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Drachenglut

Titel: Drachenglut
Autoren: Jonathan Stroud
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langsam.
    Stephen sah ihn aus müden Augen an. »So hat M i chael mich im Wald aufgespürt. Und wahrscheinlich haben sie uns auch so in den Feldern gefunden. Sie wissen, wo ich bin, Tom.«
    Tom schwieg. Er wartete.
    Nach einer Pause fuhr Stephen fort: »Weißt du, beide Male waren sie aber gezielt hinter mir her. Jetzt ist bei ihnen eine Menge los, glaub ich. Zu viel Aufregung. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich ganz auf den Wirrim. Wir müssen darauf hoffen, dass wir uns ihnen nähern können, ohne dass sie mich beme r ken.« Er stand auf. »Und ich weiß genau, wo sie hinwollen. Alle ihre Seelen verfolgen eine einzige Absicht. Wir können ihnen leicht folgen.«
    Als Antwort schulterte Tom den Speer.
    Stephen hob den Rucksack auf.
    Sie liefen durch den Wald nach Norden zu den Ausläufern des Wirrim. Es war zehn Minuten nach eins.

 
     
    39
     
    Ein bitterer Gestank nach Rauch hing über dem A n ger von Fordrace, der Nachgeschmack eines scha r fen Brandgeruchs. Er schien auf allen Oberfl ä chen zu haften und sich tief in die Haut- und Stofffalten ei n zugraben, und er hing wie eine unsichtbare Decke über allem, was er berührte.
    Die Wiese war fast menschenleer. Einige der L ä den ringsum hatten geschlossen, darunter auch der von Pilate, ein noch nie da gewesenes Ereignis.
    Der Eis-Kiosk war geschlossen. Ganz hinten auf dem Anger stand ein Grüppchen von Dorfbewo h nern. Sie redeten miteinander und nahmen die paar verwirrten Touristen gar nicht wahr, die ratlos neben ihren Autos standen.
    Aus dem Schatten des Kirchenportals überblickte Wachtmeister Joe Vernon die Szene. Schließlich ging er langsam zu seinem Auto und fuhr los in Ric h tung McIntyre -Haus und Wirrim.
    Nach einer langen Nacht, in der sie den Brand b e kämpft hatten, wollte Joe Vernon eigentlich nur noch ins Bett und schlafen. Doch nachdem er von der U n ruhe bei den Läden gehört hatte, wollte er unbedingt sofort mit dem Pfarrer und Geoffrey Pilate sprechen. Doch die ließen sich nirgendwo blicken. Miss Price in der Kirche hatte Tom den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen und Mr Pilate reagierte weder auf Klopfen noch Klingeln.
    Jetzt konnte er es nur noch bei Stephen McIntyre versuchen.
    Doch auch dort antwortete niemand auf sein Kli n geln. Die Haustür war abgeschlossen, aber die Hi n tertür stand offen. Joe betrat die Küche und bemerkte sofort, dass es hier stark nach Rauch roch, trotz der Kühle und Leere. Dann sah er die Aschespur auf der Treppe.
    Fünf Minuten später kam Joe Vernon mit grimm i ger Miene wieder aus dem Haus heraus.
    Auf dem Rückweg fuhr er an einer niedergewal z ten Hecke vorbei. Dahinter zog sich die schwarze, nasse Fläche mit Halmen und verbrannter Erde bis hoch zum Hügelkamm und glänzte stumpf in der Sonne. Joe dachte an Neil Hopkins, dessen Feld das einmal gewesen war und den er zuletzt im Kranke n wagen gesehen hatte, bedeckt mit einem weißen L a ken.
    Brennen, brennen …
    Die Gruppe auf dem Anger war jetzt größer g e worden. Alle wichtigen Leute aus dem Dorf standen da. Junge Männer und Frauen, die entweder bei der Feldarbeit sein oder im Bus nach Stanbridge sitzen sollten, standen neben den Älteren, den Gemeind e ratsmitgliedern oder Vorsitzenden des Bridgeclubs oder Wandervereins. Der Eisverkäufer, der Souveni r ladenbesitzer, der Feldarbeiter und die Frau vom Postamt – viele Einwohner von Fordrace sahen zu, wie Wachtmeister Vernon anhielt und langsam au s stieg. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Fahrertür und sah sie an.
    »Irgendwelche Neuigkeiten, Joe?«, fragte ein ju n ger Mann.
    »Leider so gut wie nichts.« Wachtmeister Vernon ließ den Blick besorgt über die vielen Gesichter schweifen. Die Mienen waren von einer ungewoh n ten und beunruhigenden Entschlossenheit.
    »Also, Jack hier hat was gesehen«, sagte der junge Mann. »Erzähl’s ihm, Jack.«
    Ein Mann mit hellem Haarschopf und rosigem G e sicht trat unbehaglich von einem Fuß auf den andern und sah den Polizisten nicht direkt an.
    »Ich hab sie gestern Nachmittag gesehen«, sagte er langsam. »Ungefähr eine Stunde bevor das Feuer ausbrach.«
    »Wen?«, fragte Joe Vernon.
    »Die McIntyre -Jungs und den Pfarrer. Hinter d e nen sind Sie doch her, oder?«
    »Stimmt.«
    »Also«, fing Jack an wie einer, der die Geschichte schon mehrmals erzählt hat, »ich sitz gestern Nac h mittag draußen vor dem Gasthof und da kommt George Cleever im Auto vorbei, er fährt zum Haus von den McIntyre s. Kurze Zeit später kommt er z u rück,
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