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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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gut nachvollziehen, vor allem wenn man so gesellig war wie die meisten Schnitter. Er selber jedoch war völlig zufrieden ohne andere Menschen oder Drachen um sich herum, solange Laurence bei ihm war. Ganz sicher konnte keiner der anderen Flieger Laurence das Wasser reichen, und Tharunka hatte ein gutes Urteilsvermögen bewiesen, indem sie das sofort erkannt hatte. Die Flieger sollten endlich aufhören, herumzulaufen und über Verschwendung zu klagen, denn schließlich waren sie selber schuld, nicht ausgewählt worden zu sein, wenn sie sich nicht bemühten, ein besserer Umgang zu werden.
    In einem Punkt jedoch schämte sich Temeraire für Laurence und auch für sich selbst: Es gab keine Entschuldigung für die Kleidung, die Laurence beim bevorstehenden Essen würde tragen müssen – der außergewöhnlichsten und bemerkenswertesten Gelegenheit, die sich ihnen seit ihrer Ankunft in diesem Land bot. Temeraire kämpfte mit seinem Stolz und gab schließlich nach. Als Jia Zhen das nächste Mal zum Pavillon kam, ließ Temeraire seinen Kopf sinken, und obwohl er sich der peinlichen Lage genau bewusst war, begann er mit Erklärungsversuchen – der Länge der Reise – den unruhigen Verhältnissen
in England nach der Invasion – den unbedeutenden, formalen Unregelmäßigkeiten ihrer Situation hier …
    Bevor er jedoch viel hatte sagen können, kam ihm Jia Zhen zuvor und sagte so taktvoll und unterwürfig wie möglich: »Ich habe Sie ohnehin schon fragen wollen, ob Sie es für sehr kühn halten würden, wenn ich Ihnen im Namen unseres kleinen und unwürdigen Außenpostens eine Robe als Geschenk anbieten dürfte, obwohl wir nur über äußerst bescheidene Fähigkeiten verfügen und unsere Stoffe kaum angemessen sein dürften.«
    »Oh, wie glücklich ich darüber wäre«, rief Temeraire zutiefst dankbar. »Und ich bin mir sicher, auch Laurence würde sich durch eine solche Geste geehrt fühlen.« Und diese Geste entpuppte sich als weitaus überschwänglicher, als Temeraire es je zu hoffen gewagt hätte. Unter den Warenvorräten befanden sich etwas tiefblaue Seide und grüne und gelbe Fäden für die Nähte, die beinahe golden wirkten. Außerdem stellte sich heraus, dass Mr. Shipley früher einmal Schneider gewesen war. Jia Zhens eigene Festrobe als Muster und eine kleine Summe von Goldmünzen wurden Shipley übergeben, woraufhin dieser sich mit großer Geschwindigkeit und Tatkraft an die Arbeit machte und sogar so weit ging, sich auf Temeraires Vorschlag hin an eine kleine Stickerei zu wagen.
    Um Temeraires Befriedigung und dem Gefühl, dass alle es ausgesprochen gut mit ihnen meinten, die Krone aufzusetzen, sagte Tharunka, kurz bevor die Robe fertiggestellt worden war: »Temeraire, die Larrakia haben noch einmal die Umstände überdacht und sind zu dem Schluss gekommen, es sei wohl im Hinblick auf das Gesetz vielleicht nicht ganz angemessen gewesen, dass die Waradjuri euch mein Ei gestohlen haben, auch wenn ihr euch in ihrem Land befunden habt, denn ich bin nichts, auf das man Jagd machen würde. Natürlich können sie mich jetzt nicht mehr zurückgeben, und so erkundigen sie sich, ob ihr stattdessen einige dieser Opale annehmen würdet.« Wie beiläufig fügte sie hinzu: »Das war übrigens mein Einfall.
Ich dachte, sie würden sich prächtig auf dieser Robe ausnehmen. Wie wunderschön sie aussehen!«
    Temeraire strahlte: »Also das nenne ich einen zivilisierten Umgang miteinander. Und ich bin ausgesprochen froh, Tharunka, dass du in so verständiger Gesellschaft geschlüpft bist. Wenn sie hier ansonsten keine Drachen haben, ist das nicht ihr Fehler; ganz sicher kann niemand behaupten, dass sie es nicht verdient hätten, welche zu bekommen.«
     
    Und so wurden die Opale mit einem feinen, dünnen Faden auf die Ärmel und auf den Saum der Robe genäht, und Tharunka hatte völlig recht. Sie schimmerten wunderschön auf der dunklen Seide, und als die Näharbeit allgemeiner Begutachtung unterzogen wurde, konnte niemand auch nur den geringsten Fehler entdecken. Selbst Caesar musste widerwillig zugeben: »Ich muss schon sagen, das ist ja mal was«, nachdem er die Robe von allen Seiten gemustert hatte. Iskierka stieß neidisch Dampf aus und sagte: »Es ist ganz und gar unverständlich, warum mich Granby nicht einige dieser Schiffe aufbringen lässt. Wenn ich hier doch nur mehr von meinen Schätzen hätte!«
    Laurence verschlug diese Pracht den Atem, als Jia Zhen ihm die Robe – auf Temeraires Vorschlag hin im Pavillon, damit

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