Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
abgesehen von den leichten Schnittwunden im Gesicht, die ihm der rotierende Propeller verpasst hatte, nach weiteren Verletzungen zu untersuchen. Wenn er eine seiner Federn eingebüßt hätte, hätte dies eine kleine gerötete Stelle hinterlassen müssen.
Dass ihm seine Drachenfedern einfach so ausfallen könnten, hatte er noch nie gehört.
Tuniäir schob sich seitlich, hinter Fäirams Rücken und legte seine Hand auf den Nacken, dort wo in Gestalt eines Drachen der prachtvolle Federkragen stand. „Bist du dir sicher, dass du noch alle Federn hast?“ Er strich die langen, schwarzen Haare zur Seite und berührte die nackte Haut unter dem Kragen der Tunika und den allmählich verheilenden, tiefen Kratzern, die sich der junge Prinz vor Schmerz selbst zugefügt hatte. „In den Federn befindet sich ebenfalls Drachenblut. Was wäre, wenn bei diesem Aufprall eine verloren gegangen wäre, ein Mensch sie gefunden und sich damit verletzt hätte?“
Fäiram kippte den Kopf zur Seite, auf die Hand, die ihn im Nacken berührte. „Dafür hätte der Kiel zerbrechen müssen und das ist unmöglich. Er ist zu hart, um ihn ohne Weiteres zerbrechen zu können.“
„Wenn die Feder durch den Aufprall nicht ohnehin schon beschädigt gewesen war …?“ Tuniäir rückte näher und lehnte sich an den Rücken, ließ seine Hände auf die Vorderseite gleiten und drückte den Prinzen sanft an sich.
„Das wäre immerhin eine Möglichkeit.“ Wenn ihm bei dem Aufprall eine seiner Federn herausgerissen worden wäre, hätte er den Schmerz deutlich spüren müssen. Er konnte sich jedoch nicht daran erinnern. Er war leicht benommen gewesen. Erst …
Fäiram sog zischend die Luft ein. Erst am Abend danach, hatte er einen heftigen Schmerz im Nacken verspürt. Das war vermutlich der Moment gewesen, in welchem die Feder endgültig zerbrach. „Wir müssen den Menschen finden.“
„Erfolge bei deinem Vater wegen dem Verbot?“
Fäiram räusperte sich verhalten und verzog seine Mundwinkel. „Nicht wirklich. Und dass ich mich abermals mit dir einließ, war der Sache nicht unbedingt dienlich.“
Ein leises Kichern kam aus seinem Rücken. „Ist dein Vater erneut der Meinung, dass ich, ein Falken-Spross, mich durch alle königlichen Betten schlafe, um mich des Thrones zu ermächtigen?“
„Immer noch“, korrigierte Fäiram amüsiert und fiel in das Kichern ein.
„Wenn einer von uns Falken überhaupt einen Vorteil davon hätte, dann wohl eher mein Bruder. Ich bin ein Bastard. Abgesehen davon bin ich ein Falke und kein Drache.“
Bei diesen Worten zuckte Fäiram leicht zusammen. „Es war nicht richtig, was Cousin Shagäiros heute beim Abendessen sagte.“
Seit ihrem ersten Wiedersehen vor ein paar Tagen war Tuniäir im Palast bei Fäiram geblieben. Als solches hatte ihn der Prinz bei der Essenstafel an seine Seite gebeten, worüber Cousin Shagäiros höchst erbost gewesen war. Er hatte dem König vorgehalten, den Bastard eines Falken als Marschall eingesetzt zu haben und ihn nun auch noch im Bett seines Sohnes zu dulden. Dabei hatte er Wörter wie infam, ungebührlich, impertinent und unsittlich benutzt, bis Tuniäir wortlos aufgestanden war und den Saal verlassen hatte.
Tuniäir schüttelte leicht den Kopf. „Mach dir darüber keine Sorgen.“
„Es war nicht richtig.“
Niemand besaß das Recht, so über jemand anderen zu sprechen, auch nicht sein überheblicher Cousin Shagäiros, der sich seiner Meinung nach zu viel herausnahm. Dieser aufgeblasene Kerl besaß in Gestalt eines Drachen nicht einmal einen Federkranz.
Tuniäir drehte den Prinzen an der Schulter zu sich um und legte seine Hände auf dessen Rücken. Sanft ließ er sie dort entlang heruntergleiten, bis sie ganz unten am Rücken lagen, dort wo die Proportion des Hinterns begann. „Ich bin geblieben, weil du meine Hilfe brauchst“, sagte er sanft und legte die Stirn an die von Fäiram. „Weil ich der Einzige bin, der dir derzeit helfen kann.“ Er drückte seinen Unterleib an den von Fäiram und rieb leicht daran, worauf dieser leise aufkeuchte. „Wenn dein Problem behoben ist, werde ich gehen.“
Fäiram holte leise Luft. „Wenn ich es nicht gestatte?“
„Du wirst nichts dagegen tun können.“ Er spürte deutlich die sich bildende Beule in der engen Hose des Prinzen und lächelte süffisant. „Ich bin nicht Eure Zukunft, mein Prinz.“
„Ich könnte mir dich jedoch sehr gut an meiner Seite vorstellen.“
„Du bist ein Drache. Alleinig die Drachen herrschen
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