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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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nervös und aufgeregt. Zweimal hatte Sarah ihn beim Trägerwechsel dabei beobachtet, wie er an den Wegrand trat und lange und unbewegt in die dunstige Weite starrte. Falls er da unten etwas gesehen hatte, ließ er es sich aber nicht anmerken. Während des weiteren Aufstiegs beobachtete er unablässig seine Gefährten, seine Bl i cke huschten von einem zum andern. Aber Sarah sah er nicht an, nur ein Mal trafen sich ihre Blicke und da wurde er rot und wandte den Kopf ab.
    Er wirkte viel älter, als er in Wirklichkeit war, und in seinem Gesicht waren Falten, wo vorher noch ke i ne gewesen waren. Trotzdem war er manchmal in seinen Bewegungen oder seiner Mimik derselbe jü n gere Bruder wie früher.
    Vor ihr schaute die Kapuze des orangegelben A n o raks seitlich neben der hohen Lehne hervor, und der Stuhl bewegte sich mit entsetzlicher Schwere auf und ab. Nichts verriet, ob noch Leben in diesem Körper war, aber Sarah hatte ihr erstes Zusamme n treffen mit Mr Hardraker noch gut in Erinnerung. Sie fragte sich verzweifelt, weshalb das alles geschah.
    Den ganzen Nachmittag über waren sie langsam den Hügel hochgestiegen. Warum taten sie das? W a rum kletterten sie auf den Wirrim und schleppten mit solcher Mühe den leichenhaften alten Mann mit sich? Ihr fiel kein Grund ein. Und dennoch …
    Sarah kniff die Augen zusammen, weil grelles Sonnenlicht über die mit Steinhaufen und Hügelgr ä bern übersäte Anhöhe auf sie herab schien. Plötzlich fiel ihr das Buch des Wurms wieder ein, das Bild an der Wand des Bauernhauses und die Muster auf dem Kreuz, und tief drinnen wusste sie, woran die and e ren glaubten.
    Und sie wurde mitgeschleift.
    Mit plötzlicher Klarheit sah sie vor ihrem inneren Auge wieder die Kreatur auf dem Kreuz, mit all i h ren Windungen und Zähnen und Klauen.
    Als sie den Grund erriet, warum die anderen sie mitgenommen hatten, legte sich ein schweres, kaltes Gewicht auf ihren Magen.

 
     
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    Tom und Stephen liefen am Bach entlang, sie spra n gen von Stein zu Stein und kletterten über Felsbro c ken, die verstreut im hohen Ufergras lagen. Niemals entfernten sie sich mehr als drei, vier Schri t te von dem schlängelnden Wasserlauf, ganz gleich, wie fe l sig der Boden wurde.
    Stephen ging voran, Tom folgte und trug den Speer, dessen Gewicht er beim Gehen ständig ausb a lancieren musste.
    Die Nachmittagssonne drang nicht mehr bis in die Tiefe der Schlucht, und die steilen Hänge des Wirrim über ihnen lagen in einem roten Licht, durchwoben von Braun und Blau. Irgendwo weit oben, wo das Gras immer noch vom Sonnenschein in Gold g e taucht wurde und die Sicht im Dunst verschwamm, verlief der Haw-Pfad von Fordrace nach Westen bis zum Gipfel hinauf. Tom und Stephen folgten dieser Richtung im Schatten und in der Kühle der Schlucht, sie liefen so rasch wie möglich und blieben nur ab und zu stehen, um den Horizont prüfend zu betrac h ten.
    Nur ein Mal war Stephen länger stehen geblieben.
    »Da.«
    Rechts oben, in weiter Ferne sahen sie eine Bew e gung – eine ganze Reihe von Bewegungen – nahe der Hügelkuppe. Tom erhaschte einen Farbblitz, e i nen Blick auf eine Reihe von Streichholzmännchen, die im Gänsemarsch hinter einer Wegbiegung ve r schwanden.
    »Das sind sie«, sagte Stephen.
    »Hast du … ?«
    »Ich hab niemanden erkannt. Ich meine: eindeutig erkannt. Aber sie sind da. Ich hab sie gefühlt.«
    Stephen sagte nicht, was er genau gefühlt hatte. Als er seinen Bruder wahrnahm, hatte er eine Erw i derung gespürt, rasch und scharf, die sich dann wi e der zurückgezogen hatte.
    Er weiß Bescheid, dachte er. Ich sollte ihnen nicht folgen. Aber ich muss das tun.
    Vor ihnen stieg das Bachbett steiler bergan, das Wasser zwängte sich zwischen großen Felsplatten hindurch, die von den Hängen herabgestürzt waren.
    Mittlerweile war es in der Schlucht noch kühler geworden, besonders in der Nähe des wasserfallart i gen Baches. Sie blieben neben einem mächtigen, rechteckigen, von Moos halb überwucherten Fel s block stehen und berieten ihre Lage.
    »Wir haben zwei Möglichkeiten.« Stephen hatte diesen Weg in der Vergangenheit schon mehrmals erforscht. »Entweder halten wir uns links, das ist der direkte Weg zum Pit, dann kommen wir ungefähr hundert Meter unter dem Überhang heraus.« Er schützte seine Augen vor dem leuchtenden Blau, das über die Hügelspitze drang. »Wir können aber auch nach rechts gehen. Dieser Weg ist leichter und wir treffen ziemlich bald auf den Pfad, aber dann müssen wir

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