Drachenfutter
abzeichneten. Es kam mir in den Sinn, daß es vielleicht nicht die klügste Strategie war, sich jetzt, nachdem ich den Job bekommen hatte, noch mit dem Militär anzulegen.
»Äh ... Aahz ...«, murmelte ich.
»Ja. Ja! Das ist das Quartier von General Badaxe ... Sir!« bellte der Gardist plötzlich los.
Offensichtlich bestätigte die Nennung des Namens meines Mitarbeiters meine Identität, obgleich ich mich fragte, wie viele Fremde sonst mit riesigen, schuppigen Dämonen hier durch die Gänge schlenderten. Das abschließende, schwer abgerungene »Sir« war ein Tribut an meine Darbietung im Schloßhof. Offensichtlich waren die Leibwachen angewiesen worden, sich höflich zu verhalten, zumindest mir gegenüber, wie schwer es ihnen auch offensichtlich fallen mochte.
»Danke, Gardist«, sagte ich leichthin und pochte mit der Faust an die Tür.
»Außerdem«, fügte der Wachposten hinzu, »hat der General Anweisung gegeben, daß Ihr direkt eintreten sollt.«
Die Tatsache, daß er diesen Informationsteil zurückgehalten hatte, bis ich geklopft hatte, bewies, daß die Soldaten ihre Mißachtung gegenüber Zauberern keineswegs völlig aufgegeben hatten, sondern eher auf subtilere Methoden sannen, um sie zu ärgern.
Ich bemerkte, daß Aahz zu einer neuen Debatte mit dem Wachposten ansetzen wollte, öffnete hastig die Tür und trat ein, so daß er mir folgen mußte.
Der General stand am Fenster, das hereinfallende Licht umriß seine Konturen. Er drehte sich zu uns um, als wir den Raum betraten.
»Aha! Kommt herein, meine Herren«, brummte er in sanften Tönen. »Ich habe Euch erwartet. Nehmt Euch Wein, wenn Ihr mögt.«
Ich fand sein unvermitteltes freundliches Gebaren noch beängstigender als seine frühere Demonstration von Feindseligkeit. Aahz jedoch machte sich gar nichts daraus und ergriff sofort den dargebotenen Weinkrug. Einen Augenblick lang dachte ich, er würde einen der Becher füllen, die auf dem Tablett neben dem Krug standen, um ihn mir zu reichen. Statt dessen nahm er einen tiefen Zug aus dem Krug selbst und behielt ihn in der Hand, wobei er genüßlich seine Lippen leckte. Es war ganz hübsch, daß einige Dinge inmitten des Chaos, in welches sich mein Leben verwandelt hatte, unverändert blieben.
Der General runzelte angesichts dieser Darbietung kurz die Stirn, dann bemühte er sich, wieder die joviale Miene aufzusetzen, mit welcher er uns auch begrüßt hatte.
»Ehe wir mit der Planung beginnen«, sagte er lächelnd, »muß ich mich für mein ungehobeltes Benehmen während der Vorstellung entschuldigen. Grimble und ich ... haben unterschiedliche Auffassungen zur gegenwärtigen Situation, und ich fürchte, daß ich das an Euch ausgelassen habe. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Gewöhnlich habe ich nichts gegen Zauberer als Gruppe oder Euch im Besonderen.«
»Whoa! Wartet eine Minute, General!« unterbrach ihn Aahz. »Was haben wir denn mit Eurem Streit mit Grimble zu tun?«
Das Aufblitzen in den Augen des Generals strafte seine vornehmtuerische Sprechweise Lügen.
»Es ist die Fortführung einer alten Diskussion über die Bewilligung von Geldern«, erklärte er. »Als wir die Nachricht von der heranrückenden Streitmacht erhielten, riet ich dem König zur sofortigen Verstärkung unserer eigenen Armee, damit wir unsere Pflicht, das Reich zu verteidigen, angemessen erfüllen konnten.«
»Der Rat klingt mir ganz vernünftig«, warf ich ein und hoffte, mein Ansehen beim General zu verbessern, indem ich ihm zustimmte.
Badaxe reagierte jedoch mit einem starren Blick.
»Seltsam, das gerade von Euch zu hören, Zauberer«, bemerkte er eisig. Grimbles Ratschlag lautete, das Geld anders einzusetzen, nämlich zur Einstellung eines Zauberers.«
Plötzlich wurde klar, warum wir vom General und den Soldaten nicht gerade mit den offenen Armen der Kameradschaft empfangen wurden. Nicht nur, daß man ihnen anstatt ihrer Verstärkung uns vor die Nase gesetzt hatte, sondern unsere Präsenz war auch ein Schlag gegen ihre Fähigkeiten.
»Na schön, General«, stimmte Aahz zu. »Das ist ja nun einmal alles gegessen. In welcher Klemme sitzen wir denn nun?«
Der Blick des Generals wanderte zwischen Aahz und mir hin und her, offenbar wunderte er sich, daß ich meinem Lehrling die Leitung in diesem Gespräch überließ. Als ich Aahz nicht wegen seines vorlauten Gehabes zurechtwies, zuckte der General die Schultern und trat zu einem Stück Pergament an der Wand.
»Ich glaube, das hier zeigt die Situation ganz
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