Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Titel: Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
Vom Netzwerk:
dabei heiße und kalte Schauer gleichzeitig über den Rücken rannen, wurde es jedoch brenzlig.
    „Ängstigt dich die Dunkelheit?“, erkundigte sich Fäiram interessiert.
    „Nein, ich will sehen, mit wem ich rede. Ich kann hier kaum die Hand vor Augen sehen. Kannst du Licht machen?“
    Fäiram hob kurz die Hand. Jonas sah lediglich den hellen Ärmel sich erheben und wieder senken. Gleichzeitig flammte Licht auf. Nicht so grell wie die Neonbeleuchtung bei ihnen, eher gedämpft und leicht flackernd, wie aus tausend Kerzenflammen.
    Als sich Jonas umblickte, konnte er im Raum keinen einzigen Kerzenleuchter, keine Fackel oder eine andere Lichtquelle sehen. Dennoch war es so hell im Raum, als sei die Decke mit Kronleuchtern übersät. Er blickte nach oben, dort spannte sich lediglich eine nackte marmorne Kuppeldecke von einer Wand zur anderen.
    „Wo kommt das Licht her?“, erkundigte er sich verwirrt.
    „Aus dem Herzen des Betrachters“, antwortete Fäiram freundlich.
    Jonas musterte ihn etwas irritiert. Wenn er an seiner Vermutung gezweifelt hatte, so erhielt er nun eine Bestätigung dafür. Das war tatsächlich der eigenartige Kerl aus seinen Visionen. Er sah in der Tat aus wie einer der Elben aus Herr der Ringe. Hoch gewachsen, schlank, graziös, mit langer, glatter, pechschwarzer, glänzender Mähne, die wie ein Vorhang links und rechts seines Gesichtes herunterhing und das weiße Gesicht einrahmte wie eine Theaterbühne, leicht geschwungene, fast gerade, dunkle Augenbrauen, dunkelbraune, fast schwarze Augen – die dunkelsten, die er je gesehen hatte – so dunkel, wie die des Drachen –, die ihn neugierig und aufmerksam betrachteten, einem schmalen, weichen Mund und einer Nase, die sicherlich noch nie einen Schlag abbekommen hatte.
    Ein silberner Reif umspannte seine Stirn, in der Mitte ein schwarzer Stein, so groß wie ein Daumennagel, der den Eindruck eines dritten Auges erweckte, mit welchem er tief in die Seele seines Gegenüber sehen konnte. Er sah aus, wie aus einem Katalog für Elben, wie der Schlusssequenz des dritten Teils von Herr der Ringe entsprungen, perfekt, fehlerlos, schlichtweg umwerfend, gerade zum anbeißen.
    Hitze loderte bei diesem Anblick in seinem Inneren empor.
    Gewaltsam musste Jonas den Blick von ihm abwenden und widmete sich einen Moment seinen Händen, ehe er sich wieder soweit unter Kontrolle hatte, um das Gespräch fortzuführen. „Aus dem Herzen des Betrachters“, wiederholte er nachdenklich.
     „Was meinst du damit?“
    „Ich weiß, dass ihr Menschen andere Lichtquellen bevorzugt. Ich habe sie viele Jahre lang studiert; wobei ich immer noch nicht wirklich weiß, wie sie funktionieren. Wir hier in Häälröm nutzen das Licht in unserem Herzen, um etwas zu erhellen.“
    „Das klingt wie aus einem Märchen“, gab Jonas mit verzogenem Gesicht von sich. „Wo genau liegt Häälröm eigentlich? In Schottland?“
    Fäiram lächelte milde. „Häälröm ist eine Welt, genau wie eure, lediglich eben mit anderen Gebräuchen.“
    „Eine Welt?“ Jonas riss die Augen auf. „Du meinst … eine andere Welt? So richtig? Mit Ländern, Grenzen und Universum um euch herum?“
    „So in etwa.“
    „Wo genau bin ich hier gelandet? In einem magischen Märchen? Träume ich etwa? Bin ich abgestürzt und tot? Oder liege ich etwa zuhause, im Delirium, von den vielen Visionen?“
    Abermals lächelte Fäiram milde. „Du bist wach.“
    Jonas schüttelte den Kopf. „Nein … ich meine. Drachen, magische Welten … Das ist so bizarr. Das kann einfach nicht wahr sein.“
    „Es ist wahr, realer als uns beiden lieb ist.“
    Damit kam Jonas wieder runter. Er starrte den Kerl an und schnaufte tief durch. „Ja“, machte er gedehnt. „Das ist wirklich …“
    Er verstummte und fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch das Haar. Seine Hand blieb einen Moment dort auf dem Kopf liegen, bevor er sie ganz langsam herausrutschen und sinken ließ. „Was genau meinst du mit Eins werden? Der Drache und du … Ich meine, die Visionen, die ich hatte, dieser andere Kerl, diese Hände, können auf keinen Fall der Drache gewesen sein.“
    Fäiram verzog schmerzhaft sein Gesicht und warf dem Balkon einen flüchtigen, sehnsüchtigen Blick zu. „Nein“, gab er knapp von sich. „Waren es nicht. Mit Eins werden meinte ich, mit einem Blick zu sehen, mit einem Gedanken zu denken, mit einem Körper zu fühlen.“
    „Diese Visionen … Ich habe gesehen, was du oder der Drache gesehen habt.“
    Fäiram nickte.

Weitere Kostenlose Bücher