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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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ihr?«
    »Sie ist zum Hardraker-Hof gefahren.«
    »Was ist daran so schlimm?«
    »Cleever hat sie darum gebeten. Und es stand auch was in dem Buch darüber. Es ist ein böser Ort.«
    »Nein! Und du hast sie dahin fahren lassen?«
    »Hör mal, da hab ich das über Cleever doch noch nicht gewusst. Und es ist ja auch gar nicht sicher, ob sie in irgendeiner Gefahr schwebt. Bei Michael wi s sen wir’s. Ich möchte jetzt Michael in die Kirche h o len. Falls das hier wirklich mal Wynidyns Burg war, bietet sie den besten Schutz.«
    »Aber das hat diese Leute nicht am Einbrechen gehindert«, entgegnete Stephen.
    »Weißt du was Besseres? Wir holen ihn hierher und dann suchen wir Sarah. Anschließend überde n ken wir alles noch mal genau. Ich glaube, wir bra u chen das fehlende Stück vom Kreuz.«
    »Wahrscheinlich haben sie das zerstört. Oder in einen Minenschacht geschmissen.«
    »Das mag ja sein. Aber wir sollten nicht davon ausgehen. Da läuft irgendwas, das sie antreibt. Wa r um wollen sie unbedingt deinen Bruder in ihre Macht bekommen? Und warum sind sie nicht hinter dir her?«
    »Vergiss nicht, ich hab nur eine kleine Dosis a b gekriegt. Michael hat das möglicherweise stunde n lang aufgesaugt. Vielleicht ist er für sie deshalb nüt z licher.«
    »Die Frage bleibt: wofür nützlicher? Aber komm, wir wollen los.«
    Toms Auto parkte auf der anderen Seite vom A n ger auf dem kleinen, für Beamte von Fordrace rese r vierten Parkplatz. Stephen u nd er überquerten die Straße und liefen über die Wiese, die jetzt im August ziemlich vertrocknet war. Überall tobten Kinder he r um. Ein Kasperletheater war in der Mitte aufgestellt worden und eine kleine aufgeregte Gruppe war unter der rot-weiß gestreiften Markise versammelt und freute sich auf die Vorführung. Dicht daneben sta n den die Leute in langen Reihen vor dem Wagen des Eismanns an.
    Tom und Stephen waren fast bis zur Mitte des A n gers gekommen, als sich ihnen Mr Cleever mit eil i gen Schritten näherte. Er trug einen weißen Anzug und hielt einen Rohrstock in der Hand. Stephen und Mr Cleever erkannten sich im selben Augenblick. Stephen sah den großen Kopf plötzlich nach vorn rucken wie bei einem Hund, der soeben Witterung aufgenommen hat.
    Bevor Stephen Tom warnen konnte, brachte ihn eine Schmerzexplosion in seinem Kopf zum Ta u meln. Er schrie auf, bedeckte die Augen mit den Händen und spürte, wie etwas in sein Hirn eindrang: eine fremde Gegenwart, die sich tastend hin und her bewegte, schmutzig und suchend. Dieses Eindringen in sein innerstes Selbst war für Stephen zu viel. Hitze wallte in ihm auf und mit einem wütenden Stoß ve r trieb er den Eindringling aus seinem Kopf.
    Das alles geschah blitzartig. Tom hatte das Unb e hagen des Jungen kaum wahrgenommen, als Stephen schon losrannte.
    Er rannte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über den Anger und sah durch die gespreizten Finger hindurch, mit denen er seine brennenden Augen vor dem Licht schützte. Er wusste nur noch, dass er dem Feind entkommen musste, und hinterließ überall Chaos, rannte Kinder um wie Kegel, stolperte über Liebespaare auf Decken, schlug Eistüten aus mehr e ren Händen und hinterließ eine Schneise aus schre i enden, fluchenden, nach Luft schnappenden Me n schen. Zweimal wurde er auch getreten und gest o ßen, als s ich Angerempelte wütend rächen wollten, aber er wagte nicht anzuhalten. Er nahm sie auch kaum wahr, denn die ganze Zeit wusste er, dass ihn etwas verfolgte, seinen Verstand einkreiste und wi e der dort eindringen wollte.
    Er rannte vom Anger zwischen den Autos hi n durch zum Old Mill Tea Room mit den weißen Stü h len und bunten Tischdecken. Drei Stühle rannte er um, eine alte Dame ließ wegen ihm ihr Cremetör t chen auf ihr Blumenkleid fallen, und ein alter Mann wollte ihn mit seinem Stock schlagen, bevor Stephen mit einer Flanke über die Mauer setzte und in der Gasse verschwand, die zum Mühlenbach führte.
    Als er außer Sichtweite war, war er auch auße r halb von Mr Cleevers Reichweite, und der musste seine Aufmerksamkeit jetzt jemand anderem zuwe n den.
    Pfarrer Aubrey war stocksteif stehen geblieben und hatte mit offenem Mund Stephens Slalom ve r folgt. Nun wandte er sich um und bemerkte erst jetzt den Mann in Weiß, der auf ihn zukam.
    Oh nein, dachte er.
    Eine Sekunde lang spielte er mit dem Gedanken, Stephens Beispiel zu folgen und wegzurennen, aber die Vorstellung, wie der Pfarrer von Fordrace über den Anger galoppierte, ließ ihn stehen bleiben.

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