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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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davon zu überzeugen, sich nicht auf ein Gefecht einzulassen. Wenn es dir ein Trost ist, dann denk bitte daran, dass wir eigentlich längst hätten aufbrechen sollen. Dann wären wir jetzt bereits auf dem Rückweg nach Sydney und wüssten nichts von dem, was sich in unserer Abwesenheit hier abspielt.«
    »Aber wir sind nicht aufgebrochen«, sagte Temeraire, »und deshalb wissen wir, was geschieht, und das ist überhaupt kein Trost.«
     
    Als Laurence gegangen war, um seine Sachen zu packen, brütete Temeraire vor sich hin. Er wollte die Dinge für Laurence und Granby nicht noch unangenehmer machen, aber es erschien ihm gänzlich falsch, diesem Willoughby zu erlauben, den Pavillon zu zerstören, nur weil seine Regierung Streit suchte. Immerhin hatte sie Temeraire hierher fortgeschickt und wollte seine Dienste nicht mehr. Also verstand er nicht, warum er der Regierung etwas schulden sollte, während sich Jia Zhen zur gleichen Zeit außerordentlich großzügig gezeigt hatte.
    Während sich alle anderen auf die Abreise vorbereiteten, zog sich Temeraire verstohlen hinter den Pavillon zurück, um zu versuchen, seine Kehle freizuhusten und die tiefen Atemzüge auszuprobieren, die er für den Göttlichen Wind benötigte. Mit gerunzelter Stirn blieb Dorset, der gerade mit seinen Instrumenten vorbeiging, stehen, und als Temeraire ihn beiläufig nach dem Grund dafür fragte, antwortete er voller Missbilligung: »Momentan kann ich noch keinerlei Belastung der Kehle empfehlen. Die Beanspruchung war sehr groß, und Sie sind nicht so still gewesen, wie Sie es hätten sein sollen.«
    Das fand Temeraire übertrieben hart, wo er doch während der Reise so häufig geschwiegen hatte. Kaum ein halbes Dutzend Mal pro Tag hatte er etwas gesagt, einmal abgesehen von den besonderen Gelegenheiten oder wenn er etwas hatte erklären müssen. Oder wenn er etwas Interessantes gesehen hatte, das er Laurence oder jemand anderem aus seiner Mannschaft gegenüber hatte erwähnen wollen, und wenn sie sich über ihren Kurs hatten beraten müssen. Außerdem fühlte sich seine Kehle überhaupt nicht mehr so unangenehm an. Sie schmerzte auch nicht mehr, wenn er sprach, und zum Abendessen hatte er problemlos und beschwerdefrei einige delikat geröstete Thunfische gegessen.
    Außerdem würde er auf jeden Fall den Göttlichen Wind einsetzen müssen, wenn er etwas Sinnvolles unternehmen wollte. Nur mit seinen Klauen würde er bei einem Angriff gegen die Schiffe nicht viel ausrichten. Natürlich wollte er den Schiffen sowieso keinen sonderlichen Schaden zufügen, zumindest den Matrosen nicht. Aber vielleicht, so dachte er sich, konnte er sie so weit aufs Meer hinaustreiben, dass sie für eine Beschießung zu weit entfernt wären. Oder es würde ihm eventuell sogar gelingen, das Meer unter ihnen derart aufzuwühlen, dass sie gezwungen wären, ihr Kanonenfeuer einzustellen.
    Schon während ihrer langen Seereise hatte Temeraire hin und wieder herauszufinden versucht, wie Lien die riesige Welle erzeugt hatte, mit der es ihr damals gelungen war, das englische Geschwader bei der Schlacht von Shoeburyness zu versenken. Doch er musste zugeben, dass er bisher nur wenig Erfolg gehabt hatte. Mehr als eine vage Ahnung, wie sie es angestellt haben könnte, hatte er bislang nicht. Zuerst hatte sie viele kleine Wellen erzeugt und sie vor sich her geblasen, bis sie dann eine letzte mit höherer Geschwindigkeit auf den Weg gebracht hatte, die sich mit all den kleineren vereint hatte. Inzwischen beherrschte er diese Methode immerhin so weit, dass er vielleicht vier oder fünf kleinere Wellen zustande brachte, die
sich dann zu einer großen verbanden. So hatte er für eine Welle gesorgt, die zumindest viel größer gewesen war, als die anderen in ihrer Umgebung. So glaubte Temeraire, eine Kammhöhe von vielleicht drei Metern über dem restlichen Wellengang erreichen zu können, was allerdings kaum ausreichen würde, eine Fregatte mehr als eine oder zwei Minuten lang herumschaukeln zu lassen.
    Er hatte sich auch noch einmal daran erinnert, wie er damals die Valérie direkt mit dem Göttlichen Wind getroffen hatte. Aber dieses Mal lagen die Schiffe im Hafen vor Anker, waren aus solider Eiche erbaut und hatten ihre Segel eingeholt, sodass der Göttliche Wind keine Angriffsfläche hätte: So würde es nicht funktionieren. Also hatte er in der Nacht entschlossen seine Flügel ausgeschüttelt und war aufs Meer hinausgeflogen. Ihr neues Lager lag draußen am Ufer auf der anderen Seite

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