Drachenflamme: Roman (German Edition)
eher wie das Lachen einer Hyäne als wie das Zischen eines Reptils klang, und dann setzte sie noch einmal zum Angriff an.
»Roland!«, schrie Temeraire voller Angst, und Laurence bemerkte, dass er seine Hand um den Griff seines Degens klammerte, der ihm
aber wohl nicht viel nützen würde. »Wenn ich brüllen soll«, begann Temeraire, aber das konnte er nicht, denn der Göttliche Wind hätte mit Sicherheit auch Roland getötet. Noch wahrscheinlicher wäre es gewesen, dass der gesamte Hang nachgeben und alle – Bunyips, Männer und Drachen – in einem einzigen, gemeinsamen Grab unter sich verschütten würde. Temeraire reckte den Hals, aber er war zu weit weg, als dass er Roland hätte erreichen können.
Sie blieb kaltblütig stehen und lud nach, riss die Patrone mit den Zähnen auf und schüttete Schwarzpulver in die Kammer. Dann rammte sie die Kugel tief hinein, gab Pulver in die Pfanne, zielte und feuerte noch einmal, während sich die Kreatur ihr näherte.
Der zweite Schuss traf den Bunyip in die Kehle, und das Heulen klang nun erstickt. Blut, fast schwarz und ähnlich dem Drachenblut, quoll aus der Wunde, tropfte auf den Sand und hinterließ kleine, feuchte Vertiefungen in der roten Erde. Der Bunyip krümmte sich zusammen und hustete. Der junge Fähnrich Widener hatte nun ebenfalls seine Pistole gezogen und feuerte, wobei ihn der Rückstoß beinahe von den Beinen hob. Der zweite Bunyip erschrak bei dem Geräusch, doch anstatt die fliehenden Männer zu verfolgen, stürzte er sich auf die Seile.
Er bewegte sich mit einer merkwürdig schnellen, springenden Bewegung über den Sand. Die Hinterläufe waren klein, die Vorderbeine im Verhältnis dazu unangemessen riesig. Aus den Schulterblättern ragten zwei große, halbrunde Stummel, die in gefächerten Wülsten ausliefen. Im Profil hatte die Kreatur einen riesigen Kopf mit hohlen Wangen und einem Kiefer, der dazu gedacht war, zuzupacken und zu zermalmen. Die Klauen an den Vorderbeinen waren kurz, bestanden jedoch aus hartem, glänzend schwarzem Horn. Das Untier griff nach dem Seil, klemmte sich ein Stück zwischen die Kiefer und begann, daran zu reißen.
»Ihr verdammten Feiglinge«, schrie Roland über ihre Schulter zurück, als sie erneut nachlud, »kommt zurück und haltet sie auf, oder
sie werden uns alle holen«, und sie schoss noch einmal. Forthing war unter dem Gewirr aus Seilen hervorgekommen, und Demane hatte sich Laurence’ Pistolen gegriffen, die zwischen seinen Sachen lagen, um seinerseits auf den Bunyip zu feuern.
Die Schüsse prallten am Felsen ab, doch einer traf; der zweite Bunyip heulte auf, ließ das Seil los und zog sich zurück. Er hielt nur kurz an, um den ersten zu beschnüffeln, der noch immer blutete, und gemeinsam mühten sie sich hinkend den Hang hinauf, um sich wieder dem Rest der wachsamen Bande anzuschließen. Die anderen waren geduldiger gewesen und anscheinend bereit, in Ruhe abzuwarten.
Die Anstrengungen aller hatten Erfolg gehabt, allerdings mussten sie dafür auch teuer bezahlen. Die Seile hingen schlaff herunter, und Caesar machte die Sache noch schlimmer, als er versuchte, sich zu befreien. Der Bunyip hatte die Seile so stark angeknabbert, dass einige Stränge des Taus in alle Richtungen abstanden. Forthing besah sich den Schaden grimmig und sagte dann: »Wieder an die Arbeit, Gentlemen.« Roland und Demane mit ihren Pistolen teilte er als Wachen ein.
Die Männer kehrten zögerlich von ihrer überhasteten Flucht zurück, doch nicht alle. Zwei von ihnen fehlten, und als Laurence zum Dünenkamm schaute, bemerkte er, dass sie von weniger Bunyips als vorher beobachtet wurden – sie hatten das Durcheinander, für das sie gesorgt hatten, gut zu nutzen gewusst. »Das ist überhaupt nicht fair«, rief Temeraire zutiefst empört, »dass sie solche Dinge tun, wenn ich nicht mal versuchen kann, ebenfalls zu kämpfen. Das ist armselig und heimtückisch, die sollten sich was schämen. Bin ich froh, dass wir ihr Wasser getrunken und ihr Gebiet zerstört haben, und sobald ich hier befreit bin, werde ich das wieder tun.«
Sie begannen von Neuem mit ihren Anstrengungen. Caesar war wieder vom Seilgewirr befreit, das beschädigte Seil, so gut es ging, repariert: Fellowes hatte ein Stück Wachstuch drum herum gewickelt
und es mit einem gewachsten Faden festgenäht. Die Männer spuckten in die Hände, rieben sich Erde auf die Haut und griffen zu.
Nun sang niemand mehr. Zentimeter für Zentimeter bewegte sich Temeraire. »Wenn du
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