer. Dumpf und dröhnend war der Schrei des Wesens, als es sich auf Rajin stürzte, doch dieser Schrei veränderte innerhalb eines Augenaufschlags die Tonlage in einen schrillen Laut, der so hoch wurde, dass ein menschliches Ohr ihn nicht mehr zu hören vermochte.
    Wie von selbst hob sich Rajins Metallhand in Richtung des Angreifers; sie schien unter dem Befehl einer fremden Kraft zu stehen, die so stark war, dass Rajin unwillkürlich schauderte. Sie glühte auf und öffnete sich dabei.
    Das Wesen aus grauem Staub hatte unterdessen tierhafte Gesichtszüge gebildet, die Rajin im ersten Moment an Wulfgarskint erinnerten. Mit einem dumpfen Stöhnen prallte die Staubkreatur gegen eine unsichtbare Wand und kreischte auf.
    „Lass mich das machen, ich kenne mich damit aus!“, wisperte die Gedankenstimme der Metallhand, woraufhin noch ein paar für Rajin unverständliche Worte in altmagusischer Sprache folgten. Eine Formel vermutlich. Und diesmal erinnerte die Gedankenstimme Rajin in ihrer Sprechweise tatsächlich an Komrodor.
    Die durchsichtige Wand, die das Staubwesen zunächst nur aufgehalten hatte, drängte es nun mehrere Dutzend Schritt zurück. Es stieß erneut einen Schrei aus, der nichts Menschliches an sich hatte, bevor es schließlich zerfiel. Innerhalb von Augenblicken wurde

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