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Drachenfutter

Drachenfutter

Titel: Drachenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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du der Chef.«
    Das Erschreckende war, daß sie recht hatte. Ich hatte alles noch nicht zu Ende gedacht, aber sie sagte die Wahrheit. Ich war bisher zu sehr mit meinen eigenen Sorgen beschäftigt gewesen, um darüber nachzudenken. Nun, da ich mir über den vollen Umfang meiner Verantwortung im klaren wurde, überkam mich eine neue Welle des Zweifels. Ich war meiner ja noch nicht einmal als Zauberer sicher, und als Führer von Menschen ...
    »Ich werde darüber nachdenken müssen«, sagte ich ausweichend.
    »Du hast nicht viel Zeit«, gab sie mir zu bedenken. »Morgen soll ein Krieg beginnen.«
    Ein Krachen in dem Busch zu meiner Linken unterbrach unser Gespräch.
    »Boß?« ertönte Brockhursts leiser Ruf. »Bist du gerade beschäftigt?«
    »Gewissermaßen«, rief ich zurück.
    »Was ich zu sagen habe, dauert nur eine Minute.«
    Ehe ich etwas erwidern konnte, lösten sich zwei Schatten von dem Gebüsch und kamen näher. Der eine war Brockhurst, der andere Gus. Ich hätte mir bei dem Lärm denken müssen, daß Brockhurst in Begleitung des Wasserspeiers war. Der Imp konnte sich wie Tanda so geräuschlos wie ein Gespenst anschleichen.
    »Wir unterhielten uns gerade über Ajax«, erklärte mir Brockhurst und kauerte sich zu Boden, um unseren kleinen Gesprächskreis zu erweitern. Der Wasserspeier tat es ihm nach.
    »Ja«, bestätigte Gus. »Wir drei wollten dir einen Vorschlag machen.«
    »Stimmt«, nickte Brockhurst. »Gus, ich und der Gremliner.«
    »Der Gremliner?« fragte ich.
    Der Imp reckte den Hals und schaute sich um.
    »Er muß im Lager zurückgeblieben sein.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Zu Ajax!« drängte Tanda.
    »Wir meinen, daß du ihn aus dem Team nehmen solltest«, verkündete Gus. »Schick ihn auf Tauf zurück, raus aus der Schußlinie.«
    »Es geht nicht um uns«, beeilte Brockhurst sich zu erklären. »Es geht um ihn. Er ist ein netter, alter Kerl, und wir fänden es schrecklich, wenn ihm etwas zustieße.«
    »Er ist schon ziemlich alt«, murmelte ich.
    »Alt!« rief Gus aus. »Boß, der Gremliner sagt, er sei ihm seit zweihundert Jahren auf den Fersen ... zweihundert Jahre! Und nach seinen Aussagen war Ajax schon alt, als er ihm zum ersten Mal begegnet ist. Einen Krieg zu verpassen wird ihn nicht umbringen, doch ein Kampfeinsatz könnte ihn das Leben kosten.«
    «Warum ist der Gremliner ihm überhaupt auf den Fersen?« fragte ich.
    »Kerlchen, ich habe dir doch schon einmal erklärt«, erdröhnte eine Stimme hinter mir, »Gremliner gibt es nicht!«
    Mit dieser Erklärung ließ Aahz sich zwischen Tanda und mir zu Boden fallen. Während ich versuchte, mein Herzklopfen wieder zu beruhigen, fiel mir auf, daß ich eine Menge Leute kannte, die sich aufs lautlose Anschleichen verstehen.
    »Hallo, Aahz«, sagte ich und rang mir ein Lächeln ab. »Wir sprachen gerade über ...«
    »Ich weiß, ich habe es gehört«, unterbrach mich Aahz. »Und zur Abwechslung bin ich mal eurer Meinung.«
    »Tatsächlich?« Ich blinzelte.
    »Klar«, sagte er mit einem Gähnen. »Es ist ein eindeutiger Vertragsbruch. Er ließ sich als Bogenschütze anstellen, und bei dem ersten Auftrag, den du ihm erteilst, legt er die Arbeit sprichwörtlich nieder.«
    Eigentlich war es ja sein zweiter Auftrag gewesen. Wie ein Blitz schoß mir das Bild durch den Kopf, wie Ajax zielte, in einer geschmeidigen, flüssigen Bewegung schoß und die Signalstandarte herunterholte, welche so weit entfernt war, daß man sie kaum sehen konnte.
    »Mein Rat wäre, ihn zurückzuschicken«, sagte Aahz. »Wenn du dein Gewissen beruhigen willst, zahl ihm einen Teil seines Lohnes aus und gib ihm ein Empfehlungsschreiben, aber so wie er ist, nützt er keinem etwas.«
    Vielleicht lag es an Tandas Rede, doch plötzlich fiel mir auf, daß Aahz seinen Vorschlag erklärtermaßen als »Ratschlag« und nicht als Befehl erteilt hatte.
    »Achtung Leute«, murmelte Brockhurst, »wir bekommen Gesellschaft.«
    Als ich seinem Blick folgte, sah ich Ajax auf uns zu stolpern, seine geisterhafte Blässe blitzte in der Dunkelheit wie ..., nun eben wie ein Gespenst. Mir kam in den Sinn, daß was als Augenblick der Stille und Einsamkeit begonnen hatte, allmählich zu einer Massenversammlung ausartete.
    »N'Abend, Jungchen«, grüßte er. »Ich wollte nicht stören. Ich wußte nicht, daß ihr eine Versammlung abhaltet.«
    »Wir ... äh ... haben uns nur ein wenig unterhalten«, erklärte ich und war nun reichlich verlegen.
    »Ich kann mir auch schon denken worüber«, seufzte Ajax.

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