Drachenflamme: Roman (German Edition)
große, angeschwollene Vene, die sich unter seinem Flügelgelenk entlangzog. »Ich fühle mich nicht krank, ich bin nur so durstig«, sagte Temeraire.
Caesar sah noch schlimmer als vorher aus. Er war wieder schlaftrunken und still, und er zuckte kaum, als Rankin seinen Kopf berührte. Sie hatten nur noch wenige Kanister Wasser übrig. Temeraire hob vorsichtig mit einer Klaue den Kopf des Drachenjungen, und dann schütteten sie alles, was sie noch an kühlem Nass hatten, in sein Maul. Sie konnten nicht mehr tun, als seine Zunge und seinen Gaumen zu befeuchten, aber immerhin schien es ihm ein Gefühl der Erleichterung zu verschaffen, denn es hatte danach den Anschein, als läge er entspannter da.
»Wie wäre es mit etwas Rum«, fragte Telly mit beinahe weinerlicher Stimme, und zögernd erlaubte Laurence, dass Blincoln den Männern ein wenig in kleine Becher einschenkte. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus betrachtet, war es in ihrer augenblicklichen Verfassung das Schlimmste, was man tun konnte, doch im Hinblick auf die Disziplin die notwendigste Maßnahme. Die Männer waren in gleichem Maße unruhig geworden, wie die Drachen schlaffer wurden, und das wachsende Gefühl des Unbehagens konnte sie leicht dazu bringen, zu desertieren und in die Wildnis des Waldes zu fliehen,
wie unwahrscheinlich auch immer es sein mochte, dass sie, auf sich allein gestellt, Wasser finden würden.
»Vielleicht sollten wir nach Wasser graben«, schlug Granby vor. »Immerhin sind wir ja nicht in der Wüste.«
Sie holten Schaufeln, und selbst Iskierka konnte überredet werden, sich nützlich zu machen. Doch der Boden war zu porös. Es gelang ihnen zwar, ein Loch von etwa drei Metern zu graben, und es quoll auch ein wenig Wasser hervor, doch allzu rasch versickerte es wieder, und die Seitenränder der Grube fielen allzu schnell in sich zusammen, noch ehe man sie hatte abstützen können. Jedermann bekam eine Handvoll Wasser, aufgesogen in Taschentüchern und über dem Mund ausgewrungen. Dann weichten sie noch einige weitere ein und legten sie dem armen Jonas Green auf das Gesicht, um ihm ein bisschen Erleichterung zu verschaffen. Doch schließlich waren sie gezwungen, wieder aufzugeben. Sie hatten es nicht einmal geschafft, einen Becher oder einen Kanister zu füllen.
Der Himmel war nun von Wolken verhangen, die nur gelegentlich auflockerten und den Blick auf die Sterne freigaben. »Wir hätten gleich auf Temeraire hören sollen«, sagte Laurence leise. »Ich denke, am Morgen müssen wir abladen und uns trennen. Wir können weder von ihm noch von Iskierka erwarten, dass sie einen weiteren Tag suchen, wir müssen endlich Wasser finden.«
»Und wenn Sie auf Wasser gestoßen sind, wie wollen Sie dann den Weg zurück finden?«, fragte Rankin. »Falls Sie das denn überhaupt vorhaben. Andernfalls würde das die Angelegenheit doch sehr vereinfachen.«
»Also bitte«, sagte Granby, was eine angemessenere, wenngleich weniger formelle Erwiderung als die war, die Laurence gerne gegeben hätte, wo doch Temeraire einen Großteil seiner Kraft darauf verwandt hatte, Caesar durch die Gegend zu tragen. Rankin presste den Mund zusammen und entschuldigte sich nicht, machte jedoch auch keinen weiteren Versuch, seine Befragung fortzusetzen. Stattdessen
schaute er mit echter Besorgnis zu Caesar. Laurence schätzte, dass es für Rankin keine Hoffnung gäbe, je wieder an ein Tier zu kommen, wenn er auch dieses verlöre, und vielleicht hatte er dieses Privileg besser zu schätzen gelernt, nachdem ihm das Geschirr so lange verwehrt geblieben war.
»Morgen früh soll Iskierka ein Feuer entfachen, etwas weiter oben in der Schlucht«, sagte Granby. »Wenn wir eines dieser alten Monster rausreißen, dann können wir ein Leuchtfeuer machen, das man bis nach Sydney sieht, wage ich zu behaupten. Anschließend werden wir den Rückweg schon finden.« Er fügte hinzu: »Ich für meinen Teil würde gerne versuchen, einige dieser Bergkämme zu überfliegen, anstatt der Schlucht zu folgen. Ich weiß nicht, ob wir schon wieder in der Nähe des Weges sind, den wir gekommen sind, und ich denke, wenn wir zu den Seiten ausbrechen, ist es wahrscheinlicher, dass wir auf irgendwelches Wasser stoßen, auch wenn es nicht der gleiche verdammte Bach ist.«
»Wie ich sehe, habe ich in dieser Angelegenheit wenig zu sagen«, bemerkte Rankin unfreundlich. »Ich hoffe, dass wir nicht von unseren Begleitern ermordet werden, ehe Sie zurückkehren. Ich gehe davon aus, dass ich den Männern
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