Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
Mutter des künftigen Drachenerben aus eigenen Interessen verfolgt? Oder spricht aus Eurem Munde der pure Neid, weil Ihr Euch mit der Auswahl Eurer eigenen Lenden nicht mehr zufrieden zeigen könnt?“ Der Tratsch des Hofes hatte ihm genügend über die ständigen Querelen zwischen ihm und seiner Gefährtin zugetragen. Bislang ging es stets an ihm vorüber, ohne ihn sonderlich beeindruckt oder sich dafür interessiert zu haben. Diese absolut passende Gelegenheit konnte er sich jedoch nicht entgehen lassen.
Er erwiderte das wütende Funkeln des Anderen mit derselben Intensität. Shagäiros mochte zwar ein Verwandter sein, jedoch entstammte der größte Teil seines Familienzweigs einer Drachenrasse, die über keinen königlichen Federkamm verfügte. Als solches brauchte er sich von ihm nichts gefallen zu lassen.
Shagäiros dachte bei Weitem nicht daran, klein beizugeben. „Eure Lenden sind das Gespräch von ganz Häälröm“, gab dieser zurück. Aus seinen Worten sprühte pures Gift. Fäirams Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. „Ihr solltet weniger Eure Lenden sprechen lassen, denn Euren Verstand. Eines Tages wird Häälröm zu Euch aufsehen und was sehen sie? Einen lüsternen Schwächling, der seiner Aufgabe nicht gewachsen ist.“
Fäiram ließ sich davon nicht beeindrucken. Er wusste, dass Shagäiros vor Neid schier platzte. „Ich bevorzuge den lüsternen Schwächling“, gab er gelangweilt von sich. „Das ist allemal besser, als ein aufgeplusterter Hammel ohne Federn.“
Wenn Blicke töten könnten, dachte Fäiram höhnisch, als sich Shagäiros einen Moment tatsächlich aufzuplustern gedachte. Rechtzeitig schien er sich daran zu erinnern, wo er war und mit wem er sprach. Er stieß die eingesogene Luft mit einem Male aus.
„Meine Sorge gilt dem Wohlergehen Häälröms“, erwiderte er, mühsam beherrscht. „Mit einem Herrscher wie Euch an der Spitze, wird es unweigerlich in Zuchtlosigkeit untergehen.“
„Mit einem Herrscher wie Euch an der Spitze, werdet Ihr in Prunk und Pomp leben, während das Volk darben muss. Deswegen, mein verehrter Cousin, werden Euch niemals Federn wachsen.“
„Der Tag, an welchem die Herrscherkrone an Euch weitergegeben wird, wird der Untergang Häälröms sein. Da werden Euch Eure Prunkfedern nichts nützen.“
„Auch wenn Ihr noch so neidisch auf den Thron blickt und noch so hinterhältige Intrigen schmiedet, so fehlt Euch etwas Entscheidendes, um die Herrscherkrone entgegen nehmen zu können – Federn. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt.“ Damit nickte er dem Mann zu und ließ ihn kurzerhand stehen.
Allerdings ließ sich Shagäiros nicht so ohne Weiteres abspeisen.
„Ihr seid Euch Eurer Sache ziemlich sicher, verehrter Cousin. Ich würde Euch raten, besser auf Euch zu achten.“
Fäiram blieb stehen und drehte sich langsam um. Er zog eine Augenbraue hoch und fixierte den Mann musternd. „Ihr droht mir?“
„Nehmt es auf, wie es Euch beliebt. Ich habe Euch lediglich gewarnt. Das ist schließlich meine Aufgabe.“
„Ich bin mir nicht bewusst, dass sich Eure Kompetenzen auf meine Sicherheit ausgeweitet hätten. Soweit ich mich erinnern kann, obliegt es Euch lediglich, eine gute Figur in der Geschichte der königlichen Familie zu machen. Fürwahr seid Ihr nichts weiter als schmückendes Beiwerk, wie ein Strauß Blumen, den man sich auf den Tisch stellt, um den Eindruck zu erwecken, dass man sich um die Natur bemühe. Euch obliegt nicht einmal die Aufgabe, Eure Lakaien als Spione in Gestalt von Krähen in die Welt der Menschen zu schicken. Dass dies von Seiten meines Vater toleriert wird, habt Ihr einzig der verschwindend geringen Blutsverwandtschaft und seiner engen Freundschaft zu Eurem verstorbenem Vater zu verdanken. Aus diesem Grund, mein verehrter Cousin, würde ich Euch raten, Euch vorzusehen. Wenn Ihr es wagen solltet, Eure Kompetenzen zu überschreiten, könnte es durchaus geschehen, dass Ihr ganz schnell dorthin zurückkehrt, von wo Ihr gekommen seid.“
Er hatte sich in Rage geredet und er wusste, dass dies ein Nachspiel haben würde. Obwohl der Langdrache der Jähzorn in Person war, ließ sein Vater kein krummes Haar an ihm. Als Shagäiros' Vater gestorben war, war dessen Sohn noch sehr jung gewesen. Der König hatte ihn zu sich genommen und fortan für ihn gesorgt. Nach einigen Jahren hatte sich der Junge nicht mehr nur mit seinem einfachen Status zufriedengeben wollen und mehr verlangt.
„Seht Euch vor, Cousin Shagäiros“, drohte nun
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