Drachengasse 13, Band 03
ja.“
Alfried wirkte alles andere als glücklich. Im Käfig waren keine zwölf Schritt mehr übrig.
„Passt schon, Alfried“, brummte Osrum selbstsicher. „Keine Sorge.“ In seinem Blick las Sando aber deutlichen Zweifel.
Der Magister machte sich ans Werk. Fremdartig klingende Worte, die Sando nicht verstand, hallten über den Hof. Und tatsächlich: Der Drache schrumpfte!
„Heilige Makrele“, stieß Sando hervor.
Quox hob erstaunt die Hände vors Insektengesicht.
Als das Tier dünn genug geworden war, stapfte es völlig unbekümmert in den Käfig. Dort nahm es sofort wieder seine eigentlichen Größe an – und ein sichtlich beruhigter Alfried trat ins Freie.
Osrum dankte seinem magisch begabten Helfer und führte ihn zum Ausgang der Drachenschule. Sando, Quox und die Kobolde verharrten in sprachlosem Staunen.
Dann brummte der eine Kobold: „Gildet nich.“
„Na, sicher gildet das. Drinn is drinn.“
„Gildet nich, habbich gesacht!“
Der andere zog einen Schuh aus und schlug ihn dem einen über den Kopf. „Wohl, wohl, wohl!“
Sando legte Quox lachend einen Arm um die Schultern. „Komm, lass uns zu Osrum gehen, bevor die uns noch als Schiedsrichter verpflichten.“
Im großen Innenhof der Drachenschule war wieder Ruhe eingekehrt. Fleck stand im warmen Sonnenschein und machte sich selig über eine Schüssel Rattenbrei her. Sando staunte, dass er bei dem Gestank überhaupt fressen konnte. Er selbst wusste nämlich nicht, was schlimmer roch: die vielen riesigen Echsenwesen, deren strenger Duft durch die offenen Fenster von Osrums Arbeitszimmer wehte, oder die Darmwinde, die Burps von sich gab. Burps war Osrums Hausdrache, ein kleines, eigensinniges Geschöpf, das in seinem Körbchen in einer Ecke des Raumes vor sich hin döste und dabei so schamlos das Zimmer verpestete, als gehörte es ihm und niemand anderem. Burps allerdings war zweifellos der Ansicht, dass das der Fall war.
„Du meine Güte“, murmelte Osrum und strich sich in einer hilflosen Geste übers kurz geschorene graue Haar. Er saß hinter seinem Schreibtisch, die Jungen davor. Den Gestank schien er gar nicht zu bemerken. „Tomrin und Nissa … “
Sando nickte. „Genau deswegen sind wir hier. Wir möchten uns Pip ausleihen, um die beiden zu finden und zu retten.“ Er und Quox hatten dem alten Drachenzüchter, der seit Langem mit der Bande aus der Drachengasse 13 befreundet war, alles berichtet.
Osrum schien fassungslos. „Ihr allein? Das solltet ihr besser der Stadtgarde überlassen.“
„Die Garde ist damit beschäftigt, rings um den Bau für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Außerdem hat sie von Baron Berun den Befehl erhalten, den großen Xix-Bau nicht zu stürmen. Daran wird sie sich halten.“
„Und ihr missachtet Beruns Befehl?“, fragte Osrum skeptisch.
Sando wollte etwas erwidern, als Quox die Hand hob. „Wir sind kleiner als die Garde“, sagte der junge Xix. „Und wir sind weniger. Außerdem kenne ich einen geheimen Gang ins Innere des Baus. Anders als die Soldaten, werden wir uns unbemerkt in ihm bewegen können. Vorausgesetzt, Ihr gebt uns Eure Spürechse, Herr.“
„Mit Pip finden wir heraus, was genau geschehen ist“, ergänzte Sando, „und teilen unser Wissen dann mit Feylor von Garsting. Jeder hat etwas davon.“
Osrum seufzte. „Ich kann es euch ohnehin nicht ausreden, oder?“
Sando schüttelte den Kopf. „Ich werde nach Tomrin und Nissa suchen – so oder so.“
„Also gut“, sagte der Drachenzüchter. „Dann nehmt Pip mit.“
Wenige Minuten später verließen die Jungen das Gelände der Drachenschule wieder – schnellen Schrittes und mit allerhand Warnungen im Gepäck. Sando war nicht ganz wohl dabei, Osrum derartige Sorgen zu bereiten. Andererseits blieb ihm nun mal nichts anderes übrig. Und Osrum hatte schon mehr als einmal erlebt, wie geschickt und mutig die Freunde aus der Drachengasse 13 brenzlige Herausforderungen meisterten.
Die Sonne stand noch hoch am Himmel. Pip, die kleine Spürechse, flog fröhlich neben Sando und Quox her, und Fleck japste vergnügt, wann immer sie die Richtung wechselte.
Der Xix betrachtete sie staunend. „Osrum und ihr seid echt befreundet?“
Sando nickte. „Ohne ihn und seine Hilfe wären wir schon so manches Mal aufgeschmissen gewesen.“
„So einen Freund hätte ich auch gern“, murmelte Quox.
Abermals fragte sich Sando, wie sehr sich das Leben eines Xix-Kindes wohl von seinem eigenen unterschied.
Als sie den schmalen Durchgang zwischen den
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