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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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vielleicht ausatmen könntest, genau dann, wenn wir ziehen«, sagte Laurence, »dann würdest du dem Sand etwas weniger Widerstand bieten«, und der Trick half ein bisschen. Alle Männer holten gleichzeitig Luft, griffen zu und stießen den Atem aus, während sie am Seil zogen; Temeraires Ausatmen öffnete einen schmalen Spalt im Treibsand, durch den sie ihn ein bisschen leichter voranziehen konnten.
    »Oh!«, sagte er plötzlich, »ziehen! Kräftiger ziehen, ich glaube, ich kann einen Felsen spüren…« Durch diesen Ruf ermutigt, nahmen die Männer noch einmal all ihre Kräfte zusammen und zogen. Und plötzlich stolperten sie und fielen auf die Knie, als das Seil mit einem Mal schlaff wurde, denn Temeraire stieß ein tiefes, angestrengtes Zischen aus und schaffte es, sich selbst fast einen halben Meter voranzuschieben.
    Dann musste er keuchend innehalten, aber er sank nicht wieder zurück. Wieder strafften sie die Seile, und mit vereinten Kräften zogen sie, bis Temeraires Brustknochen sich weitere Zentimeter aus dem erstickenden Sand lösten.
    Laurence kletterte hinab auf Temeraires Schulter und sagte: »Mr. Forthing, wenn Sie mir bitte die Schaufel reichen würden, ich denke, wir sollten damit beginnen, den Sand wegzuschaffen.« Sie bestimmten fünf Männer, die sie bei der Arbeit unterstützen sollten, und dann schaufelten sie den Treibsand an den Seiten von Temeraires Köper weg, während die Männer an den Seilen sich noch immer anstrengten, ihn bei seinen Versuchen zu unterstützen, sich weiter aus dem Sand zu befreien.
    Der Tag neigte sich schon dem Abend entgegen, und die Bunyips, die sie beobachtet hatten, begannen nach und nach zu verschwinden, während Temeraire langsam und Zentimeter für Zentimeter
vorankam. Als sie endlich eins seiner Vorderbeine befreit hatten, das sich mit einem gurgelnden, schmatzenden Geräusch löste, das an einen übervollen Abfluss erinnerte, der plötzlich den Weg freigibt, waren die letzten Kreaturen fort. Roland und Demane kletterten vorsichtig und wachsam den Hang hinauf, um über den Rand spähen zu können, und als sie zurückkamen, berichteten sie, dass sich in der Weite der flachen Wüste keine Spur von den Bunyips mehr entdecken ließe. Vermutlich hatten sie sich unter die Erde verkrochen, um über ihren Misserfolg zu brüten und vielleicht einen neuen Plan auszuhecken.
    Schließlich waren beide Vorderbeine von Temeraire frei, und er konnte nun selbst mehr Kraft aufbringen. Die Männer befestigten die Seile erneut rings um seinen Körper hinter den Gelenkknochen der Vorderbeine, um besser ziehen zu können; er selber schob sich Stück für Stück voran, während man um die Ränder seiner Flügel herum den Sand fortschaufelte, um sie zu befreien. Das Gleiche tat man rings um seine Hinterbeine, bis er sich schließlich langsam, ganz langsam den restlichen Weg allein herausschieben konnte. Endlich befreit, brach er völlig entkräftet auf dem festen Felsvorsprung zusammen, dick überzogen von rotem Sand, der in der Sonne auf ihm trocknete.
    »Oh, ich bin so müde«, sagte er und schloss die Augen; sie alle hatten Durst und Hunger, aber die Erschöpfung siegte, und die Männer ließen sich zu Boden sinken, wo sie gerade gingen und standen.
    Laurence setzte sich, lehnte sich an Temeraires Flanke, ohne sich um den roten Sand zu scheren, der überall auf seinem Mantel haften geblieben war, und schloss die Augen. Als er sie wieder aufschlug, sah er zu Iskierka empor, die sich aus den Wolken zu ihnen hinabschraubte und, als sie angekommen war, Temeraire vorwurfsvoll fragte: »Was hast du denn gemacht? Du bist ja voller Sand, und wo ist das Ei? Inzwischen hättest du es doch wohl finden müssen.«

12
    Wenigstens ging Iskierka für sie auf die Jagd, nachdem man ihr erzählt hatte, was vorgefallen war, und sie half dabei, einen Kanal zu graben, der das Wasser aus dem Treibsandgebiet in ein Felsbett abfließen ließ, wo sie davon trinken konnten. Sie war also nicht gänzlich nutzlos, neigte aber leider dazu, kritische Bemerkungen zu machen, vor allem in dem Punkt, dass sie den Pfad aus den Augen verloren hatten.
    Temeraire erwiderte mit einiger Schärfe, dass er zu gerne gesehen hätte, wie sie es besser gemacht hätte, mit einer Feuersbrunst und einem Wirbelsturm, was man auch noch beides gleichzeitig durchzustehen gehabt hatte. Es war zwar kein richtiger Wirbelsturm gewesen, aber es schien ihm stark untertrieben, nur von einem Gewitter zu sprechen, was der Sache einfach nicht

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