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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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die?«, fragte Iskierka augenblicklich. Tharunka beschnupperte einen großen Korb, der beinahe bis zum Rand mit glänzenden, polierten Opalen gefüllt war, und die umsitzenden
Frauen waren damit beschäftigt, noch weitere auf Hochglanz zu bringen.
     
    »Ich verstehe nicht, was man mit einem Korb voller Edelsteine anfangen will«, sagte Temeraire später, als sie unter sich waren, und trank hellen, duftenden Tee, der kühlende Eigenschaften haben sollte, aus einem Kübel. »Wenn man sie wenigstens auf goldene Ketten auffädeln würde, dann hätte man zumindest etwas zum Bewundern. Aber man kann sich ja schlecht einen Korb um den Hals hängen. Jedenfalls nicht, ohne albern auszusehen.«
    »Ich hätte gerne welche von den Steinen«, schwärmte Iskierka. »Ich mag es, wie die dunklen schimmern. Granby, ich finde es sehr schade, dass wir nicht mehr Gold mitgebracht haben. Glaubst du vielleicht, es gibt hier irgendwelche Prisen für uns zu erringen?«
    Granby verneinte mit allem Nachdruck.
    Der Leiter des Außenpostens war Jia Zhen, ein energiegeladener Gentleman von vielleicht dreißig Jahren, was jung für eine solch verantwortungsvolle Aufgabe an einem so entlegenen Ort war. Ernst und stolz zeigte er ihnen alle Einzelheiten des Pavillons, der dafür gebaut worden war, dass Drachen-Gäste sich ausruhen konnten. Gegenüber, auf der anderen Seite des Hofes, stand ein großes, komfortables Haus in chinesischer Bauweise, das eine ausgezeichnete Aussicht auf den Hafen bot.
     
    Laurence war das Gefühl verhasst, sich nicht dem Anlass entsprechend verhalten zu können, umso mehr, als die Chinesen angesichts der Würde seines Ranges sicher mehr von ihm erwarteten. Das höfische Zeremoniell war ihm schon während seines Aufenthaltes am Kaiserhof ein Rätsel gewesen, und er war in der Zwischenzeit nicht versierter geworden. Er wusste einfach nicht, wie er sich taktvoll nach dem Grund erkundigen sollte, der die Chinesen hierhergeführt hatte, oder danach, wie weit ihr Vorhaben ging. Wollten
sie eine eigene Kolonie gründen? Das erschien ihm unwahrscheinlich. Die Chinesen hatten nichts, was auch nur im Entferntesten an eine Handelsmarine erinnerte. Die kleine Dschunke im Hafen sah für Laurence eher wie eine schwimmende, tödliche Falle aus, und er war erstaunt, dass alle Reisenden die Überfahrt überlebt hatten, was er purem Glück zuschrieb.
    »Ich gehe davon aus, dass es keine angenehme Reise war. Sie müssen doch zweihundert Meilen und mehr über das Meer zurückgelegt haben«, bemerkte Laurence Jia gegenüber.
    »Natürlich war der Weg hierher ermüdend«, stimmte Jia zu. »Beinahe zwei Wochen ohne Land in Sicht. Aber man muss es ertragen.«
    Diese Bemerkung erschloss sich ihnen erst am Nachmittag, als sie beobachteten, wie der Drache mit den langen Flügeln vor dem Pavillon landete, herzhaft gähnte und dann den Kopf in den Springbrunnen auf dem Hof steckte, um seinen Durst zu löschen.
    »Wenigstens können sie nur mit Drachen keine Kolonie aufbauen«, sagte Laurence nach einer unbehaglichen Pause. In zwei Wochen nach China! Er glaubte nicht, dass man es auf dem Seeweg in weniger als zwei Monaten schaffen konnte, nicht einmal, wenn einem der Monsun zu Hilfe kam.
    »Nein«, urteilte Granby und musterte das Tier. »Sie ist zwar wirklich erstaunlich. Aber jetzt, wo ich sie von Nahem sehe, bin ich mir sicher, dass alles an den Flügeln liegt. Ich glaube kaum, dass sie mehr als eine Tonne Gewicht irgendwohin transportieren könnte.«
    »Ich fürchte, dann bleibt die Frage, wie mehrere Tonnen Schmugglerware pro Woche nach Sydney kommen«, sagte Tharkay, »wenn sie nicht eine ganze Armee von diesen Tieren einsetzen.«
    Diese Theorie konnte Temeraire entkräften, obwohl seine Neuigkeiten nicht weniger beunruhigend waren: Das Drachenweibchen, Lung Shen Li, war eine von gerade mal vier existierenden Tieren einer völlig neuen Züchtung.
    »Der Kronprinz hat den Befehl gegeben, man solle eine Rasse züchten, die weite Entfernungen überwinden kann«, erklärte Temeraire. »Sie sagt, es habe beinahe drei Jahre gedauert, bis es so weit war, und sie sei trotzdem die Einzige, die es mühelos schaffe, eine solche Strecke zu fliegen. Ihre Altersgenossen könnten noch nicht länger als zwei oder drei Tage in der Luft bleiben.«
    »Das haben sie in drei Jahren geschafft?«, fragte Granby ungläubig und bedachte den Drachen mit begehrlichen Blicken. Der Drache streckte sich in der Sonne aus, und die riesigen Flügel glühten bernsteinfarben

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