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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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angeblich überall in England Drachen umgebracht hatten. Ganz sicher waren dies nichts als dreiste und widerwärtige Lügen, wie Forthing selbst einräumte, denn zur damaligen Zeit hatte es noch nicht einmal Schusswaffen gegeben.
    »Und was wollen wir nun tun, Laurence?«, fragte Temeraire später an diesem Abend im Flüsterton. Forthing hatte die Umrisse der Insel aus dem Gedächtnis aufgezeichnet, und zwar gar nicht mal so schlecht. Temeraire hatte ihm dabei geholfen. Sie waren zu dem Schluss gekommen, dass die Insel an der breitesten Stelle vielleicht eine Meile maß. Auf der westlichen Seite, wo die Franzosen mit den Beibooten angelegt hatten, war sie vor allem mit Büschen und Unterholz bewachsen, wohingegen der größte Teil der Osthälfte mit dschungelartigen Pflanzen überwuchert war. Es gab eine Menge kleiner Lagunen und Buchten, doch Temeraire und Forthing hatte die Zeit gefehlt, sie alle gründlich zu erkunden.
    »Dieser Regenwald klingt vielversprechend«, antwortete Laurence müde und wischte sich über die Stirn. In Temeraires Abwesenheit hatten die Männer am Strand alle Hände voll zu tun gehabt. Ein Verschlag war errichtet worden, um trockenes Holz zu schützen, und sie hatten ein großes Loch gegraben, um die Fässer mit Pökelfleisch entsprechend aufzubewahren. Der einzige Kessel, den man ihnen gelassen hatte, war ohne Unterlass im Einsatz, um das Abendessen aufzuwärmen, welches durch die Schildkröteneier, die Forthing mitgebracht hatte, ergänzt wurde. Niemand sonst schien sich daran zu stören, dass Forthings Hemd so mitgenommen aussah, obwohl sich Temeraire innerlich vor Scham wand und versuchte, Forthing wenigstens vor Iskierkas Blick abzuschirmen.
    »Möglicherweise finden wir im Regenwald ja Früchte und besseres Bauholz als das, was uns hier zur Verfügung steht«, meinte Laurence gähnend. Er lehnte sich an Temeraires Bein, und ihm fielen fast die Augen zu. »Wir werden kleine Stoßtrupps losschicken, wann immer wir können. Es ist eine Schande, dass wir nicht mehr Männer zur Verfügung haben, denen man vertrauen kann.«
    »Oh, ja, aber ich meinte eigentlich, was wir tun sollen, um aufs Festland zu kommen«, erklärte Temeraire. »Wir müssen einen Weg finden, nach Brasilien zu gelangen. Wir können doch nicht einfach auf die Franzosen warten und uns auf ihrem Schiff ins Gefängnis verfrachten lassen.«
    »Ich würde mich glücklich schätzen, wenn wir überhaupt so lange durchhielten«, sagte Laurence, und schon war er eingeschlafen, sodass Temeraire ihn nicht weiter bedrängen konnte.
    Es war ein unablässiger Kampf, das Essen der Männer streng zu rationieren, und vermutlich hätte man die Beschränkungen überhaupt nicht durchsetzen können, wenn Pökelfleisch auch ohne stundenlanges Kochen genießbar gewesen wäre. In der dritten Woche stellte sich heraus, dass der Vorrat an käferzerfressenem Zwieback geplündert worden war.
    »Wir sitzen ganz schön in der Klemme, Kapitän, und ganz sicher wird schon bald der Hunger an uns nagen«, berichtete O’Dea mit düsterer Befriedigung, was Laurence nur zu gerne übertrieben gefunden hätte, wenn es nicht den Ernst der Lage zutreffend widergespiegelt hätte. Fässer waren zerschmettert worden, eines fehlte gänzlich, und beinahe ebenso viel Zwieback, wie entwendet worden war, vergammelte nun an der frischen Luft. Das war sogar noch schlimmer als der Diebstahl: die schiere Dummheit, die der Selbsterhaltungstrieb allein eigentlich hätte verhindern müssen.
    »Es reicht zum Überleben, wenn wir die Rationen ab jetzt halbieren«, sagte Laurence und warf eine zerbrochene Planke von einem der kaputten Fässer zur Seite. »Allerdings nur, wenn es nicht noch einmal zu einem solchen Vorfall kommt.«
    »Wir können nicht nur von Pökelfleisch und Krabben leben«, sagte Granby, der blass neben ihm stand und sich seinen verletzten Arm an die Seite presste. »Es hilft nichts: Wir werden selber Wache schieben müssen.«
    Laurence nickte. Aber sie waren auch so schon nicht genügend Flieger für all die Arbeiten, die anfielen, wenn man für das Überleben von etlichen Hundert Menschen sorgen wollte. Zu viele von Granbys und Laurence’ Offizieren waren unter Deck der Allegiance damit beschäftigt gewesen, das Feuer zu bekämpfen, als es auf dem Schiff zu einer Explosion gekommen war. Abgesehen von Forthing war noch Granbys Zweiter Leutnant Bardesley aus dem Wrack gefischt worden. Er war ein stiller, sonnenverbrannter Mann, der in Madras an Bord genommen

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