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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zuckte den Schultern und grinste. „Nun, vielleicht waren es gar nicht die Götter, die ihm Magen und Gedärme umdrehten, sondern er hat nur etwas Schlechtes gegessen, das kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist, dass der Kleine Rat der Auffassung war, jemand wie ich sei besser geeignet, die Geschicke des Seereichs zu lenken.“
    Orik nickte langsam. Ihm selbst hätte es nicht gewundert, wenn Thalmgar seinem Vorgänger einfach etwas ins Essen hätte mischen lassen, aber diesen Verdacht äußerte er lieber nicht. Sie mochten verwandt sein, doch jemand wie Thalmgar Eishaar ging notfalls auch gegen die eigene Sippschaft vor, und zwar mit derselben Härte, die er gegen all seine anderen Gegner zeigte. Und Orik wollte es sich zudem mit dem neuen Hochkapitän nicht schon verderben, bevor dieser überhaupt offiziell vom Großen Kapitänsrat eingesetzt worden war.
    Auch wenn Thalmgar seinen Amtsvorgänger auf unlautere Weise aus dem Rennen geworfen und dann den Kleinen Kapitänsrat mit Bestechungsgeldern günstig gestimmt hatte - vermutlich war er tatsächlich der geeignetere Mann für den Posten, denn das Seereich brauchte in der gegenwärtigen Lage einen Hochkapitän voller Tatkraft und Entschlussfreude, jemanden, der den Großen Kapitänsrat davon überzeugen konnte, dass man ihm weitergehende Befugnisse geben müsste, damit wichtige Entscheidungen schnell genug getroffen werden konnten.
    Die Kapitäne des Seereichs waren normalerweise auf größtmögliche Unabhängigkeit bedacht. Ihre Thalassokratie basierte darauf, dass ein jeder sich nur an ein Minimum von Regeln, Gesetzen und Weisungen halten musste und ansonsten seine eigenen Entscheidungen treffen konnte. So verfügten auch die Kapitänsräte der anderen seemannischen Städte über eine weitgehende Selbstständigkeit.
    „Ihr beide habt etwas über den Angriff der Drachen auf unser Land zu berichten“, kam Thalmgar auf den eigentlichen Grund zu sprechen, aus dem sich Orik und Kallfaer in seiner zukünftigen Residenz eingefunden hatten. „Deswegen seid ihr doch hier.“
    Orik deutete auf Kallfaer. „Kallfaer Eisenhammer kommt aus Winterborg und überlebte als Einziger einen Überfall der Drachenreiter auf seinen Heimatort. Er wird dir alles erzählen, was er erlebt und gesehen hat. Und auf der Überfahrt von Winterland zum Festland begegneten uns dieselben Drachenreiter, eine ganze Armada, und wir wären um ein Haar ihrem Drachenfeuer zum Opfer gefallen ...“
    Orik berichtete ausführlich, was ihnen auf der Herfahrt widerfahren war und wie sie mithilfe des schwenkbaren Springalds zwei Drachen vom Himmel geholt hatten. Und Kallfaer Eisenhammer erzählte noch einmal von dem Schrecken, der über Winterland gekommen war.
    „Von dem, was den Menschen von Winterborg widerfuhr, hat man hier schon gehört“, sagte Thalmgar schließlich, nachdem die beiden geendet hatten; während ihrer Berichte war die Miene des neuen Hochkapitäns von Seeborg immer düsterer geworden. „Bjaarke Vollerungeduld aus Borghorst segelte an Winterland vorbei und sah die Rauchfahnen. Als er dort mit seinen Männern landete, fand er nur noch jenes furchtbare Bild vor, das auch du mir beschrieben hast, Kallfaer.“
    „Dann muss er eingetroffen sein, nachdem ich aufbrach und mich auf dem Weg zu Oriks Hof an der Südküste machte“, erklärte Kallfaer.
    Thalmgar nickte langsam. „So muss es gewesen sein. Nur von den Drachen, die er zuvor bei Borghorst hatte vorbeifliegen sehen, konnte er keine Spur entdecken.“
    „So müssen sie tatsächlich weiter ins Reich des Fjendur vorgedrungen sein“, meinte Kallfaer. „Mögen die Götter wissen, was sie dort gesucht haben.“
    „Sie werden wohl kaum zum Schwarzen Felsen in der Kalten Senke geflogen sein, um dem Gott der Kälte zu opfern oder sein Orakel zu befragen, so wie es unter den Seemannen Winterlands üblich ist“, sagte Orik und fügte, an Thalmgar gerichtet, hinzu: „Aber mit diesem alten Brauch hat dein Zweig der Nachfahren Wulfgar Eishaars ja schon lange gebrochen.“
    „Der Gott der Kälte ist hier in Gutland nicht so mächtig wie in der Heimat meiner Ahnen“, tat Thalmgar Eishaarssohn die Bemerkung seines Verwandten ab.
    In diesem Augenblick betrat ein schmächtiger Mann den Raum. Seine Haltung wirkte unterwürfig, das Wams war ihm viel zu groß, und Orik nahm an, dass er es von einem Vorfahren geerbt hatte, der von der Statur her sehr viel kräftiger gewesen war.
    „Hookan Runenkritzler!“, rief Thalmgar unwirsch. „Was gibt

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