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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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chinesischen Vorstellung eines Throns sehr nahe kommen. Temeraire neben ihm glänzte derweil, als sei er irgendwie lackiert worden, und trug alle
Edelsteine, die sich nicht mehr an Laurence’ Robe hatten befestigen lassen.
    Jia Zhen eröffnete die Veranstaltung mit einem Toast, den er auf Chinesisch ausbrachte, und Laurence verstand immerhin so viel, dass er nur noch mehr errötete. Unglücklicherweise fühlte sich Temeraire bemüßigt, in weithin hörbarem Flüstern zu kommentieren: »  … wir sind dankbar für den Großmut des Himmels, unseren bescheidenen Außenposten mit der Anwesenheit des edlen Himmelsdrachen Lung Tien Xiang und des Kaisersohnes Lao-ren-tze zu beehren … Das ist aber ein besonders schöner Satz, Laurence, findest du nicht? Großmut des Himmels und mit ihrer Anwesenheit beehren : Das klingt doch ganz wunderbar.«
     
    Wenigstens war für Laurence nach dieser Ansprache der schlimmste Teil vorüber. Wein wurde ausgeschenkt, man trug das Essen herein, und angesichts der Fülle an Köstlichkeiten hätten auch Männer, die mehr auf Förmlichkeiten bedacht waren, es schwer gehabt, sich um artige Konversation zu bemühen.
    Die Gesellschaft war so bunt zusammengewürfelt, dass man einen seltsamen und unsicheren Umgang miteinander hätte erwarten können. Der macassische Kapitän trug einen schlichten Leinenumhang, und die Handelskapitäne und ihre Ersten Offiziere aus drei verschiedenen Ländern waren in Mantel und Hosen erschienen. Die einheimischen Ältesten waren bis auf ihren Lendenschurz nackt und schienen die förmlichen Roben ihrer Gastgeber eher amüsant zu finden. Die Flieger bildeten eine heruntergekommene und unordentliche Gruppe, denn nach der langen Reise war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als die Kleidungsstücke auszuwählen und zu tragen, die sie am wenigsten zu blamieren versprachen. Die einzige Ausnahme bildete Rankin, dem es irgendwie möglich gewesen war, seine offizielle Abendgarderobe völlig unberührt quer über den ganzen Kontinent zu schleppen. So war er die einzig elegante Gestalt
unter ihnen bis zu seinen makellosen Strümpfen und den auf Hochglanz polierten Schnallenschuhen hinab. Er kam ohne jeden schmückenden Zierrat aus, abgesehen von der kleinen Knopflochmedaille für Tapferkeit und einer einfachen, diskreten, goldenen Anstecknadel an seiner Krawatte.
    »Sieh doch nur, wie schlicht Rankin aussieht«, flüsterte Temeraire mit tiefer Befriedigung, und Laurence seufzte unglücklich.
    Aber in gewisser Weise machten diese extremen Unterschiede in der Erscheinung und den Umgangsformen das Treffen unkomplizierter. Die meisten Anwesenden konnten sich nur pantomimisch mit den anderen Gästen, die nicht aus ihrem eigenen Umkreis stammten, unterhalten; ein Lächeln und Nicken schien überall verstanden zu werden, und ein erhobenes Glas brauchte ebenfalls keine weitere Erklärung. Die vielleicht natürliche Konsequenz daraus war eine gewisse Hemmungslosigkeit, sodass schon beim zweiten Gang die Lautstärke des Gelächters und der Gespräche um ein Vielfaches angestiegen war, und selbst die Teilnehmer, die zuvor noch auf Etikette bedacht gewesen waren, wurden immer lockerer.
    Um den Abend für alle Anwesenden angenehmer zu gestalten, hatte man entschieden, dass Iskierka den zweiten Ehrenplatz auf der windabgewandten Seite der Tafel einnehmen sollte, sodass ihre gelegentlichen Dampfausstöße den Gästen nicht ständig ins Gesicht geweht wurden. Natürlich saß Granby neben ihr. Und während sie zufrieden seufzte, als ihre reichlich gefüllte Platte mit Kasuarfleisch, Krabben und Früchten in Sicht kam, beugte sich der amerikanische Schiffskapitän, der drei Plätze weiter saß, zu Granby hinüber: »Ich schätze, Sie haben keinen Bedarf an einem Teekessel – Sie haben ja schon einen! Was für eine Rasse ist das denn?«
    »Ein Kazilik«, antwortete Granby und nutzte freudig überrascht die Gelegenheit, ein bisschen anzugeben. »Eine türkische Züchtung. Ein Feuerspucker natürlich«, berichtete er stolz.
    Der Amerikaner stellte sich als Mr. Jacob Chukwah aus New
York vor, und sein besonderer Name war offenbar indianischen Ursprungs. Er fügte hinzu: »Mein Bruder hat ebenfalls einen Drachen, aber der geht eher in diese Richtung.« Mit dem Daumen deutete er auf Kulingile, der begierig den Hals reckte, als ein ganzer, gebratener Thunfisch, bis zum Herausquellen gefüllt mit gerösteten, einheimischen Wurzeln, auf einer Platte vor ihm abgestellt wurde.
    »Ich wusste noch

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