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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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    Michael dachte, er hätte sie zu Asche verbrannt, aber dann hörte er im Flur Leute keuchen und husten.

 
     
    30
     
    Nachdem Vanessa Sawcroft sich von ihrem Huste n anfall erholt hatte, half sie Mr Cleever und Paul Comfrey, den Rollstuhl wieder nach oben in Mr Hardrakers Zimmer zu tragen. Ihre Kleider und die der beiden anderen waren übel versengt und mit dem Arm in der Schlinge gab sie ein bedauernswertes Bild ab.
    Paul Comfreys Hände zitterten so sehr, dass Mr Cleever ihn scharf tadelte, weil er den Rollstuhl nicht richtig festhielt, und obwohl Mr Cleever selbst dem schlimmsten Inferno entkommen zu sein schien, humpelte er beim Treppensteigen ein wenig und fluchte öfter als sonst.
    Michael folgte ihnen mit schwungvollen Schritten.
    Nachdem Mr Hardraker in sein Zimmer zurückg e bracht worden war, gingen Mr Cleever und die and e ren sich erst einmal waschen und suchten sich frische Kleidung. Michael blieb in dem Zimmer mit dem Kreuzbalken und betrachtete die Pläne und Skizzen mit unbeteiligtem Interesse. Ohne Schwierigkeiten erkannte er den Pit, aber die Muster der eingemeiße l ten Ornamente waren ihm ein Rätsel.
    »Na, Michael.« Mr Cleever war wieder da. Er ha t te ein frisches Hemd an, sein Gesicht war gewaschen und er strahlte, aber er humpelte durch den Raum. »Als du heute Morgen mit mir mitkamst, hättest du da geglaubt, dass du zu so unglaublichen Dingen f ä hig bist?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich glaube nicht, dass ich das allein getan habe. Es war eine Reaktion auf … Mr Hardraker. Es war eine Art Herausforderung. Wenn ich nicht … «
    »Du hast bewundernswert reagiert. Das hat uns ziemlich beeindruckt. Wir hatten selbstverständlich irgendwas erwartet, a ber nichts so Heftiges, sonst hätten wir nicht so dicht daneben gestanden, nicht wahr, Vanessa?« Er lachte, aber Miss Sawcroft, die gerade hereing e kommen war, lachte nicht. Sie setzte sich auf einen Stuhl an den Tisch mit dem Kreuz und daraufhin setzten sich auch Michael und Mr Cleever.
    »Los, sag es ihm«, sagte sie.
    »Ich bin ja schon dabei. Also, Michael … «, Mr Cleever sprach nun in einem ernsthafteren Ton. »Du hattest ganz recht mit deiner Annahme, dass Mr Ha r drakers Hand vorhin mit im Spiel war, aber nicht ganz so, wie du denkst. Eigentlich habt ihr beiden das zusammen bewirkt, durch eine Verbindung eurer Energien mit seinem Willen.«
    »Wieso Verbindung? Ich musste meine Kraft ei n setzen, um seiner standzuhalten«, widersprach M i chael. »Und er hat sie in keiner Weise mit seinem Willen beeinflusst.«
    »Aber ja doch. Sonst wären Vanessa und ich jetzt Rußflecken an den Wänden dieses bedauernswerten Zimmers. Mr Hardraker hat uns vor der vollen Wucht deines Feuers beschützt. Und es war dir auch nur aufgrund seiner Anweisung möglich, so viel Kraft aufzubringen.« Michael runzelte die Stirn, und Mr Cleever fuhr fort: »Du kannst es ja jetzt noch mal versuchen. Du kannst zwar Gegenstände in Brand setzen, aber nicht in diesem Ausmaß. Ich sehe, dass du mir meine Worte übel nimmst, aber das musst du nicht: In dir brodelt viel mehr Kraft, als Vanessa oder ich besitzen, ganz zu schweigen von den andern. A ber du bist noch nicht gewillt, sie einzusetzen. Im G e gensatz zu Mr Hardraker. Die Kraft seines Wi l lens kannst du dir nur schwerlich vorstellen.«
    »Und warum setzt er dann nicht selbst seine S u perkräfte ein?« Michael war insgeheim wütend – die Unterstellung, dass dieser grausige alte Mann sich seiner bedient hatte, machte ihn stinksauer.
    »Oh, diese Frage zielt genau auf den Kern unserer Schwierigkeiten, und es ist auch dein Problem, also behalte bitte einen kühlen Kopf.«
    Michael atmete tief ein und lehnte sich zurück.
    »Wir sind alle miteinander verbunden«, fuhr Mr Cleever fort, »weil der Drache uns geholt hat. Das macht uns eine Zeit lang glücklich, aber letztendlich kommen wir dafür in die Hölle. Sieh dir Joseph Ha r draker an. Er wurde als junger Mann geholt, als Fahrräder noch eine neue Erfindung waren und es noch keine Autos gab. Oh ja, er ist jetzt weit über hundert Jahre alt, unser Joseph, und wer weiß, wie lange er noch als lebender Toter hier verweilen wird, bevor sein Herz endlich aufhört zu schlagen. Er b e wegt sich nicht, isst nichts, trinkt nichts, er braucht das nicht mehr. Zeit hat keine Bedeutung für ihn, das hat er alles hinter sich gelassen, er ist nur noch eine Flamme von Willenskraft, die endlos lange in seinem Kopf brennt. Möchtest du wissen,

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