Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
Fäiram und erwiderte den bösen Blick des einige Jahre älteren Mannes energisch. „Solltet Ihr es wagen, Eure Finger in meine Angelegenheiten zu stecken, werden Eure Krähen bald Federn lassen müssen, und Ihr einige Schuppen.“
„Jetzt droht Ihr mir!“, gab Shagäiros empört von sich und blickte sich rasch um, da das Gespräch inzwischen an Intensität und Impulsivität gewonnen hatte und unweigerlich Zuschauer anlockte, und suchte in ihren Gesichtern nach Zustimmung..
„Ihr habt es erfasst, Cousin. Haltet Euch aus meinen Belangen heraus.“ Er fixierte den Mann mit einem bösen, mehr als warnenden Blick und drehte sich schließlich entschlossen um, um seinen Weg fortzusetzen.
Als sie noch Kinder waren, hatten sie sich bei einer solchen Begebenheit stets geprügelt, erinnerte sich Fäiram. Da Shagäiros beinahe fünf Jahre älter und ihm einiges an Kraft und Erfahrung voraus hatte, hatte der junge Prinz dabei meistens den Kürzeren gezogen. Bis zu jenem Tag, als er von seinem Kampflehrer eine Technik erlernt hatte, die dieser alten Schriften entnommen hatte. Eine Technik, die bereits vor Jahrtausenden von Menschen praktiziert und von längst vergessenen Schreiberlingen auf Pergament festgehalten worden war.
Bei der nächsten Prügelei hatte Fäiram seinem Cousin eine gebrochene Nase und einen ausgerenkten Kiefer verpasst, worauf sich dieser auf keine weiteren Rangeleien mehr eingelassen und stattdessen das Gefecht mit Worten und Intrigen bevorzugt hatte. Fäiram wünschte sich einmal mehr, wieder jenes Kind zu sein, dass dem verhassten Ziehsohn seines Vaters eine ordentliche Abreibung verpassen konnte. Fast wäre er auch diesmal der Versuchung erlegen, das hätte jedoch weitaus größere Konsequenzen nach sich gezogen, wie dieses eben geführte Streitgespräch.
Der Klatsch bewegte sich schneller fort, als sich Fäiram durch den Saal bewegen konnte. Noch bevor er seinen Vater erreichte, war dieser bereits über den Zwischenfall informiert. Fäiram winkte die leicht erbosten Fragen des Königs ab und lenkte ihn geschickt auf die Neuigkeit: dass er gedachte, Säirlasi als Gemahlin zu erwählen.
Sofort war der Streit mit Shagäiros in Vergessenheit geraten.
Wenig später erschien die junge Frau im Saal, gefolgt von einer sichtlich geröteten Zofe, die ihren Blick leicht bedeckt hielt. Ob diese geweint hatte, oder sich ihr Gesicht vor Wut oder vor Freude rötete, vermochte er nicht zu sagen. Säirlasi willigte der Verbindung ein und sie gaben sich ihren ersten der wenigen Küsse in der Öffentlichkeit, was in Häälröm einer Verlobung gleichkam.
Noch in derselben Nacht schlüpfte Fäiram in seinen dicken, schwarzen Mantel, breitete an der steinernen Brüstung am Balkon seine Arme aus, konzentrierte sich und flog wenig später über den nächtlichen Himmel von Griechenland dahin.
Er war nicht gekommen.
Ein ganzes Wochenende hatte Jonas gewartet und jede Nacht auf dem Bolzplatz verbracht, war von Pennern angepöbelt worden, die sich durch seine Anwesenheit gestört gefühlt hatten, war von wütenden Käuzen beschimpft, von einem streunenden Hund angekläfft und einmal sogar von einer Polizeistreife angesprochen worden.
Zum Glück hatten sie seiner Erklärung, dass er auf seine Freundin wartete, die ihn offenbar versetzte, Glauben geschenkt und da er weder nach Alkohol gestunken, noch von Drogenkonsum glasige Augen besessen hatte, zogen sie wieder von dannen.
Dennoch hatte er drei Nächte draußen auf der Grünfläche verbracht – vergeblich. Weder Fäiram noch sein Drache waren aufgetaucht.
Am Montag war er mit einer entsprechend miesen Laune im Büro erschienen und dankbar, dass er gerade noch eine Woche bis zu seinem Urlaub durchstehen musste. So stieg er am Samstagmorgen in den Flieger in Richtung Thessaloniki. Er machte sich nicht die Mühe, in der Nacht noch einmal den Bolzplatz zu besuchen. Er war stinksauer auf Fäiram, weil er von ihm versetzt worden war, und stempelte die ganze Geschichte schweren Herzens als bittere Erfahrung ab.
In der ersten Woche durchstreifte er wie geplant mit einem gemieteten Mini-Geländewagen das nördliche Festland von Griechenland, von Mazedonien runter über Meteora – wo er einem der Mönche versprechen musste, innerhalb des nächsten Jahres zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen – bis Delphi, wo er in dem antiken Amphitheater einer nächtlichen Folklore-Aufführung beiwohnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er kaum an Fäiram gedacht, sich mit
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