DRACHENERDE - Die Trilogie
Selbstbeherrschung ist. Aus ihr erwächst die größte Kraft.
„Hört sich nach dem Geschwätz an, das der Weise Liisho so gern von sich zu geben beliebte und wovon ich in deinen Gedanken immer wieder allzu viel entdecke. Vielleicht solltest du dich zur Abwechslung mal an eine andere geistige Autorität halten.“
Du meinst damit nicht zufällig dich selbst?
„Trau niemandem, dessen innere Kraft du nicht spüren kannst, so wie es bei diesem Bleichgesichtigen der Fall ist.“
Ich werde den Ratschlag beherzigen. Aber im Moment kann ich mir meine Verbündeten leider nicht aussuchen.
„Dennoch ...“
Rajin hob die Metallhand, betrachtete und öffnete sie, bevor er sie ganz langsam wieder zur Faust schloss. Vielleicht dachten die anderen, die dies beobachteten, dass er gerade seine innere Kraft sammelte. In Wahrheit jedoch ging ihm im Augenblick ein alarmierender Gedanke durch den Kopf: Ich habe dich Komrodor genannt, und du hast nicht widersprochen!
7. Kapitel
Der Flug nach Qô
Stunden waren sie bereits unterwegs. Mit regelmäßigen und kräftigen Schlägen seiner gewaltigen Drachenschwingen glitt Ghuurrhaan in schwindelerregender Höhe durch die kalte, dünne Höhenluft.
Der Drache hatte inzwischen akzeptiert, dass auch Erich von Belden auf seinem Rücken Platz genommen hatte, auch wenn er den Widerwillen gegen die Nähe des Drachentöters wohl nur oberflächlich unterdrückte; zumindest Rajin konnte seine Abneigung gegen den Fremden nach wie vor deutlich spüren.
Erich von Belden fühlte sich ebenfalls äußerst unbehaglich, das merkte man ihm an. Er klammerte sich an einem der Sattelgurte fest und vermied es tunlichst – so wie Koraxxon -, in die Tiefe zu blicken.
„Solange wir über dem Wasser sind, habt Ihr nichts wirklich Schlimmes zu befürchten“, ließ sich Ganjon die Gelegenheit für eine spöttische Bemerkung nicht nehmen. „Wenn Ihr in die Fluten stürzt, können wir Euch leicht wieder herausfischen.“
„Nichts wirklich Schlimmeres?“, echote Erich. „Ich bin Nichtschwimmer, und ich habe mir in meinen Kontrakt für die Stadtwache zu Bremen ausdrücklich hineinschreiben lassen, niemals auf einem Schiff Dienst tun zu müssen – und schon gar nicht auf einer dieser holzschuhförmigen Koggen, die aussehen wie große Nussschalen!“
„Ihr redet über Dinge und Orte, über die ich nichts weiß“, erwiderte Ganjon. „Aber ich nehme an, dass das Wasser in dieser Welt so ungefährlich ist wie in der, aus der Ihr stammt.“
Erich lachte heiser auf. „Ja, allerdings gilt das wohl nur dann, wenn man schwimmen kann!“
„Und Ihr könnt es tatsächlich nicht?“, wunderte sich Ganjon.
„Satan muss sich für mich dies als besondere Folter meiner Seele ausgedacht haben. Aber ich will auch das ertragen, auch wenn ich weiß, dass ich dadurch an meiner Verdammnis nichts werde ändern können.“
Rajin hatte gegenüber Ganjon und Koraxxon nur eine knappe Erklärung dafür abgegeben, warum dieser Fremde sie auf ihrem Flug zur Insel der Vergessenen Schatten begleitete, wo Branagorns Zauberkunst hoffentlich dafür sorgte würde, dass diese Gefahr endgültig beseitigt wurde. Für längere Ausführungen war keine Zeit gewesen, und selbst Koraxxon hatte nicht auf eine ausführlichere Begründung bestanden.
„Mein Herr und Kaiser hat gewiss gute Gründe gehabt, dich mit auf diese Reise zu nehmen“, sagte der Dreiarmige jedoch, als die Dämmerung einsetzte. Mindestens einen Tag und eine weitere Nacht des ununterbrochenen Fluges lag noch vor ihnen, allerdings nur dann, wenn der Wind weiterhin so günstig blies. Würde er jedoch drehen und sich Ghuurrhaan entgegenstemmen, konnte der Flug nach Qô sehr viel mehr Zeit in Anspruch nahm. „Dass Ihr mir sympathisch seid, kann ich nicht behaupten, aber wir teilen beide die Furcht vor der Tiefe, und das zumindest scheint uns zu verbinden.“
„Dann muss ich es wohl akzeptieren, dass sich in dieser Höllenwelt ein missgestalteter Teufel mit mir verbunden fühlt, zumal ich selbst auf dem Schlachtfeld oft genug zum wahren Teufel wurde“, erwiderte Erich kühl.
„Deine Worte erscheinen mir wirr, Erich“, gestand Koraxxon.
„Mir die deinen bisweilen auch“, gab der Ritter zurück. „Aber das soll dich nicht bekümmern. Davon abgesehen bin ich inzwischen zu einer wichtigen Erkenntnis gelangt.“
„Und die wäre?“
„Dass man in der Hölle sein Handeln nur schwer nach den Geboten des Himmels richten kann, sondern oft genug
Weitere Kostenlose Bücher