Drachenflamme: Roman (German Edition)
Sache mit Demane Sorgen macht. Ich werde ein Wort für ihn einlegen, wann immer ich kann, wenn ich wieder zurück in England bin, und ich glaube kaum, dass Roland auf den Zug mit aufspringen und behaupten wird, er sei gar kein Korpsmitglied. Aber das bedeutet, dass du noch gute anderthalb Jahre mit der Angelegenheit hier klarkommen musst, und ich denke, dass Rankin den Widerstand gegen Demane schüren wird, dieser elendige Mistkerl.«
»Wenn es so weit kommt, dann werden wir uns eben ins Tal zurückziehen oder ein anderes finden«, sagte Laurence, »und abwarten.«
Ob Rankin die Sache nun vorangetrieben hatte oder nicht – Blincoln war offenbar der Überzeugung, da ihm das Ei als Erstes angeboten worden war, hätte er nun das Recht, einen Versuch zu starten, was er auch tat. Er war früher Gewehrschütze gewesen, und als sie wieder einmal ein Lager aufgeschlagen hatten, nahm er sich eine der Waffen und stahl sich hinaus, um mit einem frisch erlegten Kasuar zurückzukehren. Diesen jedoch versteckte er und bot ihn Kulingile erst an, als fast alle Männer im Lager bereits schliefen. Laurence erwachte gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich Kulingile sofort mit offensichtlicher Freude auf den Kadaver stürzte, während Demane aufgesprungen war, die Hände neben dem Körper zu Fäusten geballt hatte und sichtlich zornig war.
Blincoln sah nicht in seine Richtung, sondern flüsterte leise, während er die Hand ausstreckte, um Kulingiles Flanken zu streicheln, ob das Drachenjunge nicht doch vielleicht lieber einen anderen Kapitän hätte mit einem richtigen Rang und hohem Ansehen im Korps, der ihm nicht immer nur rohes Fleisch bringen würde, sondern ihm auch noch die Aussicht auf richtigen Militärdienst bieten könnte.
»Nein danke«, sagte Kulingile, während er unbeeindruckt weiteraß, »ich habe Demane.«
Blincoln wartete einen Augenblick, dann schien er seine Taktik zu ändern und sagte: »Das ist doch bestimmt ein sehr leckerer Kasuar, nicht wahr? Ich bin froh, dass du ihn dir schmecken lässt.« Kulingile antwortete: »Ja, auch wenn der, den mir Temeraire gestern überlassen hat, ein bisschen fetter war. Und der, den Leutnant Drewmore vorgestern geschossen hat, hatte einen besseren Geschmack.« Da er daran gewöhnt war, von so vielen Männern und Drachen mit Nahrung versorgt zu werden, weil er selber nicht jagen konnte, war es
nicht erstaunlich, dass er Blincolns Angebot keine große Bedeutung zumaß.
Blincoln, dessen erster Versuch also fehlgeschlagen war, wollte sich zurückziehen, aber Demane stellte ihn zur Rede. Er war einen Kopf kleiner als der Leutnant und gut fünfzig Pfund leichter: eine schlanke, dunkelhäutige Gestalt, die vor Zorn bebte, als sie sagte: »Sie sind ein Feigling, und sollten Sie noch einmal einen Versuch wagen, mir Kulingile abspenstig zu machen …«
Er brach ab, allerdings nicht, weil er sich scheute, Drohungen auszusprechen, sondern viel mehr, weil er überlegen musste, wie drastisch sie ausfallen sollten. Blincoln ergriff das Wort: »Mr. Demane, ich hoffe«, sagte er ausgesucht steif und hochnäsig, »dass Sie es besser wissen, als dass Sie sich theatralischen und unrealistischen Erwartungen hingeben. Kein Schwergewicht kann von einem jungen Burschen gelenkt werden. Ihr Eifer ist natürlich verständlich, und ich bin mir sicher, wenn Sie etwas mehr Verstand zeigen – wenn Sie kooperieren –, dann werden Sie sich ein gutes Fundament für zukünftige Hoffnungen schaffen, für den Fall, dass Sie im Korps nach und nach vorankommen wollen …«
Demane begriff, was Blincoln sagen wollte, und spuckte aus. »Von wegen nach und nach vorankommen … Als ob ich auf Ihre Versprechungen vertrauen würde«, sagte er. »Und wenn Sie jemals geglaubt haben, ich würde Ihnen dabei helfen, mir Kulingile wieder wegzunehmen, dann sind Sie ein großer Narr. Und überhaupt: Als wenn er eine so falsche Schlange wie Sie überhaupt nehmen würde, nachdem Sie mal vorhatten, ihm mit einem Vorschlaghammer den Kopf einzuschlagen. Und was die Tatsache betrifft, dass ich noch ein Junge bin: Wenigstens bin ich nicht ein nutzloser, alter Griesgram, den man weggeschickt hat, weil er seinen alten Posten nicht mehr verdient hat …«
Blincoln schlug ihm ins Gesicht, was Laurence, der kurz davor gewesen war, einzugreifen, nicht ganz unverdient fand, auch wenn
man Blincoln in dieser Situation ebenfalls genug vorzuwerfen hatte. Doch das Geräusch war laut und scharf in der trockenen Luft, und
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