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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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gezogen
hatte. Demane drehte ein halbes Dutzend Wombats auf einem Spieß über einem kleinen Feuer.
    »Ich bin nicht hungrig«, sagte Temeraire zu Laurence, als er die Augen aufschlug, »aber ich hätte überhaupt nichts gegen etwas Wasser einzuwenden. Bitte lass uns jetzt nach dem Fluss suchen, und dann, glaube ich, würde mir ein Bissen Wombat gefallen, auch wenn er es kaum wert ist, verspeist zu werden.«
    »Dann hol dir deinen eigenen«, sagte Demane aufgebracht. »Für mich verdient er es sogar ganz besonders, gegessen zu werden.«
    »Vielleicht sollte man den Jungen losschicken, um noch mehr zu besorgen«, sagte Telly, der Demane beäugt hatte, doch dieser bedachte ihn nur mit einem vernichtenden Blick und drehte ihm dann den Rücken zu.
    »Ich denke, wir sollten besser den Bach wiederfinden«, sagte Granby, »solange wir wenigstens noch ein bisschen Licht haben.« Es war wenig genug und wurde rasch noch weniger. Obschon sie glücklicherweise nicht alles abgeladen hatten, sondern das Gepäck nur so verschoben hatten, dass Temeraire sich hatte hinlegen können, musste alles wieder neu gesichert werden, vor allem die Eier. Und dann galt es, Caesar dazu zu bringen, auf Temeraires Rücken zu klettern. »Ich sehe gar nicht ein, dass ich auf ihm mitfliegen muss; es ist sehr heiß und unangenehm«, sagte Caesar quengelig. Die kühler werdende Luft hatte seine Lebensgeister so weit geweckt, dass er wieder anstrengend werden konnte. »Ich denke, ich werde besser hierbleiben. Ihr könnt ja losfliegen, Wasser holen und es mir bringen. Danach kann ich selber wieder fliegen.«
    »Für mich wird es noch viel heißer und unangenehmer werden«, antwortete Temeraire, »also hör mit deinem Gejammer auf. Es wird kein Spaß werden, dich zu tragen, und ich finde es eine Schande, weil man zugelassen hat, dass du so ein Vielfraß geworden bist und ohne jeden Grund fett wirst. Ich bin mir sicher, dass du deshalb so schnell müde bist.«
    Ganz schön unfaire Worte aus dem Maul eines Tieres, das selbst innerhalb einer Woche ungefähr das Fünffache seines Schlüpfgewichts erreicht hatte, und Caesar wollte schon etwas dazu sagen, doch Iskierka hatte ein hitzigeres Temperament und war schneller als er. Sie hielt sich nicht lange mit Argumenten auf, sondern ließ eine Flammenzunge direkt in Richtung von Caesars Hinterteil schießen – eine Form der Überzeugungskraft, die ganz erstaunliche Erfolge zeitigte, denn der Jungdrache setzte sich augenblicklich in Bewegung.
    »Autsch«, stieß Temeraire aus, brachte eilig seinen eigenen, angeschmauchten Schwanz in Sicherheit und zog seine Flügel außer Reichweite von Caesars Klauen. »Das ist überhaupt nicht hilfreich. Und könntest du bitte aufhören, dich so an mir festzukrallen? Ich bin doch kein Hügel, den du erklimmen musst.«
     
    Ihr Abflug verspätete sich, und das Licht war beinahe verschwunden, ehe sie wieder in der Luft waren. Nur die Wände der Schlucht warfen ein wenig Helligkeit zurück, doch die Bäume unter ihnen waren eine undurchdringliche, dunkle Masse, die den Boden vollständig überzog. Sie hatten keine Ahnung, in welche Richtung sie fliegen sollten, und so folgten sie dem Verlauf der Schlucht in Richtung Osten, fort von der untergehenden Sonne. Auf diese Weise hofften sie, wieder auf die Spur ihres ursprünglichen Weges zu kommen. Der Klang des Wassers quälte sie hin und wieder, und das Geräusch war in diesen Momenten so klar, dass Temeraire seinen Kopf hob und die Halskrause aufstellte.
    Von Zeit zu Zeit, wenn Iskierka eine kleine Öffnung in der Baumdecke ausmachte, landete sie und sah sich um, doch es gab keinerlei Anzeichen von Wasser. Die Sterne waren langsam zum Vorschein gekommen, und als Laurence aufblickte, erkannte er zu seinem Entsetzen am Kreuz des Südens, dass sie irgendwie wieder eine Kurve geflogen waren und nun in Richtung Nordwest unterwegs waren.
    »Temeraire«, sagte er, »du musst landen. Am besten dort, auf der freien Stelle am Fuße der Steilwand.«
    »Was zum Teufel tun Sie da?«, rief Rankin, dessen Stimme scharf vor Besorgnis war.
    »Wir haben uns schon wieder verirrt«, erklärte Laurence. »Wir können nicht im Kreis fliegen und die Tiere bis zur Erschöpfung antreiben. Es ist besser, wenn wir uns hier ausruhen, bis die Sterne heller scheinen.«
    Temeraire war in der Tat sehr erhitzt und müde. Als Laurence ihm die bloße Hand auf die Flanke legte, fühlte seine Haut sich an, als habe er Fieber. Das Blut pulsierte angestrengt durch die

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