Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
Sehenswürdigkeiten und ausreichend Ouzo und Metaxa abgelenkt. Hin und wieder ertappte er sich dabei, wie er anstatt den feschen Touristinnen den knackigen, gebräunten Begleitern nachsah und musste über sich selbst schmunzeln.
In den Ruinen von Delphi war er auf etwas Unerwartetes gestoßen. Auf den Überresten einer alten Mauer entdeckte er etwas, das im ersten Moment zunächst wie eine harmlose Kritzelei aussah, sich jedoch bei genauerer Betrachtung, als ein Zeichen entpuppte, das sich auch im Buch seines Urgroßvaters befand.
In einer Geschichte, die von einem Mann handelte, der nach einem Weg suchte, zu seiner Liebsten zu gelangen, war die Rede von einem Tor, auf welchem das Symbol eines Drachen zu finden war. Eben jenes an den Rand gekritzelte Piktogramm, das wage an das chinesische Schriftzeichen für Drache erinnerte, konnte er auch in den antiken Einritzungen auf dem Stein erkennen.
Für Jonas stand somit fest, dass es ein Tor nach Häälröm oder gar mehrere davon gegeben haben musste. Auch wenn wenig Hoffnung bestand, nach Hunderten oder gar Tausenden von Jahren ein intaktes Tor zu finden, so war er dennoch entschlossen, eines dieser Tore zu finden und las sich das Buch in den langen, einsamen Abenden sorgsam durch, konnte jedoch keinen weiteren Hinweis finden.
Während der Tanzaufführung im Amphitheater war die Suche jedoch wieder in Vergessenheit geraten. Als ihn während dieser Aufführung unerwartet eine etwas heftigere Vision überkommen hatte, kehrte die Erinnerung an den Drachenbändiger stärker denn je zurück.
Entgegen den üblichen Visionen, in denen er zuvor lediglich schemenhaft eine andere höchstwahrscheinlich männliche Person gesehen hatte, welche Fäiram mit Händen, Zunge und anderen Körperteilen verwöhnt hatte, glaubte er diesmal eine Frau gesehen zu haben.
Nur ganz kurz und kaum genau erkennbar, jedoch eindeutig ein weibliches Wesen mit hellen Haaren, die ihr bis zur Taille reichten und Augen, die wie blaue Lichtpunkte wirkten, war vor seinem Auge aufgeflammt, ehe sich das Bild schnell zur Seite gedreht und den Blick auf einen weitläufigen Garten gerichtet hatte.
Jonas war so überrascht gewesen, dass er erschrocken vor der plötzlich nahe vor seinem Gesicht auftauchende Person zurückzuckte und einen Schreckenslaut von sich gab, der natürlich sämtliche Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Nachdem er begriffen hatte, was da gerade wieder mit ihm passierte, eilte er von der steinernen Tribüne heraus zu seinem Mietwagen und legte erst einmal die Stirn auf das Lenkrad. Bevor er den heftigen Druck in seinem Unterleib abbauen konnte, musste er zunächst den Schreck verarbeiten.
Diese Vision war wieder so heftig gewesen; wie früher, als ihn beinahe jede absolut von den Socken gehauen hatte und mit einer Latte herumlaufen ließ, um die ihn jeder Pornostar beneidet hätte.
Erst als sich sein Herzschlag normalisiert hatte, das Blut weniger laut durch seine Adern rauschte und er nicht mehr wie ein Ackergaul keuchen musste, öffnete er seine Hose und kümmerte sich um das stark angeschwollene Problem.
Am nächsten Tag musste er seinen kleinen Bruder vom Flughafen in Thessaloniki abholen. Es war früher Nachmittag, als ihm Sebastian in der überhitzten Empfangshalle mit vor Aufregung hochrotem Kopf entgegen geflogen kam und sie anschließend noch in die Stadt fuhren, um irgendwo etwas Essen zu gehen.
Dabei kamen sie durch einen Markt, auf welchem alle möglichen Dinge feilgeboten wurden. Sebastian bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu und sein Kopf zuckte ständig von einer Richtung in die andere. Sein Mundwerk ging ohne Unterlass. Er plapperte immerfort von seinem aufregenden, allerersten Flug seines Lebens, von den tollen Dingen, die er hier und dort entdeckte und davon, was er alles über Griechenland und seine Bewohner wusste.
Jonas hörte nur mit halbem Ohr zu. Um rechtzeitig am Flughafen sein zu können, hatte er beinahe die ganze Nacht durchfahren müssen. Er war müde und hungrig. Zudem wütete nach dem gestrigen Zwischenfall die Sehnsucht nach Fäiram wieder in aller Heftigkeit in ihm.
Als er einen Moment mit seinen Gedanken in eine vollkommen andere Welt entrückt und seine Aufmerksamkeit weit von der Realität abwichen war, wurde Sebastian von einem Händler in ein Gespräch verwickelt. Dieser versuchte dem Jungen einige seiner Waren, wie Wellensittiche, Finken, Tauben, Elstern, Käuze, Falken und sogar einige Papageien, anzubieten. Schnell packte Jonas ihn und
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