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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zu wollen.
    „Ich brauche nicht so viel Schlaf wie Euresgleichen“, sagte er. „Letztlich ist es eine Frage der Beherrschung des eigenen Körpers. Auf diese Weise kann man nicht nur längere Zeit ohne Schlaf auskommen, sondern sogar mehrere Jahre in einem Schmachtloch überleben, wie ich ja vor einiger Zeit unter Beweis gestellt habe.“
    „Braucht Ihr Hilfe bei Euren Vorbereitungen?“, fragte Rajin.
    „Keine, die Ihr mir geben könntet. Ein Gefolgsmann des Fürsten, der sich hier gut auskennt, sollte mir alle Örtlichkeiten zeigen, die ich zu sehen verlange. Das ist alles.“
    „So soll es geschehen“, erklärte Rajin.
     
     
    Ein Wächter des Fürsten weckte Rajin, Koraxxon, Ganjon und Erich von Belden zur Stunde des Augenmondzenits. Sie versammelten sich auf dem Hauptturm der Burg, dem größten Gebäude Nangkors, der sogar höher war als selbst die Türme aller Kathedralen der Stadt – und das waren insgesamt fünf, genauso viele wie in der heiligen Stadt Ezkor, in der die Priesterschaft des Unsichtbaren Gottes ihren Hauptsitz hatte.
    Einst hatte ein Fürst entschieden, dass der Hauptturm der Burg auf ewige Zeiten das höchste Gebäude der Stadt sein sollte, und hatte die Türme der Kathedralen entsprechend kürzen lassen. Damit hatte er klarstellen wollen, dass die Macht des Fürsten und damit auch die des Kaisers, in dessen Namen er herrschte, letztlich über der Macht der Priesterschaft stand.
    Der Legende nach war jener Fürst eines Tages von den Vergessenen Schatten heimgesucht worden. Aber sie hatten ihn nicht getötet, sondern ihn stattdessen langsam in den Wahnsinn getrieben. Außerdem hatten sie dafür gesorgt, dass der Name des Fürsten dem Fluch des Vergessens anheimgefallen war.
    Doch das war nur eine der vielen Legenden, die man sich in dieser Gegend über die Vergessenen Schatten zu erzählen pflegte.
    Als Rajin zusammen mit Koraxxon, Erich von Belden und Ganjon den Hauptturm bestiegen hatte, fand er dort den Bleichen Einsiedler vor, der mit geschlossenen Augen und in innerer Versenkung dasaß.
    In der Stadt wurden bereits überall die Signalhörer geblasen. Wächter, die genau beobachteten, was sich des Nachts auf der offenen See tat, meldeten das Eintreffen der unheimlichen Angreifer. Vor und in den Kathedralen erwachten die Gläubigen aus dem unruhigen Schlummer, in den sie in den wenigen Stunden der Nachtruhe gefallen waren, die meisten von ihnen aus purer Erschöpfung. Die Priester stimmten Gebetsgesänge und Liturgien an, so als könnten diese sie vor dem Schrecken aus der Dunkelheit bewahren.
    Dunkle Schatten wogten, schließlich im Licht der fünf Monde deutlich erkennbar, auf die Stadt zu. Sie schwebten schwerelos wie Rauchwirbel über dem Wasser, und manchmal ließ sich in einem von ihnen eine Gestalt erahnen.
    Branagorn öffente die Augen und erhob sich geschmeidig aus seinem Schneidersitz, dann wies er aufs Meer hinaus und sagte in sehr ernstem Tonfall: „Dort sind sie!“
    „Gewiss habt Ihr diese Schatten der Hölle bereits vor Stunden gesehen!“, spottete Erich von Belden, der den Beidhänder aus seiner Rückenscheide zog. „Wenn mir jemand erklärt, wie man sie bekämpfen kann, werde ich mich ihm gern anschließen. Verdammt oder nicht, es scheint, als wäre das finstere Handwerk des Krieges das Einzige, das ich je gut genug erlernt habe, um dafür Lohn fordern zu dürfen.“
    „Ihr könnt gegen diese Wesen nicht kämpfen“, sagte Branagorn. „Jedenfalls nicht erfolgreich – es sei denn, Ihr setzt die Mittel der Zauberei ein!“
    Koraxxon hatte ebenfalls seine Waffen gezogen, seine Axt und sein Schwert. Da er seinen Schild bei dem Sturz ins Meer verloren hatte, blieb eine Hand seiner beiden schmäleren Arme frei, und der Dreiarmige schien nicht so recht zu wissen, wohin mit ihr. Schließlich klemmte er den Daumen hinter die Gürtelschnalle.
    Fürst Haljan erschien ebenfalls auf dem Hauptturm. „Die Drachenreiter sind kampfbereit und warten nur auf meinen Befehl", erklärte er dem Kaiser, nachdem er eine Verbeugung angedeutet hatte. Er trug das klassische Ornat eines Samurai, das Wappen seiner Familie prangte auf der Brust, und die Hände umschlossen das Matana-Schwert und den messingfarbenen Drachenstab. Auch wenn er bemüht war, eine gleichmütige Miene zur Schau zu stellen, war doch unverkennbar, wie angespannt er war.
    „Dieser Befehl wird nicht erfolgen!“, mischte sich Branagorn ein. „Eure Drachenreiter sollen nicht in eine aussichtslose Schlacht geschickt

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